Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
Arnoediad (eine alte Wortform) entspricht dem deutschen ö .
EI ist ebenfalls ein Gleitlaut, wobei der erste Bestandteil den Lautwert von e wie in »edel« hat, nicht von a wie in »eitel«.
IE sollte nicht als langes i wie in »nie« gesprochen werden, sondern als i und e , also Ni-e-nor , nicht Nie-nor .
EA und EO werden ebenfalls nicht zu einem Gleitlaut verbunden, sondern bilden zwei getrennte Silben.
Der Akzent wie in Túrin , Dor-lómin bezeichnet einen langen, ein Zirkumflex (nur in einsilbigen Wörtern) wie in Amon Rûdh einen besonders langen Vokal.
NARN I CHÎN HÚRIN
DIE GESCHICHTE
DER KINDER HÚRINS
KAPITEL 1
TÚRINS KINDHEIT
H ador Goldscheitel war ein Fürst der Edain, und die Eldar liebten ihn sehr. Solange sein Leben währte, diente er dem Hohen König Fingolfin, der ihm ausgedehnte Ländereien in jener Gegend Hithlums zum Lehen gab, die Dor-lómin genannt wurde. Seine Tochter Glóredhel heiratete Haldir, den Sohn Halmirs, Fürst der Menschen von Brethil; und auf demselben Fest heiratete sein Sohn Galdor, genannt der Lange, Hareth, die Tochter Halmirs.
Galdor und Hareth hatten zwei Söhne, Húrin und Huor. Húrin war drei Jahre älter, doch er war nicht so hochgewachsen wie andere Männer seines Stammes. Darin schlug er dem Volk seiner Mutter nach, doch in jeder anderen Hinsicht war er wie Hador, sein Großvater, von großer Kraft und feurigem Gemüt. Doch Húrins inneres Feuer brannte mit stetiger Flamme, und stark und unerschütterlich war sein Wille. Von allen Menschen im Norden wusste er am besten Bescheid über die Absichten der Noldor. Sein Bruder Huor dagegen war sehr groß an Gestalt; er war der größte aller Edain, mit Ausnahme seines Sohnes Tuor, und ein schneller Läufer. Doch wenn das Rennen lang und hart war, erreichte Húrin stets als erster das Ziel, denn er lief am Ende der Strecke mit der gleichen Ausdauer wie am Anfang. Die beiden Brüder liebten einander sehr, und in ihrer Jugend sah man den einen selten ohne den anderen.
Húrin heiratete Morwen, die Tochter von Baragund, Sohn des Bregolas, aus dem Hause Beor; sie war somit eng verwandt mit Beren dem Einhänder. Morwen war dunkelhaarig und hochgewachsen, und wegen ihres strahlenden Blicks und der Schönheit ihres Angesichts wurde sie von den Menschen Eledhwen, die Elbenschöne, genannt. Doch sie war stolz und ernsten Sinnes. Das Unglück des Hauses Beor betrübte sie; denn nach der Niederlage in der Bragollach kam sie als Vertriebene von Dorthonion nach Dor-lómin.
Das älteste Kind von Húrin und Morwen hieß Túrin, und es wurde in dem Jahr geboren, in dem Beren nach Doriath kam und Lúthien Tinúviel, Thingols Tochter, fand. Morwen gebar Húrin auch eine Tochter, die den Namen Urwen erhielt; doch von allen, die sie in ihrem kurzen Leben kannten, wurde sie Lalaith, das Lachen, genannt.
Huor heiratete Rían, die Base Morwens; sie war die Tochter von Belegund, dem jüngeren Sohn des Bregolas. Ein hartes Schicksal ließ sie in solchen Zeiten zur Weltkommen; denn ihr Gemüt war sanft, und sie liebte weder die Jagd noch den Krieg. Ihre Liebe galt den Bäumen und Blumen der Wildnis, und sie war eine Sängerin und Liederdichterin. Nur zwei Monate war sie mit Huor verheiratet, als er mit seinem Bruder in die Nirnaeth Arnoediad zog, und sie sah ihn niemals wieder.
Aber nun kehrt die Geschichte zu Húrin und Huor in ihrer Jugend zurück. Es heißt, dass die Söhne Galdors eine Zeit lang in Brethil als Ziehsöhne von Haldir, ihrem Onkel, lebten, wie es bei den Menschen des Nordens in jenen Tagen Brauch war. Sie zogen oft mit in den Kampf gegen die Orks, die damals die nördlichen Grenzgebiete des Landes heimsuchten; denn Húrin, auch wenn er erst siebzehn Jahre zählte, war stark, und Huor, der Jüngere, war bereits so groß wie die meisten erwachsenen Menschen jenes Volkes.
Eines Tages gingen Húrin und Huor mit einem Trupp Kundschafter los, doch sie gerieten in einen Hinterhalt der Orks und wurden von ihren Gefährten getrennt, und die Orks verfolgten die beiden bis zur Furt von Brithiach. Dort wären sie gefangen oder erschlagen worden, hätte Ulmos Kraft, die im Sirion noch stark war, dies nicht verhindert. Es heißt, dass ein Nebel aus dem Fluss aufstieg und sie vor ihren Feinden verbarg; so entkamen sie über die Brithiach nach Dimbar. Dort wanderten die Brüder in großer Not zwischen den Hügeln unter den steilen Wänden der Crissaegrim einher, bis sie ratlos zwischen den Trugwerken jenes Landes
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