Die Germania
et argentum in pretio habent formasque quasdam nostrae pecuniae agnoscunt atque eligunt; – interiores simplicius et antiquius permutatione mercium utuntur. Pecuniam probant veterem et diu notam, serratos bigatosque. Argentum quoque magis quam aurum sequuntur, nulla affectione animi, sed quia numerus argenteorum facilior usui est promiscua ac vilia mercantibus.
Caput VI
Waffen. Pferde. Kriegswesen.
Sogar an Eisen ist kein Ueberfluß, wie sich aus dem Material der Waffen ergibt. Nur wenige führen Schwerter oder größere Lanzen. Ein Speer, in germanischer Sprache eine Frame, ist die allgemeine Waffe; das Eisen schmal und kurz, aber so scharf, und das Ganze so handlich, daß es, je nach Bedürfniß, als Stoß- oder Wurfwaffe dient. Der Reiter begnügt sich mit Schild und Frame, die Fußgänger führen noch andere Wurfgeschosse; jeder hat deren einen Vorrath, und halbnackt, wie sie sind, oder höchstens noch einen leichten Mantel um die Schultern, schleudern sie ihre Waffen auf gewaltige Entfernungen. Von prunkendem Schmucke weiß man nichts; nur den Schild bemalen sie mit einer Auswahl der buntesten Farben. Einen Panzer tragen die wenigsten; kaum ein und der andere Helm oder Haube.
Die Pferde zeichnen sich weder durch Schönheit noch durch Schnelligkeit aus, sind aber auch nicht wie die unsrigen auf kunstvolle Wendungen dressirt; gradaus geht es oder mit einer einzigen Schwenkung etwa nach rechts, in so festgeschlossener Linie, daß keiner hinter dem andern zurückbleibt. Im allgemeinen ist das Fußvolk die Hauptstärke und wird daher auch mitten im Reitergefecht verwendet. Zu einem solchen eignet sich ganz vortrefflich die Schnelligkeit dieser Fußgänger, eines erlesenen Kernes aus der gesammten Kriegsmannschaft, welcher in die vorderste Linie gestellt wird. Auch die Zahl ist bestimmt – hundert aus jedem Gau. Ein Hundert nennen sie selbst diese Mannschaft und was ursprünglich eine abstracte Ziffer war, ist jetzt ein concretes Wort und ein ehrenvoller Name.
Der germanischen Schlachtordnung liegt die Keilform zu Grund. Zurückweichen, wenn man nur wieder vordringt, gilt eher als List denn als Furcht. Die Gefallenen bringt man auch bei ungünstigem Kampf in Sicherheit. Die größte Schmach aber ist das Preisgeben des Schildes; wer es thut ist ehrlos und aus der religiösen und politischen Gemeinschaft verbannt, und schon mancher, den die Schlacht verschonte, hat einem schmachvollen Dasein durch den Strick ein Ende gemacht.
Caput VI.
Ne ferrum quidem superest, sicut ex genere telorum colligitur. Rari gladiis aut maioribus lanceis utuntur; hastas vel ipsorum vocabulo frameas gerunt, angusto et brevi ferro, sed ita acri et ad usum habili, ut eodem telo, prout ratio poscit, vel comminus vel eminus pugnent. Et eques quidem scuto frameaque contentus est; pedites et missilia spargunt, plura singuli, atque in immensum vibrant nudi aut sagulo leves. Nulla cultus iactatio; scuta tantum lectissimis coloribus distinguunt. Paucis loricae, vix uni alterive cassis aut galea. Equi non forma, non velocitate conspicui; sed nec variare gyros in morem nostrum docentur; in rectum aut uno flexu dextros agunt, ita coniuncto orbe, ut nemo posterior sit. In universum aestimanti plus penes peditem roboris; eoque mixti praeliantur, apta et congruente ad equestrem pugnam velocitate peditum, quos ex onmi iuventute delectos ante aciem locant. Definitur et numerus; centeni ex singulis pagis sunt idque ipsum inter suos vocantur, et quod primo numerus fuit, iam nomen et honor est. Acies per cuneos componitur. Cedere loco, dummodo rursus instes, consilii quam formidinis arbitrantur. Corpora suorum etiam in dubiis praeliis referunt. Scutum reliquisse praecipuum flagitium; nec aut sacris adesse aut concilium inire ignominioso fas; multique superstites bellorum infamiam laqueo finierunt.
Caput VII
König und Feldherr.
Zum König adelt die Geburt, zum Heerführer die Tapferkeit. Aber die königliche Gewalt ist nicht ein schrankenloses Belieben, und auch der Führer im Feld ist das nicht sowohl durch seine Stellung an sich als durch sein Beispiel. Immer auf dem Platz, immer ein Vorbild, immer voran im Kampf – so gehorcht man ihm, weil man ihn achtet. Ueber Leben und Tod richten darf er nicht, auch keinen fesseln, ja nicht einmal schlagen lassen. Nur der Priester darf dies, und auch dieser vollzieht dann nicht sowohl eine Strafe oder einen Befehl des Führers, sondern das Gebot des Gottes, welcher über der Walstatt waltet; denn das ist
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