Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
zusammenbricht, werden alle diese Joules auf die eine oder andere Art zur selben Zeit freigesetzt.
Ich fragte Albert später; denn damals konnte ich ihn nicht fragen. Selbstverständlich rief ich ihn und jedes andere Datenbeschaffungs- oder Informationsprogramm, das mir erklären konnte, was los war. Aber die Kommunikationssysteme waren blockiert. Wir waren abgeschnitten. Nur das Nachrichten-PV funktionierte noch. Wir standen da und sahen zu, wie die Pilzwolke größer wurde, und hörten die Schadensmeldungen. Eine Raumfähre hatte gerade auf der Schlaufe beschleunigt, als sie in die Luft ging – das war die erste Explosion gewesen. Vielleicht hatte sie die Bombe an Bord. Drei andere waren auf der Ladespur gewesen. Über zweihundert Menschen waren jetzt Hackfleisch, dabei waren noch nicht die mitgezählt, die an der Startrampe gearbeitet hatten oder sich in den Dutyfreeshops und Bars darunter befanden oder nur einen Spaziergang in der Nähe gemacht hatten. »Ich wünschte, ich könnte Albert erreichen«, murmelte ich zu Essie.
»Was das betrifft, lieber Robin«, sagte sie zögernd, führte aber den Satz nicht zu Ende, weil es klopfte. Würden der Señor und die Señora bitte sofort in den Bolivar-Raum kommen, por favor , weil es sich um einen äußerst dringlichen Notfall handelt.
Dieser dringliche Notfall war eine Polizeikontrolle. So eine Passkontrolle hatte ich noch nie erlebt. Der Bolivar-Raum war einer dieser Säle, die man für Konferenzen unterteilen und für Bankette erweitern konnte. Jetzt war ein abgetrennter Teil voll von Turistas wie wir, von denen viele auf ihrem Gepäck hockten. Alle blickten verärgert und verängstigt drein. Man ließ sie warten. Uns nicht. Der Page, der uns geholt hatte, trug eine Armbinde mit den Initialen »S.E.R.« über seiner Uniform. Er führte uns zu dem Podium, wo ein Polizeileutnant saß. Dieser warf einen Blick in unsere Pässe und gab sie zurück. »Señor Broadhead«, begann er auf Englisch. Sein fehlerfreier Akzent trug Spuren des amerikanischen Mittelwestens. »Ist Ihnen schon der Gedanke gekommen, dass dieser Gewaltakt der Terroristen in Wirklichkeit gegen Sie persönlich gerichtet war?«
Ich machte ein dummes Gesicht. »Nicht bis jetzt«, brachte ich mühsam hervor. Er nickte.
»Wie dem auch sei«, fuhr er fort und legte seine kleine, anmutige Hand auf die vom PV ausgedruckten Kopien vor ihm. »Wir haben von Interpol einen Bericht über ein Attentat auf Ihr Leben, das die Terroristen erst vor zwei Monaten durchgeführt haben. Und ausgezeichnet organisiert. Der Commissaire in Rotterdam hebt eigens hervor, dass es sich offensichtlich nicht um einen Zufall handelte und dass weitere Versuche wahrscheinlich sind.«
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Essie beugte sich vor. »Sagen Sie, Teniente«, fragte sie und schaute ihn an, »ist das Ihre Theorie?«
»Ah, meine Theorie! Ich wünschte, ich hätte eine Theorie«, rief er wütend. »Terroristen? Zweifellos. Gegen Sie gerichtet? Möglich. Gegen die Stabilität unserer Regierung gerichtet? Noch wahrscheinlicher, meiner Meinung nach, da es in ländlichen Gegenden zu weit verbreiteter Unzufriedenheit gekommen ist. Es gibt sogar Meldungen. Ich verrate Ihnen ganz im Vertrauen, dass gewisse militärische Einheiten vielleicht einen Putsch planen. Woher man das weiß? Ich bin es, der hier die Fragen stellt. Also, haben Sie jemanden hier gesehen, dessen Anwesenheit Ihnen verdächtig vorgekommen ist? Nein? Haben Sie einen Verdacht, wer versucht haben könnte, Sie in Rotterdam zu ermorden? Können Sie irgendetwas zur Klärung dieser schrecklichen Tat beitragen?«
Die Fragen kamen so schnell, dass er offensichtlich keine Antworten erwartete oder wollte. Das quälte mich fast so wie die Zerstörung der Schlaufe. Hier zeigte sich ganz deutlich, was ich auf der ganzen Welt gesehen und gespürt hatte: eine Art verzweifelter Resignation, als ob sich die Dinge zwangsläufig zum Schlechteren entwickeln müssten und es keinen Weg gab, sie zu verbessern. Es vermittelte mir ein ungutes Gefühl. »Wir möchten gern gehen und Sie Ihrer Arbeit überlassen«, sagte ich. »Wenn Sie also keine weiteren Fragen haben …«
Er machte eine Pause, ehe er antwortete. Jetzt sah er aus wie jemand, der seine Arbeit verstand, dies auch schon bewiesen hatte. »Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten, Señor Broadhead. Ist es möglich, dass Sie uns gestatten, Ihr Flugzeug für ein oder zwei Tage auszuleihen? Es ist für die
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