Die Frauen der Calhouns 03 - Lilah
unsicher und verstopften die Straßen auf der Suche nach dem perfekten Souvenir. Für sie war das hier ein Erholungsort. Für Lilah war es das Zuhause.
Sie beobachtete einen Dreimastschoner auf seinem Weg hinaus auf See und hing ein wenig ihren Träumen nach, bevor sie wieder hineinging.
Max träumte. Ein Teil seines Verstandes erkannte, dass es ein Traum war, aber sein Magen krampfte sich noch immer zusammen, und sein Puls schlug schneller. Er war allein auf tosender schwarzer See und kämpfte gegen die sich auftürmenden Wellen, die an ihm zerrten und ihn in diese blinde, luftlose Welt ziehen wollten. Seine Lungen brannten. Sein eigener Herzschlag dröhnte in seinem Kopf.
Dann war sie da, und ihr rotes Haar umfloss ihn. Sie sprach seinen Namen aus, und in ihrer Stimme schwang ein Lachen. Sie streckte ihm ihre Arme entgegen, umschlang ihn.
Mit einem bedauernden Stöhnen erwachte er und spürte jetzt den Schmerz in seiner Schulter und seinem Kopf. Seine Gedanken entglitten ihm. Er versuchte, sich auf die hohe Kassettendecke zu konzentrieren, die von Rissen durchzogen war.
Der Raum war riesig, kam ihm aber vielleicht auch nur so groß vor, weil er so spärlich eingerichtet war, allerdings mit kostbaren Antiquitäten.
Als er sich auf die Ellbogen hochstemmte, sah er Lilah in der offenen Terrassentür stehen. Ihre langen Haare flatterten im Wind. Er schluckte. Zumindest wusste er jetzt, dass sie keine Meerjungfrau war. Sie hatte Beine. Himmel, sie hatte Beine – direkt bis zu ihren Augen hinauf. Sie trug geblümte Shorts, ein schlichtes blaues T-Shirt und ein Lächeln.
»Ach, Sie sind wach.« Sie kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Stirn. Seine Zunge wurde trocken. »Kein Fieber. Sie haben Glück.«
»Ja.«
Ihr Lächeln verstärkte sich. »Hungrig?«
Sein Magen knurrte. »Ja.« Er fragte sich, ob er jemals fähig sein würde, wieder mehr als ein Wort hervorzubringen. »Ihr Name ist Lilah.«
»Stimmt.« Sie holte das Tablett. »Ich wusste nicht, ob Sie sich noch an irgendetwas der letzten Nacht erinnern.«
Er biss die Zähne zusammen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren. »Ich erinnere mich an fünf schöne Frauen. Ich dachte, ich wäre im Himmel.«
Lachend stellte sie das Tablett auf das Fußende des Bettes und rückte seine Kopfkissen zurecht. »Meine drei Schwestern und meine Tante. Hier, können Sie sich ein wenig aufsetzen?«
Als ihre Hand an seinem Rücken hinunterglitt, um ihn zu stützen, erkannte er, dass er nackt war. Vollständig. »Äh …«
»Keine Sorge, ich werde nicht gucken. Noch nicht.« Ihr erneutes Lachen brachte ihn in Verlegenheit. »Ihre Sachen waren klatschnass. Entspannen Sie sich.« Sie schob das Tablett auf seinen Schoß. »Mein Schwager und mein zukünftiger Schwager haben Sie ins Bett gebracht.«
»Oh.« Offenbar war er wieder bei einsilbigen Wörtern angelangt.
»Probieren Sie den Tee«, schlug sie vor. »Sie haben wahrscheinlich literweise Seewasser geschluckt. Also wird Ihr Hals rau sein. Haben Sie Kopfschmerzen?«
»Teuflische.«
»Ich komme gleich wieder.« Sie ließ einen Hauch ihres exotischen Parfüms zurück.
Max versuchte, seine restliche Kraft zusammenzunehmen. Er hasste es, schwach zu sein – ein Überbleibsel einer Besessenheit aus seiner Kindheit, in der er schwächlich und asthmatisch gewesen war. Sein Vater hatte verbittert aufgegeben, seinen einzigen und enttäuschenden Sohn zu einem Footballstar aufzubauen. Unwillkürlich brachte die Übelkeit unglückliche Kindheitserinnerungen zurück.
Weil er seinen Verstand stets für stärker als seinen Körper gehalten hatte, benutzte Max ihn auch jetzt, um den Schmerz abzublocken.
Minuten später kam Lilah mit einem Glas mit Kräutermedizin wieder. »Trinken Sie das. Wenn Sie gegessen haben, fahre ich Sie ins Krankenhaus.«
»Krankenhaus?«
»Sie werden sich vielleicht von einem Arzt untersuchen lassen wollen.«
»Nein.« Max schluckte die Kräutermedizin.
»Wie Sie wollen.« Sie setzte sich auf das Bett und betrachtete ihn.
Niemals in seinem Leben war er sich einer Frau sexuell dermaßen bewusst gewesen – ihrer Haut, der Form ihres Körpers, ihrer Augen, ihres Mundes. Der Aufruhr seiner Sinne bereitete ihm Unbehagen und verblüffte ihn. Er wäre beinahe ertrunken, und jetzt konnte er an nichts anderes denken, als die Frau, die ihn gerettet hatte, in seine Finger zu bekommen. Sie hat mir das Leben gerettet, erinnerte er sich.
»Ich habe mich noch nicht bei Ihnen bedankt.« Er
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