Die Gehilfen des Terrors
dem
Geräusch und dem Lichtschein. Beides kam aus dem Raum, in dem sich die große
Ölheizung befand.
Dort kniete ein Mann auf dem
Boden, wandte der Tür den Rücken zu und hatte sich ganz auf seine Sache
konzentriert: auf zwei umfangreiche Metallkästen. Sonst sah und hörte er
nichts.
Tim konnte ihm über die
Schulter gucken: In den Kästen war ein Gewirr von Drähten und grauer Masse, die
wie Knete aussah. Aber Kommissar Glockner hatte Tim gezeigt und erklärt, was
das ist: gefährlichster Sprengstoff. Eine Hand voll genügt, um einen Bungalow
zu zertrümmern. Die Menge in den Kästen hätte ausgereicht für die Beseitigung
einer Burganlage — und allemal für die Poseidon-Villa.
Außerdem befand sich in jedem
Kasten eine Zeitzünder-Vorrichtung mit dem Zifferblatt einer Uhr.
Bomben!, dachte Tim. Dieser
Psycho will das Haus in die Luft jagen. Aus Hass! Was sonst? Hass auf Zinse,
dem er das Schnäppchen nicht gönnt. Aber die Mieter hier! Was wäre mit denen?
Lohmann schwitzte und zitterte.
Er fummelte an einem der Zeitzünder. Tim räusperte sich. Der Pleite-Typ drehte
sich um, jedoch ohne zu erschrecken. Sein Gesicht war verzerrt.
„Hätten Sie die Leute im Haus
vorher gewarnt?“, fragte Tim ruhig.
In Lohmanns Augen stand der
Irrsinn. „Ja, das hätte ich.“
„Und wie?“
„Irene... meine Frau... sie...
sie ist draußen im Auto. Hat das Handy. Und die Liste mit allen Te... Te... Telefonnummern.
Von den Leuten. Wir rufen sie an. Damit sie ihr Leben retten, bevor hier“, er
Verschluckte sich an seiner Spucke, „das Inferno ausbricht, das Höllenfeuer,
der Vesuv. Alles wird brennen und glühen. Alles.“
„Daraus wird nichts, Lohmann.
Das Inferno ist abgesagt. Stehen Sie auf! Und Finger weg von den
Höllenmaschinen! Sie kommen mit ohne Gegenwehr, sonst... Ich musste zwar schon
vier Typen abbürsten, hier und eben. Und das sollte genug sein, sonst denkt
meine Freundin noch, mir macht so was Spaß. Trotzdem wäre immer noch ‘ne
Kopfnuss bei mir drin. Aber Sie brauchen was anderes für Ihre Rübe, nämlich
einen Nervenarzt.“
„Nein, brauche ich nicht!“
Lohmann schrie.
Dann begann er zu heulen. Es
war peinlich. Er heulte auch noch, als er — eskortiert ( begleitet ) von
den Jungs — ins Bierlokal geführt wurde, wo er auf einen Stuhl sank und das
Gesicht in den Händen verbarg.
Infos für Gaby. Dann zog Tim
los, um Irene Lohmann zu holen.
In der Ferne tönten bereits die
Sirenen von Streifenwagen, die sich rasch näherten.
*
Im Polizeipräsidium ging es
rund in der zweiten Hälfte dieser ungemütlichen Herbstnacht. Kommissar Glockner
konnte allein nicht alles schaffen. Kollegen, Verhör-Spezialisten, wurden aus
dem Bett geholt. Denn erfahrungsgemäß ist der frisch ertappte Täter am ehesten
zur Auskunft bereit, wahrscheinlich weil er noch unter Schock steht und nicht
Zeit noch Nerven hat, sich Lügen auszudenken. So wurde es eine Nacht der
Geständnisse.
Joe Reuter und Kuno Lettich
gestanden, dass sie Irene Lohmann entführt hatten — wegen der 900 000, die aber
Jens Lohmann nicht rausrückte. Lieber wollte er seine Frau opfern. Außerdem
bestätigten die beiden Terror-Gehilfen, dass sie in Zinses Auftrag die
Poseidon-Mieter schikaniert und drangsaliert hatten. Ebenfalls kam auf den
Tisch, dass Zinse von der Entführung gewusst hatte, aber das billigend
verschwieg. — Damit konnte sich der Bulldozer ein düsteres Bild seiner Zukunft
malen und auf Knast-Urlaub einrichten. Die Luxussanierung der Poseidon-Villa
würde wohl noch lange auf sich warten lassen.
Irene wurde als Mitwisserin
angeklagt. Sie hatte den psychopathischen Rache-Anschlag ihres Mannes
unterstützt — ohne allerdings zu dem Zeitpunkt zu wissen, wie kaltblütig er sie
geopfert hatte. Die Trennung von Tisch und Bett fand noch in jener Nacht statt.
Die beiden sprachen nie wieder ein Wort miteinander.
Lohmann, der auf seinen
Geisteszustand untersucht wurde, benannte Bruno Scherg als Lieferanten der
Bomben. Das war ganz schlecht für den Wirt. Seine aus dem Koma erwachte Ehefrau
würde das Bierlokal lange Zeit allein führen müssen. Außerdem hatte das
Schicksal Bruno mit der eigenen Cognac-Falle bestraft. Seine Geschmacksnerven
waren ruiniert für immer — leider auch die seines schuldlosen Bruders.
Heinz Birkl und Wilhelm Nahgast
wurden angeklagt wegen versuchten Mordes. Sie hatten mit einem strengen Richter
zu rechnen. Bei Nahgast kam hinzu, dass Bruno ihn als Raubtäter entlarvt hatte
— als jenen, von
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