Fähigkeiten unbekannt
1.
»Der Wille zum Wollen ist gleichbedeutend mit Sein oder Nichtsein.«
Diese etwas eigentümlich klingenden Worte waren von einem Vertreter der logistischen Mathematik ausgesprochen worden.
Inzwischen hatten wir alle gewollt, da uns gar keine andere Wahl zu bleiben schien, als den verborgenen Sinn des Ausspruches zur Realität zu erheben.
Wir, das heißt alle Völker der Erde, hatten infolge der katastrophalen Ereignisse mit den Vertretern eines artenfremden, hochintelligenten Volkes aus den Tiefen des interstellaren Raumes endgültig gelernt, daß es ein gegenseitiges »Sich-Abschließen« nicht mehr gab. Es waren noch andere da! Wir waren nicht die einzigen Intelligenzen innerhalb unserer Milchstraße.
Die Konsequenzen hatten sich zwangsläufig ergeben. Der Mann neben mir war Russe, der hinter mir Chinese. Er trug auf dem rechten Ärmel der leichten Druckkombination das flammende Drachensymbol, einer Großasiatischen Eliteeinheit, die wir noch vor einem Jahr zwar mit großem Respekt, aber auch mit heimlichem Mißtrauen beobachtet hatten. Er gehörte zur Garde der »Himmelsstürmer«.
Die Schulterstücke des Russen an meiner Seite zeigten das flimmernde Milchstraßensymbol. Wir kannten ihn als Kapitän der russischen Raumlandedivision.
Auf der linken Brustseite meiner Elasto-Kombination funkelte das westliche Kometzeichen. Der rotgoldene Adler auf den Schultern wies mich als Oberst der amerikanisch-europäischen Wachdivision »Luna-Port« aus.
Bis zum Colonel hatte ich es in meiner Laufbahn noch nicht gebracht; aber das war den Spezialisten unserer Planungs- und Einsatzabteilung völlig gleichgültig.
Ein aktiver Agent der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr hatte das zu sein, was die jeweilige Aufgabe von ihm verlangte. Das war ein klarer, unmißverständlicher Satz der Dienstvorschriften, die bei unserer Organisation besonders genau genommen wurden.
Vor zwei Monaten und siebenundzwanzig Tagen war ich zum Sondereinsatz abkommandiert worden. Die Aufgabe war relativ ungefährlich und verlangte keine besonderen Fähigkeiten. Im Hauptquartier der GWA hatte man durchblicken lassen, man sähe meinen Mondaufenthalt als »gemäßigten Urlaub« an, der infolge der angespannten Weltsicherheitslage nicht zur unbeschwerten Erholung ausgedehnt werden könnte.
So hatte ich wieder einmal eine unserer großartigen Bio-Maskenfolien erhalten, die mir in wenigen Augenblicken das Gesicht eines älteren Sicherheitsoffiziers verlieh.
Mit einem neuen Patrouillenkreuzer der Plasma-Klasse war ich zum Mond gebracht worden; jedoch mit der ausdrücklichen Anweisung, dort oben Augen und Ohren möglichst weit offenzuhalten.
Seit meiner Ankunft auf dem Erdtrabanten fungierte ich als Chef des lunaren Sicherheitsdienstes innerhalb der AER, der Amerikanisch-Europäischen-Raumkoalition, der sich die Russen bereits angeschlossen hatten.
Es gab nicht viel zu tun. Es passierte nichts, aber auch gar nichts! Es schien, als wären jene Leute ausgestorben, die es sich zur Aufgabe gesetzt hatten, Frieden und Wohlstand der irdischen Menschheit zu stören.
Das Hauptquartier des lunaren S-Dienstes war erweitert worden. An den Flanken des Switchin-Gebirges, gelegen auf der Rückseite des Mondes, war eine neue Kuppelstation entstanden. Der Raumhafen war bereits ausgebaut und die Bildfunkverbindung zur Erde durch Relaisstationen gesichert. Ich konnte jederzeit das Hauptquartier der GWA erreichen. Auch Stepan Tronsskij, der Kapitän einer einzigartig ausgebildeten Raumdivision,
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