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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Rettungstat. Ihr müsst, bevor Ihr von hier scheidet, die Geschichte einem unserer Schreiber diktieren. Unsere Dichter sollen daraus ein Heldenepos machen.«
    Froh darüber, dass er eine Gelegenheit hatte, das Gespräch in weniger verfängliche Bahnen lenken zu können, begann Reith mit seiner Geschichte. Die Konzentration bewirkte, dass er das heftige Pochen seines Pulses nach einiger Zeit wieder vergaß. Er war noch immer beim Erzählen, als das Geschirr weggetragen wurde.
    »Kommt in mein Wohngemach«, schlug Vázni vor, »dort können wir uns ungestört weiter unterhalten, ohne dass uns ständig diese tölpelhaften Diener ihren Atem in den Nacken blasen.«
    Sie führte ihn in das Zimmer, in das er sich seinerzeit nach seiner feuchtfröhlichen Pizapartie mit Strachan verirrt hatte. Die Prinzessin läutete eine kleine Glocke auf dem Tisch, und eine Zofe brachte einen neuen Krug Kvad und zwei Kelche. Beim Einschenken sagte Vázni: »Ich habe gehört, Meister Ries, dass ihr Erdenmenschen immer zwei Namen habt.«
    »Mindestens zwei«, sagte Reith. »Häufig sogar drei. So lautet zum Beispiel mein voller Name: Fergus MacNairn Reith.«
    »Und es heißt, dass ihr den zweiten Namen – ich meine, den letzten Namen – zur förmlichen Anrede benutzt, den ersten jedoch zur Anrede unter intimen Freunden. Ist das richtig?«
    »Ja, Douri. Freilich sind die Gebräuche oftmals von Land zu Land verschieden. In meinem Land, Amerika, verwendet man den ersten Namen schon nach kurzer Bekanntschaft.«
    »Das ist bei uns ganz anders. So ist mein wirklicher und einziger Name Vázni. Das ›bad-Dushta’en‹ bedeutet lediglich ›Nachkommen von Dushta’en‹. Auch redet man sich unter Freunden nicht mit ›Ihr‹, sondern mit ›Du‹ an. Doch nun genug dieser philologischen Spitzfindigkeiten! Darf ich ›du‹ und ›Fergus‹ zu Euch sagen, Meister Ries?« Sie sprach seinen Namen ›Fárgos‹ aus. – »Es ist mir eine große Ehre, Douri.«
    »Er ist leichter als dein anderer, welcher mit einem seltsamen Zischlaut endet, den ich nicht zu bilden vermag. Und du sollst Vázni zu mir sagen. Fahr fort mit deiner Geschichte, Fárgos. Du erzähltest zuletzt, wie du, verfolgt von den Häschern Barres, in dunkler Nacht auf schwankendem Bishtarrücken durch Sturm und Regen den Pfad hinansprengtest.«
    Fergus fuhr mit seiner Geschichte fort. Er hatte mittlerweile soviel Kvad getrunken, dass sein Kopf sich langsam zu drehen begann. Er hielt inne und unterdrückte ein Gähnen.
    »Schlimmer! Schlimmer!« sagte Vázni und drohte scherzhaft mit dem Finger. »Doch, um die Wahrheit zu sagen, auch ich beginne müde zu werden. Aber ich will um keinen Preis das Ende der Geschichte deiner Ruhmestaten verpassen, welche fürwahr die Sechs Arbeiten des Qarar noch an Größe und Heldenmut übertreffen. Ich weiß was!«
    Sie läutete erneut die kleine Glocke. Als die Zofe erschien, winkte Vázni sie zu sich heran und flüsterte ihr irgend etwas ins Ohr. Das Mädchen ging wieder, und Vázni erhob sich.
    »Komm!« hauchte sie. »Ich habe dafür sorgen lassen, dass wir ungestört bleiben.«
    Sie ergriff Reith bei der Hand und führte ihn in ihr Schlafgemach. Sie zog leise die Tür hinter sich zu, drehte sich zu Reith um, ließ die Hände an seinen Armen hochgleiten und schloss sie hinter seinem Hals. Dann küssten sie sich.
    Von diesem Augenblick an schien alles wie von selbst zu gehen, schienen Wollen und Denken ausgeschaltet, wie in einem Traum. Reith hatte das Gefühl, als öffneten sich alle Knöpfe und Schnallen wie von selbst; ihre Kleider schienen wie flüssiger Rauch von ihren Körpern zu fließen. Váznis Juwelen glitzerten wie Tautropfen auf dem Teppich.
    Dann gingen sie ganz ruhig zum Bett, ohne Hast, ohne Zögern, wie selbstverständlich, so als wären sie sich schon seit langer Zeit vertraut. Das Eindringen war so leicht und sanft, als glitte ein Schlüssel in ein gut geöltes Schloss.
     
    Reith lag wohlig entspannt auf dem Laken. Vázni hob den Kopf vom Kissen und sagte: »Fárgos, mein Lieb, was ist das für ein seltsames kleines Loch in der Mitte deines Bauches? Ist das eine Narbe von irgendeiner Verletzung?«
    »Ach, du meinst meinen Nabel, wie wir dieses Loch nennen. Ihr Eierleger habt keinen, nicht wahr? Das hängt mit der Art unserer Geburt …«
    Eine tiefe Stimme unterbrach ihn: »Fein, fein, mein Herr! Wie ich sehe, hat die Gastfreundschaft meiner Base Euer Wohlgefallen gefunden!«
    Tashian stand mit gezücktem Schwert vor dem Bett,

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