Die Gehilfen des Terrors
aber
nichts versucht.“
„Er ist feige. Er vergreift
sich nur an Wehrlosen. Seine bevorzugten Opfer sind Ausländer. Auch ein
geschlossenes, leeres Lokal ist wehrlos.“
„Vielleicht siehst du das alles
zu schwarz.“
„Erzähl du mir nicht wie ich
Birkl einzuschätzen habe! Ich kenne ihn. Du weißt es nur von mir.“
„Auf die Gefahr hin, Bruno,
dass du mich für selbstsüchtig hältst — aber diesmal muss ich an mein
Privatleben denken.“
Bruno antwortete mit einem
Fluch und knallte den Hörer auf den Apparat. Verdammter Mist! Es würde dumm
laufen. Er spürte es. Aber er musste verreisen. Zu viel hing davon ab: sein Ruf
in der Unterwelt — und die damit verbundenen, lukrativen ( einträglichen )
Aufträge.
Denn Bruno Scherg war nicht nur
Wirt. Er hatte was gelernt. Früher war er Techniker gewesen mit einer speziellen
Begabung für — Bomben.
Autobomben, Briefbomben, Bomben
in Taschen und Koffern. Bomben, die ihren Umkreis zerfetzten. Bomben, die nur
krachten und erschreckten. Bomben, die Brände auslösten.
Bruno hatte es zu hoher
Perfektion gebracht. Die Mundpropaganda in der Unterwelt verschaffte ihm
Kunden, die meistens im Dunkeln blieben, aber bei Lieferung bar bezahlten. Das
Geld legte Bruno im Ausland an — auf Konten. Eva, seine Frau, hatte nichts von
diesem seinem Doppelleben gewusst: Aber Bruno hatte das Geld auch für sie
vorgesehen. Eigentlich tat er das alles nur für sie.
Doch inzwischen war es
vermutlich sinnlos geworden. Denn Eva lag seit fünf Monaten im Koma, lag in
tiefster Bewusstlosigkeit, war in einer Klinik untergebracht. Die Pflege
kostete sehr viel Geld. Und Bruno gab die Hoffnung nicht auf. Eines Tages —
hoffte er — würde seine Frau wieder erwachen und ins Leben zurückkehren.
Diesmal musste er nach F.,
musste zwei Kofferbomben abliefern an zwei unbekannte Auftraggeber. Sie hatten
beträchtliche Anzahlung geleistet. Ein glattes Geschäft, also. Es waren
Zeitzünderbomben, die nicht sofort explodierten, sondern mit zwölf, bzw. 28
Minuten Verzögerung. Eine Sprengbombe und eine Bombe, die Brand auslöste.
Aber das ist die Musik von
morgen, dachte er. Jetzt... Vorbereitung auf Birkl!
Vielleicht konnte er damit
verhindern, dass der hier Feuer legte oder alles zertrümmerte. Mit etwas Glück
lief es möglicherweise doch nicht so dumm.
Wenn Heinz Birkl nächtens hier
eindrang, sollte die Falle bereit sein. Natürlich kam eine Bombe nicht infrage.
Abgesehen von der Zerstörung wäre es zudem verräterisch gewesen. Aber Birkl
sollte nach dem Köder schnappen, den Bruno auslegen würde.
Das hing mit Birkls
Leidenschaft zusammen. Er liebte Cognac. Immer hatte er hier Cognac getrunken,
nie Bier. Aber meistens nur preiswerten, ganz selten den sehr teuren PENALTY
2000 XXO.
Bruno hatte eine bauchige
Flasche von diesem Edelgesöff präpariert, hatte sie hergerichtet für seinen
Feind. Dabei half das Produkt eines Chemikers, mit dem Bruno bekannt war: ein
verkrachter, vorbestrafter Wissenschaftler — nicht ganz dicht, aber auf seinem
Fachgebiet geradezu genial. Er arbeitete in ähnlicher Weise wie Bruno — nur
eben chemisch, nicht als Meister der Bomben-Mechanik.
Dieser Chemiker hatte ein
perfides ( niederträchtiges ) Gift gemixt. Es war nicht tödlich. Aber ein
kleiner Schluck davon machte auf der Stelle bewusstlos. Und gleichzeitig begann
das Gift mit seiner grässlichen Wirkung. Es vernichtete sämtliche
Geschmacksnerven im Mund. Total. Und für immer. Fortan — hatte der Chemiker mit
selbstgefälliger Bosheit erklärt — schmecke der Betroffene nichts mehr wie
vordem. Sondern alles, was er in den Mund nehme — ob feste Nahrung oder Getränk
— schmecke in widerlichster Weise wie Jauche. Und gallebitter. Egal, ob
Marzipan oder Makkaroni, Pudding oder Petersilie, Schokolade oder Schellfisch,
Gänsebraten oder Gummibärchen — alles wurde zum Horror-Imbiss, zum reinen Ekel.
Essen wurde zur Qual.
Den Cognac, dachte Bruno,
stelle ich so ins Regal, dass er sofort gesehen wird — von dem Mistkerl. Der
wird sich nicht beherrschen. Der wird gleich eine Portion runterkippen. Dann
liegt er flach für ‘ne Weile.
Klar! Birkl würde wieder zu
sich kommen, war aber dann bestraft auf Lebenszeit.
Bruno lächelte bei dem Gedanken.
Eigentlich war das besser, als wenn Otto hier aufpasste. Andererseits war die
Falle ein Risiko. Sie konnte, aber sie musste nicht unbedingt funktionieren.
Bruno lächelte noch, als
Wilhelm Nahgast hereinkam.
Er war Mieter in der
Poseidon-Villa,
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