0832 - Das Siebte Siegel
Vorher
Zamorras Körper zuckte mehrmals leicht. Nicole Duval, die sich nach heißem Spiel eng an ihn gekuschelt hatte, löste ihre Umarmung vorsichtig. Er wachte nicht auf. Auch nicht, als sie mit leichtem Fingerschnipsen die Beleuchtung aufdimmte. Schwache Helligkeit erfüllte den Schlafraum, gerade so viel, dass Nicole etwas erkennen konnte.
Sie betrachtete ihren Gefährten.
Das Zucken ließ nicht nach. Wahrscheinlich träumte er schlecht.
Sie erhob sich und schlüpfte in das Tunikashirt, das sie vor ein paar Stunden nebst den anderen Textilien achtlos von sich geworfen hatte. Es reichte gerade knapp, das Notwendigste zu bedecken.
Wen störte es? Um diese Stunde hätte sie splitternackt durch Château Montagne laufen können, ohne jemandem zu begegnen.
Sie trat auf den Korridor hinaus. Zamorra schlief weiter tief und fest. Das gab ihr eine Chance, aber wahrscheinlich würde sie Hilfe benötigen.
Die Visofon-Anlage benutzte sie nicht, sondern ging selbst in den Seitenflügel des Bauwerks hinüber, wo in einer der Zimmerfluchten der Jungdrache Fooly seine Räuberhöhle eingerichtet hatte.
Sie klopfte an, aber niemand antwortete. Schlief der Drache?
Sie öffnete die Tür und sah sich um. Foolys Behausung war leer, der Drache war »ausgeflogen«.
Unwillkürlich lächelte Nicole bei diesem Gedanken; Foolys Flugkünste glichen denen eines trunkenen Huhnes. Zumindest nach außen. In Wirklichkeit konnte der kleine Bursche ausgezeichnet fliegen, aber er liebte es, seine Show abzuziehen.
Sie überlegte, wo der Bursche jetzt wohl stecken mochte, der schon über 100 Jahre zählte und trotzdem noch weit davon entfernt war, erwachsen zu werden. Während sie grübelte, sah sie eines von Sir Rhetts Computerheften auf einem kleinen Tisch liegen.
Damit hatte sich Fooly also befasst…?
In Nicole erwachte eine üble Vorahnung. Entschlossen verließ sie sein Quartier und eilte hinüber zu Zamorras Arbeitszimmer im Nordturm des Châteaus. In der Tat, da saß das kleine grüne Ungeheuerchen an einem der drei Computerterminals!
Fett, grünbraun gefleckt, etwa 1,20m hoch, mit Stummelflügeln und einem relativ langen Schweif bestückt, hatte der krokodilköpfige Drache Probleme, halbwegs vernünftig auf dem für Menschen konstruierten Bürosessel zu hocken. Er rutschte permanent unruhig hin und her. Vor seinen Nüstern stoben hin und wieder Funken auf, und in seinen großen Telleraugen funkelte es eigenartig.
Fooly am Computer… das fehlte gerade noch. Sir Rhetts Klapperatismus mochte er ruinieren, wenn der Junge sich das gefallen ließ. Aber diese EDV-Anlage war doch einige Nummern zu groß, und entsprechend der mögliche Schaden, den man daran anrichten konnte, wenn man sich dumm anstellte.
»Was, beim Brüllschweiß der Panzerhornschrexe, machst du hier?«, fragte Nicole.
Der Drache zuckte heftig zusammen. »Musst du dich so an mich heranschleichen?«, beklagte er sich dann. »Ich bin zu Tode erschreckt… erschrocken… erschröcklicht? Oder wie heißt das? Ach, du hast mich jetzt total durcheinander gebracht, Mademoiselle Nicole! Ich weiß ja nicht mal mehr, wo lechts und wo rinks ist!«
»Ja, das musste ich, sonst hätte ich’s ja nicht getan«, erwiderte sie. »Aber ich habe zuerst gefragt. Was machst du hier?«
»Ich versuche, das Passwort zu knacken«, gestand er mit lässiger Grandezza.
In der Tat - er fuckelte am BIOS herum, mit einer erstaunlichen Sicherheit, die Nicole ihm niemals zugetraut hätte, und war nahe daran, fündig zu werden!
Selbst wenn ein Passwort nirgends gespeichert wurde - im BIOS musste es an einer bestimmten Stelle abgelegt werden, sonst konnte der Computer es ja nicht identifizieren.
Nicole seufzte. Hoffentlich hatte der Drache dabei keine Einstellungen verändert! Das konnte katastrophale Folgen nach sich ziehen. Vor allem wusste selbst Nicole nicht ganz genau, welche Werte hier und da korrekt angegeben sein mussten. Olaf Hawk hatte erst vor kurzem neue Prozessoren installiert. Dabei war auch ein neues BIOS fällig gewesen, nur gab es dafür noch keine Dokumentationen, weil es diese neuen »Quadro Core«-Superprozessoren auch noch gar nicht im Handel gab! Da wurde gerade die Vorläufer-Generation, die »Dual Core«-Chips, eingeführt… aber Hawk war wohl an der Entwicklung der neuen Quadro Cores beteiligt.
»Keine Sorge«, krächzte Fooly. »Ich habe nichts verändert und zudem eine Sicherheitskopie angelegt.«
»Und wie kommst du an die heran, falls der Rechner plötzlich nicht
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