Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition)
begeistert, als ich erfuhr, dass zwei komplette Skelette, ein männliches und ein weibliches, im Fundament des Zentralbaus gefunden worden waren. Wie auch die merowingischen Ohrringe, die Bronzefibel und ein karolingischer Silberdenar, dessen Prägung darauf hinweist, dass das Fundament nach 794 gegossen worden sein muss.
Ezra kam ins Spiel, weil ich auch in diesem Roman nicht auf eine weibliche Hauptfigur verzichten wollte. Das aber bedeutete, dass ich mich sehr intensiv mit der Rolle der Frau im Islam des frühen Mittelalters auseinandersetzen musste. Auch dazu fand ich reichlich Rat und Lektüre. Ich las den Koran und mit großem Vergnügen noch einmal Tausendundeine Nacht in voller Länge. Drei deutschsprachige Ausgaben standen mir zur Verfügung; ich entschied mich unter anderem wegen der wunderbaren Gedichte für die Übertragung von Enno Littmann (Insel-Verlag).
Ich möchte mich bei all den vielen Menschen bedanken, die mich bei diesem Werk beraten und begleitet haben, ihr wisst, wer ihr seid. Einige möchte ich trotzdem herausheben: Ohne die Hilfe von Dombaumeister Helmut Maintz hätte ich mich nicht an dieses Thema gewagt, ohne die Aufzeichnungen aus der Studienzeit meiner alten Freundin, der Archäologin Dr. Cornelia Nippe, wäre mir das frühmittelalterliche Konstantinopel fremd geblieben, ohne meinen Nachbarn, den Sternengucker Jürgen Lemke, hätte ich nicht gewusst, wann im Mittelalter Vollmond war, ohne Carolin Gilbaya größere Schwierigkeiten mit Ezras Glauben gehabt, ohne die Kunsthistorikerin Dr. Regina Molden manches ausgelassen, und ohne Ermutigung und technische Kenntnisse meines Mannes wäre ich nicht auf die Idee gekommen, diesen Roman überhaupt zu schreiben. Ohne Michaels Bereitschaft, so viel Zeit mit Ezra, Lucas und ihrem Kuppelproblem zu verbringen, hätte ich wohl kaum bis zum Schluss durchhalten können.
M . K. Bergisches Land im Frühjahr 2013
glossar
Aachen , das wohl schon in der Jungsteinzeit besiedelt war, hieß in römischer Zeit wahrscheinlich nach einer keltischen Gottheit Aquae Granni oder Aquisgranum (»Wasser des Grannus«). Hügelgräber im Aachen er Wald weisen darauf hin, dass in der Bronze- und frühen Eisenzeit dort Kelten gelebt haben. Nach ihnen legten die Römer nahe den warmen Quellen eine etwa fünfundzwanzig Hektar große Stadt an. Im achten Jahrhundert erbaute der fränkische König Pippin der Jüngere dort einen Hof, womit Aachen als Aquis villa 765 urkundlich erwähnt wird. Karl der Große hielt sich als König erstmals im Winter 768/769 und dann noch einmal 788/789 in Aachen auf, ehe er ab 794 fast jeden Winter dort verbrachte, den Aachen er Hof zu seiner Residenz erklärte und ihn zu einer Kaiserpfalz mit Palatium und Kirche, der sogenannten Pfalzkapelle, ausbauen ließ. Im heutigen Rathaus der Stadt sieht man noch Spuren des einstigen Palatiums. Aus Karls Marienkapelle wurde der Aachen er Dom, dem in späteren Jahrhunderten eine Reihe von Anbauten hinzugefügt wurden. In diesem Roman geht es ausschließlich um den karolingischen Zentralbau.
Abbasiden: Muslimisches Herrschergeschlecht. Die Dynastie der Abbasiden löste 750 die Omayyaden des Kalifats in Bagdad ab. Sie wurden wie die Omayyaden und später die Osmanen von fast allen Sunniten anerkannt.
Abodriten: Auch Obtriten genannt, ein westslawischer heidnischer Stamm, der in Ostholstein und Mecklenburg ansässig war, sich mit Karl dem Großen gegen die Sachsen verbündete und von ihm nie genötigt wurde, zum christlichen Glauben überzutreten.
Adoptianismus: Eine aus dem dritten Jahrhundert stammende Lehre, die im achten Jahrhundert vom spanischen Bischof Felix von Urgel neu belebt wurde. Danach galt Jesus als Mensch, der von Gott durch die Taufe »adoptiert« wurde.
Aquitanien: Gebiet des Frankenreichs im heutigen Südwesten Frankreichs, damals Herrschaftsbereich König Ludwigs (des späteren Kaisers Ludwig des Frommen).
Aula regia: Die königliche Versammlungshalle einer Pfalz.
Austrien: Das östliche Frankenland zwischen Rhein und Maas.
Awaren: Zu den Hunnen gehörendes Steppenvolk, in dem zahlreiche andere Nomadenstämme Zentralasiens aufgingen und das sich im sechsten Jahrhundert an der Donau und der Theiß niederließ. Hier unterwarfen die Awaren die angrenzenden Slawenstämme und errichteten ihre sagenhaften Ringburgen . Die Ringe, mit denen sie ihre Siedlungen umgaben, widerstanden jedem Rammbock, denn sie waren aus sieben Meter breiten und sieben Meter hohen Eichenstämmen errichtet,
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