Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der schwarze Hexenmeister - Scott, M: Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der schwarze Hex - The Secret of the Immortal Nicholas Flamel # 5 - The Warlock
gefährlich Perenelle sein kann. Sie wird den Lotan aufhalten.«
»Das glaube ich nicht«, flüsterte Dee. »Vergiss nicht, dieses Geschöpf trinkt Auren. Ich bin mir sicher, die Zauberin schmeckt ausgesprochen süß.« Er blickte von Billy zu Machiavelli und wieder zurück zu Billy. »Und du steckst mit ihm unter einer Decke?«
Billy trat einen Schritt näher an Machiavelli heran. »Selbstverständlich.«
»Das ist deine letzte Chance«, warnte Dee.
»Oh, muss ich mich jetzt fürchten?«
»Dann habt ihr eure Meister also endgültig betrogen.« Dee redete so leise, dass seine Worte über dem Wind kaum zu verstehen waren. »Ihr habt den Eid gebrochen, den ihr ihnen geleistet habt. Ihr seid waerloga , Schwurbrecher.«
»Du hast es gerade nötig«, erwiderte Machiavelli.
»Du hast recht, aber eure Entscheidung durchkreuzt jetzt meine Pläne.« Der Magier blickte Josh an. »Und auf welcher Seite stehst du?«, fragte er. »Auf meiner oder auf der des Italieners?«
Verständnislos blickte Josh von Dee zu Machiavelli und klappte den Mund auf und zu. Natürlich wollte er nicht, dass die Ungeheuer auf San Francisco losgelassen wurden; das war ganz einfach Unrecht. Plötzlich wurde seine Schulter ganz heiß. Er griff nach hinten und zog Clarent aus der Scheide. Kaum lag das Schwert in seiner Hand, breitete sich eine angenehme Wärme in seinem Arm aus, und in seinem Kopf veränderte sich etwas. Die Zweifel schwanden, wurden verdrängt von der Gewissheit, dass es absolut richtig war, die Kreaturen in die Straßen zu schicken. Es war sogar notwendig. Er erinnerte sich an einen Satz, den sein Vater letztes Jahr im Dezember während einer Vorlesung an der Brown Universität gesagt hatte. Er hatte Charles Darwin zitiert: »Nicht der Stärkste einer Art überlebt, nicht der Intelligenteste, sondern der, der sich am besten auf Veränderung einstellen kann.«
Ein bisschen Tod und Zerstörung, ein bisschen Hysterie und Angst konnten für die Humani nur gut sein. Sich vorzustellen, wie der Lotan die Uferstraße entlangstapfte, war schon irgendwie komisch. Er musste grinsen. Und je mehr er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, dass es eine Notwendigkeit war, den Lotan frei zu setzen. Es würde die Wesen des Älteren Geschlechts zurückbringen und darum ging es doch schließlich.
»Denk an die Zerstörung, Josh«, sagte Machiavelli.
Gebäude stürzen ein, Menschen rennen, schreien … Das Schwert pulsiert bei jedem neuen Bild.
»Du hast in San Francisco gewohnt, Josh«, erinnerte Billy ihn. »Du willst nicht, dass so etwas dort passiert, oder?«
Virginia Dare stellte sich neben Josh und legte ihm den Arm um die Schulter. »Josh weiß, wo er steht«, sagte sie und blickte ihm dabei tief in die Augen. »Er steht auf unserer Seite. Nicht wahr?«
Josh wurde knallrot. Er blinzelte, als der herbe Salbeiduft von Virginias Aura in seiner Kehle hängen blieb. Virginia Dare enttäuschen wollte er auf gar keinen Fall. »Hm, ja, ich glaube schon. Ich bin mir nicht sicher …« Der Schwertgriff wurde wärmer und seine Finger schlossen sich wie magisch angezogen fester darum. Josh war es plötzlich so heiß, dass er fürchtete, in Ohnmacht zu fallen. Am Rand seines Bewusstseins tauchten Bilder von Zerstörung und Chaos auf. Flammen loderten und ihre Schönheit faszinierte ihn. Er hörte Schreie, fand sie jedoch fast melodisch.
»Wo stehst du?«, wiederholte der Magier.
»Überlege dir deine Antwort gut«, sagte Billy.
»Das sagst ausgerechnet du!«, höhnte Dee. »Josh, stehst du auf meiner Seite oder auf der des Italieners? Und falls du auf der Seite Machiavellis stehst«, fügte er verächtlich hinzu, »darf ich dich daran erinnern, dass er gerade eben noch gedroht hat, uns an die Flamels zu verraten. Hier ist noch einer, der alles Erdenkliche tun wird, um an der Macht zu bleiben, und wenn es bedeutet, die Welt zu einem langsamen, schleichenden Tod zu verdammen.«
»In San Francisco leben über achthunderttausend Menschen«, rief Billy wütend. »Viele – vielleicht sogar die meisten – werden sterben. Willst du das, Josh? Willst du das wirklich?«
»Erinnerst du dich noch an unser Gespräch letzte Woche in Ojai?«, fragte Dee, bevor Josh antworten konnte. »Als ich dir gezeigt habe, wie die Welt sein könnte, wie sie sein wird , wenn das Ältere Geschlecht zurückkommt? Mit sauberer Luft und sauberem Wasser, Meere ohne Umweltgifte …« Während der Magier sprach, entstanden neue Bilder vor Joshs geistigem Auge.
…
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