Die Gilde der Diebe
Marianne werden die Suche nach ihm nicht aufgeben, oder?«
»Hoffen wir einfach, dass ihn keiner von beiden findet. Wenn auch nur die Hälfte von dem, was man über den Purpur-Stein erzählt, wahr ist, dann würde er sie noch gefährlicher machen, als sie jetzt schon sind. Aber darüber können wir uns ein anderes Mal den Kopf zerbrechen. Was willst du jetzt tun?«
Jonathan zuckte mit den Schultern.
»Ich finde, wir sollten zuerst den Rest der Gilde suchen und nachsehen, ob es ihnen gut geht. Und danach sollte ich Miss Elwood zu meinem Vater bringen.«
Der Wermensch sah ihn bedeutungsvoll an.
»Bist du dir sicher, dass es eine gute Idee ist, direkt nach Lightside zurückzugehen? Vor allem, wenn man bedenkt, was auf dem Polizeirevier vor sich gefallen ist?«
»Weißt du, das hatte ich schon fast vergessen.«
»Oh, Jonathan«, seufzte Miss Elwood. »Was hast du bloß wieder angestellt?«
»Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte er. »Alles fing damit an, dass ich zurückgekommen bin, um Dad zu sehen …«
epilog
Später, als die Kerzen fast vollständig heruntergebrannt waren und die Dunkelheit sich wieder des großen Zirkuszeltes bemächtigte, bewegte sich etwas unter der Bühne. Eine Gestalt kroch hustend und niesend mit einer dicken Staubschicht in den Haaren hervor.
Selbst jetzt konnte Sam immer noch nicht glauben, dass er die Sache durchgezogen hatte. Es war leicht gewesen, Raquella zum Jahrmarkt zu folgen. Und Mountebank war so sehr damit beschäftigt gewesen, gegen Jonathan zu kämpfen, dass er seinen Lehrling nicht bemerkt hatte, der sie von der Büchsenwurfbude aus beobachtete. Sam wusste zwar nicht genau, warum er das getan hatte, aber nach dem Tod des Magiers war er um das Zirkuszelt herumgelaufen und unter der Zeltplane hindurchgeschlüpft. Einerseits wollte er wissen, wie es Raquella ging, aber da gab es noch einen Grund, der schwer zu erklären war. Er hatte das eigenartige Gefühl, dass er jetzt an der Reihe war, ins Rampenlicht zu treten.
Als er die Kiste auf dem Podest sah, wusste Sam plötzlich, was er zu tun hatte. Er war jahrelang mit Mountebank zu dem Jahrmarkt gekommen. Daherwusste er, dass unter der Bühne im Zirkuszelt Platz für eine schlanke Person war und dass das Podest einen doppelten Boden hatte. Am schwierigsten war es, den Austausch behutsam und leise vorzunehmen. Als der Vampir die Kiste öffnete und ins Leere starrte, musste Sam sich zusammenreißen, um nicht die Faust in die Luft zu recken und laut zu jubeln. Mountebank hatte immer behauptet, dass sein Lehrling es nie zum Zauberer bringen würde, aber was würde er wohl jetzt sagen?
Wie dem auch sei, als Sam seinen Schatz unter der Bühne hervorzerrte, wurde seine Hochstimmung durch eine dunkle Vorahnung gedämpft. Er hatte erwartete, ein außergewöhnliches Juwel vorzufinden, das in der Dunkelheit leuchtet. Stattdessen blickte er auf einen modrigen Gesteinsbrocken, der ungefähr die Größe eines Ziegelsteins hatte. Eine Ecke war abgeschlagen und mit etwas befleckt, von dem Sam nur erahnen konnte, dass es sich um Blut handelte. Dies sollte also das legendäre Artefakt sein, das mit der Macht Jack the Rippers getränkt war und für das sein Meister gestorben war?
Sam hob den schweren Stein auf und ging voller Zweifel zum Ausgang des Zirkuszelts. Er hatte den Purpur-Stein gestohlen, aber was um Darksides willen sollte er nun damit machen?
Fortsetzung folgt …
Über den Autor
Tom Becker
träumte davon, Schriftsteller zu werden, seitdem er einen Stift halten konnte. Er studierte Geschichte in Oxford, wo er ganze Tage in der berühmten Bibliothek zubrachte. In seiner Freizeit verschlang er jeden Fantasy-Roman, dessen er habhaft werden konnte. Im Jahr 2007 legte der 25-Jährige dann seinen ersten Roman vor, mit dem er eine ganz eigene Welt erschaffen hat: D
ARKSIDE
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