Die Früchte der Unsterblichkeit
schließlich im Ziel, wobei sie hochwirksame Silberkügelchen freisetzen. Boom Baby bringt es auf zweihundert Schuss pro Minute.«
Vor uns ertönte ein aufgeregtes Knurren. Die Erde erbebte unter dem Gewicht mächtiger Pranken.
»Werden die Silver Hawks mit dem Köter fertig?«, fragte er.
»Das werden wir gleich wissen.« Ich legte Boom Baby an. »Hierher Fiffi … Braver Junge, komm her …«
In diesem Moment kam Cerberus um die Ecke gebrettert.
Ich drückte den Abzug, ein schrilles Sirren zerriss die Luft. Das Geschoss traf Cerberus in die Brust, grub sich durchs Muskelgewebe bis zum Herzen. Blut spritzte. Der riesige Höllenhund machte noch drei Schritte, bevor er erkannte, dass ihm das tödliche Metall bereits das Herz zerfetzt hatte. Er taumelte und stürzte. Trudelnd und schlingernd kam er zwei Meter vor mir zum Halten: ein qualmender Haufen.
»Nette Wumme«, sagte Raphael.
Fünf Minuten später waren wir am Elektrozaun angelangt. Raphael spielte Feuerleiter. Ich stieß mich kräftig ab und er warf mich über den Zaun. Mit einem Salto schoss ich darüber hinweg und landete auf der anderen Seite. Als Nächstes kam Boom Baby hinübergesegelt. Ich fing die Waffe auf und legte sie vorsichtig auf die Erde. Im Inneren des Hauses würde mir Boom Baby nur im Weg sein. Ich zog meine beiden SIG Sauer 9 mm heraus und das vertraute Gewicht beruhigte mich. Raphael nahm mit der Stange in der Hand Anlauf, katapultierte sich hinüber und landete graziös neben mir. Manchmal war das Lyc-Virus durchaus von Vorteil.
Wir spurteten zum Haus und drückten uns an die Wand. Ein Tritt von Raphael und die Tür flog aus den Angeln. Ich trat ins Dunkel einer kleinen Diele. Zur Rechten führte eine Treppe ins obere Geschoss. Vor uns lag ein Gang und dahinter, durch eine Glastür getrennt, befand sich das Wohnzimmer. Im Zwielicht wirkten die Umrisse der klobigen Möbel wie die Rücken schlafender Monster.
Der widerliche Geruch von untotem Fleisch kroch mir in die Nase. Er hing im Boden, in den Teppichen. Wenn Geruch eine Farbe hätte, würde dieser Mief hier in fetten, schwarzen Ölflecken von der Leinwand triefen. Woher er genau kam, vermochte ich nicht zu sagen.
Kurz darauf nahm ich einen vollkommen anderen Geruch wahr: klinisch und bitter – Einbalsamierungsflüssigkeit. Irgendwo in diesem Haus wartete eine Leiche auf uns.
Meine Augen hatten sich allmählich an das Schummerlicht gewöhnt. Auf leisen Sohlen schlichen wir durch die Diele, sicherten den Eingang und drangen in den Flur vor.
Ganz ruhig nahmen wir uns ein Zimmer nach dem anderen vor. Am Ende dieser Jagd lauerte ein Untoter auf uns und ich hatte das ungute Gefühl, dass er uns zuerst entdecken würde.
Nachdem wir bereits zwei kleine, moderige Räume inspiziert hatten, betraten wir das Wohnzimmer. Die alten Möbel waren aufs Geratewohl gegen die Wände geschoben. In der Mitte des Raumes, auf einem verdreckten Teppich, lag die Leiche von Alex Doulos. Um seine Knöchel war eine massive Kette gewickelt, die mit einem Pfahl im Boden verankert war.
Aus dem Wust von Möbeln sah ein rot glühendes Augenpaar hervor.
Ich drückte ab. Gleich die ersten beiden Kugeln schlugen dem Vampir in den Schädel.
Er sprang.
Mit einem Hagelschauer aus Feuer und Kugeln verfolgte ich den Sprung des Blutsaugers.
Ich konnte den Lauf des Gewehrs noch gerade rechtzeitig hochreißen, als Raphael sich von hinten auf ihn stürzte. Der Vampir brach unter ihm zusammen. Meine Kugeln hatten ihm offenbar das Gehirn zermalmt. Raphael packte ihn am Kinn und entblößte seinen Hals. Ein Messerblitzen und im nächsten Augenblick segelte der Kopf des Untoten durchs Zimmer.
Ich lud rasch nach. Der Vampir war ungelenkt gewesen. Man hatte es an dem wirren Blick gesehen. Zudem hatte er sich blindlings auf mich gestürzt, obwohl wir zu zweit waren. Spinnen-Lynn war schon weg. Den Vampir hatte sie uns noch als Abschiedsgeschenk dagelassen.
Nach zehn Minuten hatten wir auch den Rest des Hauses inspiziert. Wie erwartet war es leer. Es hätte mich auch gewundert, wenn sie noch einen weiteren Vampir geopfert hätte. Zumindest fanden wir den Generator und ich stellte ihn ab. Somit hatte auch der Zaun keinen Saft mehr.
Wir kehrten zur Leiche zurück. Alex lag auf der Seite, hingeworfen wie ein alter Lappen. Der Tod hatte ihn seiner Wärme beraubt, doch waren in seinem Gesicht noch Spuren seiner Persönlichkeit auszumachen: Lachfältchen um die Augen, ein markantes Kinn, eine breite, hohe Stirn. Das Haar war
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