Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
solltest. Ich glaube kaum, dass du so ein Ding vor deinem Tode hattest, weil es sie damals noch gar nicht gab.«
Er sah etwas beleidigt aus, erwiderte aber mein Kompliment. »Du hast wirklich außergewöhnlich gute Kenntnisse in Geschichte und technischer Entwicklung, Robin. Aber, auch wenn ich Albert Einstein bin, so nahe, wie man eben an die Realität herankommen kann, so bin ich doch nicht auf die Fähigkeiten des echten Albert Einstein begrenzt. Mrs. Broadhead hat zum Beispiel für mein Programm alle bekannten Hitschi-Aufzeichnungen ausgewertet und eingebaut. Dabei wusste mein Fleisch-und-Blut-Selbst nicht einmal, dass Hitschi existierten. Ferner habe ich in mich die Programme der meisten unserer Kollegen aufgenommen, ferner Schaltkreise, die im Augenblick dabei sind, mit dem Gigabit-Netz Verbindung aufzunehmen. Dabei habe ich jedoch noch keinen Erfolg gehabt«, gab er kleinlaut zu. »Aber ich habe mich in die örtlichen Militärleitungen eingeklinkt. Dein Start von Lagos, Nigeria, ist für morgen Mittag bestätigt worden. Dein Flugzeug wird rechtzeitig zurückgebracht.« Er runzelte die Stirn. »Stimmt irgendetwas nicht?«
Ich hatte Albert nicht genau zugehört, sondern ihn mehr angesehen. Essie hatte phantastische Arbeit geleistet. Es gab nicht mehr diese kleinen Pannen, bei denen er einen Satz mit der Pfeife in der Hand angefangen und mit einem Stück Kreide in der Hand beendet hatte. »Du kommst mir noch echter vor, Albert.«
»Danke«, sagte er und öffnete aus reiner Angabe eine Schreibtischschublade, um ein Streichholz zum Anzünden der Pfeife herauszuholen. In früheren Zeiten wäre einfach eine Streichholzschachtel in seiner Hand materialisiert. »Vielleicht möchtest du gern mehr über dein Schiff hören?«
Ich wurde munter.
»Irgendein Fortschritt seit unserer Landung?«
»Wenn ja«, entschuldigte er sich, »kann ich darüber nichts wissen, weil ich, wie ich schon erwähnte, noch keinen Kontakt mit dem Netz herstellen konnte. Ich habe aber eine Kopie des Auftragsformulars der Gateway AG. Es ist als Zwölfer eingestuft – das heißt, es könnte zwölf Passagiere befördern, wenn man es für einen einfachen Forschungsauftrag ausrüstet …«
»Ich weiß, was ein Zwölfer ist, Albert.«
»Nur, um sicherzugehen! Auf alle Fälle ist es für vier Personen ausgestattet, obwohl man noch zwei weitere unterbringen könnte. Der Testflug ging nach Gateway Zwei und zurück. Die Leistung war die ganze Zeit optimal. Guten Morgen, Mrs. Broadhead.«
Ich blickte über die Schulter. Essie war mit dem Frühstück fertig und gesellte sich zu uns. Sie beugte sich über mich, um ihre Schöpfung genauer betrachten zu können. »Gutes Programm!«, beglückwünschte sie sich selbst. »Albert! Woher hast du das Popeln?«
Albert nahm nachsichtig den Finger aus einem Nasenloch. »Aus unveröffentlichten Briefen Enrico Fermis an Verwandte in Italien. Sie sind authentisch, das kann ich Ihnen versichern. Haben Sie sonst noch Fragen? Nein? Dann, Robin und Mrs. Broadhead, schlage ich vor, dass Sie packen. Ich habe nämlich gerade über Polizeiverbindung die Nachricht erhalten, dass Ihr Flugzeug gelandet ist und gewartet wird. Sie können in zwei Stunden starten.«
So war es auch. Wir waren heilfroh und glücklich – oder beinahe glücklich. Das letzte Stück weniger glücklich. Wir gingen gerade an Bord unseres Flugzeuges, als aus der Passagierhalle hinter uns Lärm kam. Wir drehten uns um, um zu sehen, was es gäbe.
»Aber das klingt ja wie Gewehrfeuer«, stellte Essie erstaunt fest. »Und was sind das für große Dinger auf dem Parkplatz? Scheinen Autos wegzuschieben? Eines hat den Hydranten zerstört, jetzt schießt Wasser raus. Kann es das sein, was ich denke?«
Ich schob sie ins Flugzeug. »Kann es«, bestätigte ich. »Falls du es für Panzer hältst. Nichts wie weg von hier!«
Das taten wir auch. Keine Probleme. Jedenfalls nicht für uns. Albert hörte im Gigabit-Netz mit, das wieder offen war, und berichtete, dass sich die schlimmsten Befürchtungen des Teniente bewahrheitet hatten. Eine Revolution kam gerade richtig ins Rollen. Wir waren wenigstens nicht mit von der Partie. Aber an anderen Stellen im großen Universum geschahen Dinge, die uns vor große und äußerst schmerzhafte Probleme stellen sollten.
Als Gelle-Klara Moynlin aufwachte, war sie nicht tot, wie sie zuversichtlich erwartet hatte. Sie befand sich in einem Hitschi-Erkundungsschiff. Allem Anschein nach handelte es sich um einen gepanzerten
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