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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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unberührt von der Spannung, die sich im Wagen ausgebreitet hatte.
    »Sie ist da«, sagte Claire plötzlich. Roger trat so heftig auf die Bremse, daß Claire und Brianna nach vorn geschleudert wurden.
    »Paß auf, du Trottel«, fuhr Brianna Roger an. Fahrig strich sie sich durchs Haar. Sie schluckte heftig und beugte sich vor, um durch die Scheibe zu spähen.
    »Wo?« fragte sie.
    Um die Hände nicht aus den Taschen nehmen zu müssen, wies Claire mit einem Kopfnicken nach rechts.
    »Hinter diesem Gebüsch steht ein Auto.«
    Roger fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    »Das ist das Auto der Edgars. Ich sehe mal nach. Ihr bleibt hier.«
    Brianna stieß die Autotür so heftig auf, daß sie in den Scharnieren quietschte. Der zornige Blick, den sie Roger zuwarf, trieb ihm die Röte auf die Wangen.
    Noch bevor Roger ausgestiegen war, war Brianna schon wieder zurück.
    »Niemand da«, berichtete sie. Dann blickte sie zur Bergkuppe hinauf. »Glaubt ihr...«
    Doch Claire war bereits ausgestiegen, knöpfte sich den Mantel zu und stapfte davon, ohne die Frage ihrer Tochter zu beantworten.
    »Hier geht’s lang«, meinte sie nur.
    Sie ging vor den beiden her, und als Roger sie den Berg hinaufeilen sah, fühlte er sich an den Ausflug nach St. Kilda erinnert. Brianna schien es ähnlich zu gehen, denn sie zögerte und schimpfte dann halblaut vor sich hin. Doch schließlich griff sie nach seinem Arm und drückte ihn - ob sie ihn ermutigen oder um seine Unterstützung bitten wollte, konnte er nicht sagen. Jedenfalls gab es ihm Mut, und er tätschelte ihre Hand und zog sie unter seinem Arm hindurch. Obwohl er sich nur mit gemischten Gefühlen aufgemacht hatte, packte ihn eine gewisse Erregung, als sie sich der Bergkuppe näherten.
    Die Nacht war klar, mondlos und dunkel. Nur der Silberglanz des Sternenlichts warf einen blassen Schein auf den alten Steinkreis. Schweigend hielten die drei auf der sanft gerundeten Bergkuppe inne. Roger kam sein eigener Atem unnatürlich laut vor.

    »Das hier«, zischte Brianna leise. »ist Schwachsinn.«
    »Nein, ist es nicht«, entgegnete Roger. Plötzlich mußte er nach Luft ringen, als hätte sich ein unnachgiebiger Ring um seine Brust gelegt. »Da drüben ist ein Licht.«
    Obwohl man es kaum erkennen konnte - nur ein Flackern, das gleich darauf wieder verschwunden war -, hatte Brianna es auch gesehen. Roger hörte, wie sie scharf die Luft einzog.
    Was nun? fragte sich Roger. Sollten sie rufen? Oder würden sie Gillian dadurch zu einer voreiligen Tat treiben? Und wenn, was würde sie tun?
    Plötzlich schüttelte Claire den Kopf, als wollte sie eine Fliege verscheuchen. Sie trat so überstürzt von dem Stein zurück, neben dem sie stand, daß sie beinahe über Roger gestolpert wäre.
    Er umfaßte ihren Arm. »Ruhig, ruhig«, murmelte er. Ihr Gesicht war nur ein blasser Fleck in der Dunkelheit, doch er spürte, wie sie ein Schauder überlief. Steif und unentschlossen stand er da.
    Erst der durchdringende Geruch nach Petroleum weckte ihn aus seiner Trance. Nur undeutlich nahm er wahr, wie Brianna hastig den Kopf herumwarf, als sie den Gestank wahrnahm. Im nächsten Moment hatte er Claires Arm losgelassen und lief zur Mitte des Steinkreises, wo sich eine zusammengekauerte Gestalt dunkel vom grasbewachsenen Boden abhob.
    Da durchbrach Claires lauter und drängender Ruf die Stille.
    »Gillian!«
    Doch in diesem Moment zischte leise eine Flamme auf, und die Nacht war plötzlich taghell erleuchtet. Roger stolperte, vom Licht geblendet, und fiel auf die Knie.
    Einen Moment lang konnte er außer der schmerzenden Helligkeit des Feuers nichts erkennen. Er hörte einen Schrei und spürte Briannas Hand auf seiner Schulter. Tränen traten ihm in die Augen, und verzweifelt blinzelte er, aber er nahm nur undeutlich wahr, was vor sich ging.
    Vor dem Feuer zeichnete sich eine schlanke Gestalt ab. Sie trug ein enges Mieder und einen langen, bauschigen Rock - Kleider aus einer anderen Zeit. Bei Claires Ruf hatte sie sich umgewandt, und Roger erhaschte einen Blick auf die großen Augen und das blonde Haar, das von der Hitze des Feuers aufgewirbelt wurde.
    Als Roger sich auf die Füße mühte, schoß ihm die Frage durch den Kopf, wie Gillian einen Baumstamm dieser Größe hier heraufgeschafft
hatte. Dann traf ihn der Geruch nach verbrannten Haaren und Fleisch wie ein Schlag und plötzlich wurde es ihm klar. Greg Edgars war an diesem Abend nicht zu Hause gewesen. Und da

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