Die Geisel von Zir
außer Sex interessiert, sind Kleider. Sobald ich länger als eine Stunde mit ihr zusammen bin, halte ich es vor Langeweile nicht mehr aus und suche mir irgendeinen Vorwand, um mich davonmachen zu können.«
»Nun ja, wie sagen die Krishnaner so schön: Einem geschenkten Shomal schaut man nichts ins Maul. Es gibt Männer, die stehen auf dumme Frauen. Das erhöht ihr Selbstbewusstsein, weil sie sich so schlau vorkommen können.«
»Zu denen gehöre ich leider nicht. Ich möchte meine Traumfrau finden, mich mit ihr auf der guten alten Erde niederlassen und ein Haus voll Kinder mit ihr haben.«
Strachan schüttelte den Kopf und lächelte mitleidsvoll. »Armer Fergus! Und das, wo du jede zweite umlegen könntest! Auf dich stehen sie doch fast alle. Es müssen deine schönen roten Haare sein.«
»Sehr schmeichelhaft, aber dafür kann ich mir jetzt auch nichts kaufen.«
»Wenn du schlau gewesen wärst, dann wärst du mit mir gekommen. Ich hätte schon dafür gesorgt, dass du dich so leergebumst hättest, dass du der königlichen Familie nicht mehr in die Falle getappt wärst.«
»Es war dieses Oben-ohne-Kleid, das mich so heiß gemacht hat. Trotzdem – ich bezweifle, dass Vázni wusste, was der Regent im Schilde führte. Sie hat für so was nicht den Grips …«
»Nee, nee, die hat bloß das getan, wonach ihr zumute war. Aber wenn ich mich hier so umsehe, fährst du eigentlich doch gar nicht so schlecht.«
»Ich habe die Schnauze gestrichen voll von dem, was auf Krishna als Luxus gilt. Ich hasse nun einmal jede Art von Knast, und wenn er noch so bunt angestrichen ist, besonders einen ohne Strom, fließendes Wasser und Zentralheizung.«
»Aber im Vergleich zu Zir hast du’s doch hier fast wie im Dreisternehotel.«
»Das war ja auch was anderes. So was wie hier ist für eine gewisse Zeit vielleicht ganz nett, aber nicht für ein ganzes Leben.«
Strachan senkte die Stimme. »Hast du schon daran gedacht abzuhauen? Von Barre und Shosti bist du doch auch weggekommen.«
»Und ob ich daran gedacht habe! Was dachtest du? Aber leider hat Tashian auch daran gedacht. Er lässt mich Tag und Nacht bewachen.«
»Diese Episode wird Tashians Tourismusplänen nicht gerade gut tun.«
»Das habe ich ihm auch gesagt, aber er hat bloß abgewinkt. Er meint, im Gegenteil, das würde das Geschäft höchstens noch heben. Ich würde noch seine Hauptattraktion werden, sobald ich erst begriffen hätte, welchen Glücksgriff ich getan hätte.«
»Ich weiß. Er hat deinen Touristen erzählt, du und Vázni wärt so höllisch ineinander verknallt, dass er gar nicht anders gekonnt hätte, als in die Heirat einzuwilligen, und dass ihr beide beschlossen hättet, den Rest eures Lebens in Dur zu verbringen. Tatsache ist, das Touristengeschäft gefällt ihm, aber noch viel mehr gefällt ihm seine Macht.
Aber lass den Kopf nicht hängen, Kumpel. Vielleicht stirbt der Regent ja, oder Vázni stirbt, oder du stirbst. In allen drei Fällen bist du aus deinem goldenen Käfig frei. So, jetzt muss ich aber nach Gha’id zurück.«
»Bestell Siggy schöne Grüße von mir.«
Die drei Monde Krishnas – Karrim, Golnaz und Sheb – zogen unbeirrt ihre Bahn um den Planeten. Wochen vergingen. Und ganz allmählich, je länger Reith den braven, zufriedenen Prinzgemahl spielte, begannen sich die Beschränkungen, die ihm auferlegt waren, zu lockern. Zäh und geduldig folgte er derselben Taktik, die schon bei der Hexe von Zir erfolgreich gewesen war.
Er nahm an Staatsempfängen teil (wo er die Feststellung machte, dass krishnanische Redner die Kunst, mit vielen Worten wenig zu sagen, noch besser beherrschten als ihre irdischen Kollegen), ging auf Diplomatenparties (wo er die Entdeckung machte, dass die, die über die interessanten Insiderinformationen verfügten, sich geschlossen hielten, so dass sich die Gespräche wie auf irdischen Diplomatenparties um Häuser, Kinder, Einkommen, Probleme mit den Dienstboten, Mode, Krankheiten und sonstige Wehwehchen drehten) und übergab eine neu erbaute Brücke dem Verkehr, indem er ein quer darüber gespanntes Seil mit dem Schwert durchschlug.
Er stand geduldig dabei, wenn Vázni die tagtäglich von geschäftstüchtigen Händlern in den Palast geschleppten Kleider anprobierte. Dabei entwickelte er im nachhinein ein gewisses Mitgefühl mit Tashian. Vázni hatte so viele Kleider auf Kredit gekauft, dass sie bei der gegenwärtigen Höhe ihrer Apanage Jahre brauchen würden, um allein die abzubezahlen, die sie bereits
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