Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
wir sollten ihn in die Notaufnahme bringen.«
Lilah blickte hoch, als ein Blitz nahe am Haus einschlug und der Regen gegen die Fenster peitschte. »Ich möchte ihn bei diesem Unwetter nicht nach draußen bringen, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
»Ich glaube, sie hat recht.« Suzanna stand auf der anderen Seite des Bettes. »Ich glaube auch, dass Lilah ein heißes Bad nehmen und sich hinlegen sollte.«
»Mir geht es gut.« Lilah war in einen Bademantel gehüllt und wurde von einem ordentlichen Schluck Brandy gewärmt.
»Du bist verrückt.« C. C. massierte Lilahs Nacken, während sie mit ihr schimpfte. »Mitten in einem Sturm ins Meer zu springen!«
»Ansonsten wäre er ertrunken.« Lilah tätschelte C. C.s Hand. »Wo ist Trent?«
C. C. seufzte bei dem Gedanken an ihren frischgebackenen Ehemann. »Er und Sloan überzeugen sich davon, dass die Baustelle gut abgesichert ist. Es gießt in Strömen, und sie sorgen sich um Wasserschäden.«
»Ich denke, ich sollte Hühnersuppe machen.« Coco betrachtete noch einmal den Patienten, während ihre mütterlichen Instinkte auf Hochtouren liefen. »Genau das braucht er, wenn er aufwacht.«
Max wachte langsam auf. Sehr benebelt. Er hörte den fernen Klang von Frauenstimmen. Leise, sachte, besänftigend. Wie Musik lullten sie ihn in Träume. Als er den Kopf wandte, fühlte Max eine sanfte Berührung an seiner Stirn. Langsam öffnete er die Augen, die noch von dem Salzwasser brannten. Der schwach erleuchtete Raum wirkte verschwommen, schwankte und nahm nur langsam Konturen an.
Sie waren zu fünft, stellte er träumerisch fest. Fünf unglaubliche Exemplare des weiblichen Geschlechts. Auf der einen Seite des Bettes war eine Blonde, poetisch schön, Augen voll Sorge. Am Fußende stand eine große, schlanke Brünette, die gleichermaßen ungeduldig und mitfühlend wirkte. Eine ältere Frau mit aschblonden Haaren und einer imposanten Figur strahlte ihn an. Eine grünäugige, schwarzhaarige Amazone neigte ihren Kopf und lächelte neugierig.
Dann war da seine Meerjungfrau. Sie saß neben ihm in einem weißen Bademantel. Ihr herrliches Haar fiel in wilden Locken bis zu ihrer Taille. Er musste irgendein Zeichen gegeben haben, denn sie alle traten etwas näher, als wollten sie ihm Trost spenden. Die Hand der Meerjungfrau legte sich auf die seine.
»Das muss der Himmel sein«, murmelte er aus trockener Kehle. »Dafür lohnt es sich zu sterben.«
Lachend drückte Lilah seine Finger. »Hübsche Vorstellung, aber wir sind hier in Maine«, verbesserte sie ihn, griff nach einer Tasse und träufelte mit Brandy angereicherten Tee über seine Lippen. »Sie sind nicht tot, nur müde.«
»Hühnersuppe.« Coco trat näher an das Bett heran, um die Decke über ihm glatt zu ziehen. Sie war eitel genug, um ihn auf der Stelle für seine Bemerkung nach dem Erwachen zu mögen. »Klingt das nicht verlockend, mein Lieber?«
»Ja.« Der Gedanke, dass etwas Warmes durch seinen schmerzenden Hals floss, war einfach herrlich. Obwohl das Schlucken wehtat, trank er noch etwas Tee. »Wer sind Sie?«
»Wir sind die Calhouns«, erklärte Amanda vom Fußende her. »Willkommen in The Towers .«
Calhoun. Der Name hatte etwas Vertrautes an sich, doch er konnte ihn nicht einordnen. »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, wie ich hierher komme.«
»Lilah hat Sie hergebracht«, erklärte C. C. »Sie …«
»Sie hatten einen Unfall«, unterbrach Lilah ihre Schwester und lächelte ihn an. »Machen Sie sich darüber jetzt keine Sorgen. Sie sollten sich besser ausruhen.«
Es ging nicht darum, was er sollte. Er musste sich ausruhen. Er dämmerte schon wieder ein. »Sie sind Lilah«, sagte er benommen. Während er in den Schlaf trieb, wiederholte er den Namen und fand ihn lyrisch genug, um davon zu träumen.
»Wie geht es heute Morgen der mutigen Lebensretterin?«
Lilah wandte sich vom Herd zu Sloan, Amandas Verlobtem, um. Mit seinen einsneunzig füllte er den Türrahmen so unverhohlen maskulin – und dazu noch entspannt –, dass sie lächeln musste.
»Ich habe mir wohl meine erste Medaille verdient.«
»Versuch’s das nächste Mal etwas weniger spektakulär.« Er kam auf sie zu und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wir möchten dich nicht verlieren. Das ist mein Ernst.«
»Einmal im Leben in die stürmische See zu springen, reicht.« Mit einem kleinen Seufzer lehnte sie sich an ihn. »Ich war wie erstarrt.«
»Was, zum Teufel, hast du da unten gemacht, wo doch ein Gewitter aufgezogen
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