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1625 - ... dann holt dich der Teufel

1625 - ... dann holt dich der Teufel

Titel: 1625 - ... dann holt dich der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vic Coltraine blieb ruhig und sagte: »Okay, das ist deine Meinung. Ich möchte jetzt zur Sache kommen.«
    »Bitte.«
    »Von wo aus rufst du an?«
    Short blickte durch die leicht beschlagenen Seiten der Telefonzelle nach draußen. Viel sah er nicht. Die Menschen ließen sich nicht konturenscharf erkennen. Sie sahen aus, als würden sie sich auflösen, und wirkten in der Halle mit der hohen Decke klein.
    »Aus Glasgow. Ich stehe hier auf dem Bahnhof und werde den Zug nach London nehmen.«
    »Den Nachtzug?«
    »Klar.«
    »Gut, Mike. Dann sehen wir uns ja morgen. Dann kannst du mir mehr erzählen.«
    Short verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken. »Das sagst du so leicht, Vic. Ich weiß nicht, ob wir uns morgen noch sehen können. Kann sein, dass ich da gar nicht mehr lebe.«
    »Unsinn.«
    »Doch. Mich wird der Teufel holen. Und dir kann es ebenso ergehen.« Er korrigierte sich. »Nein, dir wird es so ergehen. Das weiß ich.«
    »Und warum?«
    »Weil - weil - ach, verdammt, das weißt du selbst. Das muss ich dir nicht erst noch sagen. Es ist so.«
    »Reg dich ab, Mike.«
    »Nein!« Die Antwort war ein Schrei. So laut, dass er außerhalb der Telefonzelle zu hören war und einige Menschen anhielten, um durch die Scheiben auf den Mann zu schauen.
    »Reiß dich zusammen!«
    Mike keuchte. Er schüttelte den Kopf. »Du wirst es nie begreifen, Vic. Wir haben Mist gebaut. Große Scheiße. Die kostet uns das Leben.«
    »Mike, das reicht!«
    »Es reicht nicht. Ich…«
    Es hatte keinen Sinn mehr, wenn er noch weiterredete, denn Vic Coltraine hatte einfach aufgelegt. Er wollte sich so etwas nicht mehr anhören. Nur dauerte es etwas, bis Mike Short dies begriffen hatte. Dann schaute er auf den Hörer und schüttelte dabei den Kopf. »Idiot«, flüsterte er, »du hast nichts begriffen.«
    Mit einer wütenden Bewegung hängte Mike Short ein, drehte sich scharf um und verließ die Zelle. Er war wütend, angefressen und überaus sauer. Aber er hatte auch Angst. Höllische Angst um sein Leben, das gab er zu.
    In der Bahnhofshalle war es um diese Zeit nicht mehr so voll. Der Berufsverkehr war vorbei. Wer jetzt in einen Zug stieg und weite Strecken fuhr, der rollte hinein in die Nacht. Er würde in Richtung Süden fahren, dort lagen die großen Städte, die nicht mehr zu Schottland gehörten.
    Mike schaute auf die große Normaluhr an der Wand. In zwanzig Minuten würde der Zug fahren. Zeit genug, um sich zu beruhigen. Aber er wusste auch, dass er das nicht schaffen würde. Der Druck war einfach zu groß.
    Eigentlich hatte er noch etwas essen wollen, doch sein Hungergefühl war vergangen. Er hatte nur noch Durst. An einem Kiosk erwarb er zwei Flaschen Mineralwasser, die er mit in den Zug nehmen wollte. Sie mussten bis zum Ziel reichen.
    Anschließend bewegte er sich auf die Bahnsteige zu. Er ging dabei recht langsam, fast schlendernd, und er schaute sich immer wieder nach Verfolgern um.
    Es war nichts zu sehen, was ihm hätte Angst einjagen können. Daran glaubte er nicht. Nein, das war nicht sein Ding. Der oder die Verfolger waren unterwegs, auch wenn er sie nicht sah. Sie waren Meister der Tarnung, und sie zeigten ihr wahres Gesicht erst, wenn sie zuschlagen wollten.
    Er betrat den Bahnsteig. Dort stellte er sich in die Mitte. Die Reisetasche klemmte er zwischen seine Beine. Danach trank er einen Schluck Wasser. Es tat ihm gut, doch die Flüssigkeit schaffte es nicht, seine Angst zu vertreiben. Sie hatte sich als Druck in seiner Brust festgesetzt, und er lauschte seinem Herzschlag. Es schlug noch. Nur nicht normal.
    Viel härter als sonst.
    Sein Blick glitt über einige leere Gleise hinweg zu den anderen Bahnsteigen.
    Er wollte sehen, ob sich dort jemand bewegte, der verdächtig war. Auch das traf nicht zu. Alles lief normal ab. Dennoch traute er dem Frieden nicht.
    Mike Short hatte zwar einen reservierten Platz, jedoch nicht in einem der Schlaf abteile. Das Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen. Man hätte ihn zu leicht überfallen können, und so hatte er einen Platz in einem der normalen Abteile reserviert. Allerdings in der ersten Klasse. Für eine so weite Fahrt brauchte er eine gewisse Bequemlichkeit.
    Allmählich trafen immer mehr Fahrgäste ein, die sich auf dem Bahnsteig versammelten. Voll würde der Zug nicht werden, das stand fest. Es waren nicht nur Einzelreisende, die warteten. Paare gehörten ebenso dazu wie eine Familie mit drei älteren Kindern.
    Er traute keinem. Sehr genau schaute er sich jeden an, aber es

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