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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Elvestad
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abend zu besuchen, und sie wird mir sicher manche wertvolle Aufklärung geben können. Und dann werden wir sehen, ob es uns nicht gelingen wird, in den nächsten vierundzwanzig Stunden den mystischen Fremden zu fassen, der sicher das Geheimnis mit den drei Zimmern kannte, daraufhin Aakerholm mit so namenlosem Schrecken erfüllte und schließlich dem alten Ehrenmanne eine Kugel ins Herz jagte.«
    Asbjörn Krag hatte kaum zu Ende gesprochen, als es an die Tür klopfte.
    Bengt trat ein.
    Krag bemerkte, daß er sehr erregt war. Er hatte rote Flecken auf den Wangen und sah den Detektiv mit haßerfüllten Blicken an.
    »Sie wollen also abreisen?« fragte er.
    »Ja.«
    »Jetzt gleich?«
    »In einer Stunde geht ein Zug vom Kvamberger Bahnhof ab. Den dachte ich zu benutzen.«
    »Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben«, sagte Bengt. »Sie sollten mit dem Schnellzug fahren, der binnen kurzem von der Stadt aus abgeht. Der ist angenehmer, und außerdem hält er auf keiner Zwischenstation.«
    Krag erkannte sofort, daß der andere Mißtrauen gegen ihn hegte und nicht an seine endgültige Abreise glaubte. Nahm er den Schnellzug, so hatte Bengt doch immerhin Gewißheit dafür, daß er sich etliche Meilen von Kvamberg entfernen mußte.
    »Sehr gut«, sagte er. »Ich danke Ihnen für Ihren guten Rat. Natürlich ist mir der Schnellzug lieber.«
    »Schön. Aber ehe Sie abreisen, muß ich eine Klage gegen Sie vorbringen.«
    »Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    »Sie haben sich in einer unerhörten Weise in meine Angelegenheiten eingemischt.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Sie sind es natürlich, der Veranlassung dazu gab, daß die Polizei sich für die Selbstmordangelegenheit meines Vaters interessiert. Finden Sie nicht, daß diese Angelegenheit an sich schon traurig genug ist, und daß es nicht nötig gewesen wäre, die Familie auch noch dem öffentlichen Skandal preiszugeben?«
    »Die Familie?«
    »Als Pflegesohn habe ich doch wohl das Recht, diese Bezeichnung anzuwenden. Außerdem haben Sie einen meiner Freunde beleidigt.«
    »Wen, wenn ich fragen darf?«
    »Den Polizeidirektor.«
    »Aha, den dicken, überfütterten Herrn, den ich im Klub traf.«
    »Sie hörten wohl nicht, daß ich ihn meinen Freund nannte. Sie haben auf eine mir unverständliche Art bewirkt, daß nicht er, sondern ein grüner, junger Beamter die Sache in die Hand nahm. Ich weiß nicht, wie es Ihnen gelungen ist, das zu arrangieren, aber es soll ein Telegramm vom Polizeipräsidium aus Kristiania gekommen sein.«
    Der Arzt, der mit wachsendem Staunen diesem Gespräch gelauscht hatte, sagte sich sofort, daß er nun eine Erklärung für Krags nächtliches Telegraphieren habe.
    Der Detektiv antwortete:
    »Glauben Sie wirklich, daß ich das alles angeordnet habe?«
    »Ja.«
    »Dann wäre es ja sehr töricht von Ihnen, mit mir darüber zu sprechen.« Er sah auf die Uhr.
    »Ich muß mich beeilen«, sagte er, »wenn ich den Schnellzug noch erreichen will. Sie waren wohl auch so freundlich, mir einen Schlitten zu bestellen?«
    »Er wartet vor dem Hause auf Sie.«
    Die drei Herren gingen hinunter.
    Vor dem Haupteingang stand der junge Polizeibeamte, von dem Bengt eben so höhnisch gesprochen hatte. Es war ein beweglicher junger Mann mit offenem Gesicht und scharfen Augen. Als er Asbjörn Krag gewahrte, war er sehr erstaunt und grüßte verbindlich. Das bemerkte Bengt und zuckte zusammen.
    Aber Krag trat auf den Beamten zu und drückte ihm die Hand, indem er ihn scharf und bedeutungsvoll ansah.
    »Ach, Sie hier«, sagte er, »es freut mich, Sie wiederzusehen. Soweit ich mich erinnere, behandelte ich Sie einst an einer Halskrankheit. Wie geht es Ihnen jetzt?«
    Der Beamte, der sofort Herr der Situation war, antwortete rasch:
    »Danke, ausgezeichnet, Herr Doktor, ich bin wieder vollkommen gesund.«
    »Ja«, erwiderte Krag, indem er den Worten eine ganz besondere Betonung gab, »diese Art Erkrankung geht rasch vorüber, wenn man nur vorsichtig ist .«
    »Das bin ich, Herr Doktor.«
    Während Krag den Schlitten bestieg, wandte der junge Mann sich ab, und ein wunderliches Lächeln glitt über seine Züge.

IX
Frau Hjelm lüftet den Schleier.
    Als Asbjörn Krag sich bequem im Schlitten zurechtsetzte, fragte Bengt ihn mit einem sauersüßen Lächeln:
    »Es ist in unserem Hause Sitte, daß wir unsere Gäste weiter als nur bis vor die Tür begleiten. Sie gestatten wohl, daß ich mitfahre?«
    »Natürlich«, antwortete Krag, »es wird Hinein großes Vergnügen sein, eine so angenehme Gesellschaft

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