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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dass du nicht schon lange dem Reich des Vergessens anheimgefallen bist? Mir!"
    "Mylord! Wir brauchen ein stärkeres Ritual! Opfern wir den Mann und die Frau auf einmal! Dann haben wir Kraft genug, um jeden Angriff abzuwehren!"
    Lord Darnbys Blick schien Carter geradezu zu durchbohren.
    "Wir brauchen die Frau noch..."
    "Wozu?"
    "Um die Geister der SANTA ISABEL endgültig zu besiegen!"
     
    *
     
    Tom Hamilton kannte das Gefühl, aus dem eigenen Körper herauszutreten.
    Dutzendfach hatte er es erlebt.
    Immer dann, wenn eine seine vielen Reinkarnationen beendet gewesen war.
    Genau das geschah im Augenblick des Todes.
    Aber niemals war er aus freiem Willen aus seinem Körper herausgetreten, so wie es vergeistigte Mönche in Tibet, Indien oder Indochina vielleicht vermochten. Tom hatte oft davon gehört, dass so etwas in Augenblicken der Trance möglich war.
    Im Kloster von Pa Tam Ran hatte er unter Anleitung von Meister Heng Tem gelernt, seine Erinnerungen an vergangene Leben zu aktivieren.
    Aber er hatte es nicht geschafft, in einem Zustand der Trance aus dem eigenen Körper herauszutreten.
    'Das wird von ganz allein kommen', hatte Meister Heng Tem damals zu ihm gesagt. 'Du willst zu viel zu schnell...'
    'Was werde ich tun müssen?'
    'Nichts außer den Dingen, die du hier gelernt hast... Dann werden die Möglichkeiten deines Geistes von ganz allein wachsen. Und eines Tages, wenn der Ort und die Zeit stimmen, dann wird es dir gelingen...'
    Jetzt war dieser Augenblick offenbar gekommen.
    Ein Augenblick höchster Not.
    Toms Bewusstsein schwebte empor. Er vermochte seinen Körper - scheinbar leblos - in den rostigen Ketten hängen sehen, als ob es sich um einen Fremden handelte.
    Der einäugige Scherge erstarrte mitten in der Bewegung, bevor er die gusseiserne Kaminstange zur Seite warf. Er ging auf den leblos in den Ketten hängenden Tom Hamilton zu, packte ihn bei den Schultern und rüttelte ihn.
    Schrecken zeichnete sein Gesicht.
    Und Tom hörte in diesem Moment zum ersten Mal die STIMMEN...
    Ein leise klagender Chor, der aus einer Vielzahl verschiedener Stimmen bestand.
    WER IST DA?, rief Toms Gedankenstimme.
    Er bekam keine Antwort.
    Lediglich einen Schwall von Gefühlen der Verwirrung nahm er wahr.
    Und plötzlich erkannte Tom, wessen Stimmen er da hörte.
    Es waren die Toten.
    Die Verdammten, die in diesem düsteren Gewölbe auf so schreckliche Weise gestorben waren. Das, was von ihren Seelen übriggeblieben war. Gefühle des Schmerzes und der...
    ...Rache!
    ICH RUFE EUCH!, zuckte es durch Toms Bewusstsein. SO ANTWORTET MIR DOCH!
     
    *
     
    Die Leute aus dem Dorf waren in den Innenhof von Darnby Castle geströmt. Die Angst hatte sie hier her geführt. Sie hatten die Galeone draußen auf See gesehen und nun suchten sie hier, auf Castle Darnby, Schutz. Sie bildeten im Schlosshof einen Halbkreis. Wie in Trance murmelten sie uralte Beschwörungsformeln. Ein mächtiger Singsang übertönte das Heulen des Windes.
    Lord Darnby stand mit geschlossenen Augen da und richtete die Eisenhand in Richtung der See.
    Der geisterhaften Galeone entgegen.
    Das Kriegsgeheul der Spanier drang bereits zum Schloss herüber.
    Die Knochen, die der bleiche Lord auf dem Boden ausgeschüttet hatte, begannen zu zittern. Der Singsang schwoll noch etwas an und schließlich bildete sich eine fluoreszierende Lichtaura um den Schädel, die dann auch auf die Knochen übersprang.
    Verzweiflung zeichnete Lord Darnbys Gesicht. Es wirkte eingefallen und innerhalb von Augenblicken schien es um Jahre zu altern. Der Verfall war unübersehbar.
    Das Schiff, das sich dem Schloss näherte, wurde zunächst etwa blasser. Zeitweise konnte man die Schaumkronen der Wellen durch die Aufbauten hindurchleuchten sehen. Die SANTA MARIA schien sich langsam aufzulösen, eins zu werden mit dem grauen Nebel. Doch dann gewann sie wieder an Substanz, trat deutlicher hervor als je und die wütenden Schreie der Spanier durchdrangen den Singsang der Bewohner von Darnby...
    Ihre Gesichter waren gezeichnet.
    Lord Darnby packte den Totenschädel mit beiden Händen. Er schleuderte das leuchtende Ding der Galeone entgegen. Er zerfiel zu Staub, den der Wind verstreute.
    Der Singsang verstummte.
    Das Ritual war gescheitert. Niemand wagte es auszusprechen, aber genau das war geschehen. Der Schrecken stand in Lord Darnbys Zügen.
    Carter war der Erste, der die Sprache zurückgewann.
    "Wie lange wollt ihr noch zögern, Mylord! Euer Plan, diese Bestien endgültig zu besiegen, muss verschoben

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