Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
sind erbärmlich. Deshalb tut Ihr lieber so, als gäbe es sie gar nicht. Hier habt Ihr alle erdenklichen Annehmlichkeiten.« Sie zeigte auf die prächtigen Möbel im Raum. »Jeder weiß, dass der König Euch eine Menge Gold für Eure Arbeit bezahlt. Nun, wenn Ihr alle so viel Mitleid für uns empfindet, dann solltet Ihr einen Teil des Geldes dazu benutzen, den Menschen zu helfen, aber genau das tut Ihr nicht. Ihr behaltet Euren Wohlstand lieber für Euch.«
Er schürzte die Lippen und musterte sie nachdenklich. Sie war sich der Stille im Raum plötzlich eigenartig bewusst. Als ihr klar wurde, dass sie sich von ihm hatte provozieren lassen, knirschte sie mit den Zähnen.
»Wenn man irgendeinem der Menschen in den Hütten, die du kennst, eine große Summe Geldes gäbe«, sagte er, »meinst du, er würde alles hergeben, um anderen zu helfen?«
»Ja«, lautete ihre Antwort.
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Also würde nicht ein Einziger von ihnen sich versucht fühlen, das Geld für sich zu behalten?«
Sonea hielt inne. Sie kannte einige Menschen, die sich so verhalten würden. Nun ja, mehr als nur einige.
»Ein paar von ihnen würden das Geld wohl behalten«, gab sie zu.
»Ah«, sagte er. »Aber du möchtest nicht, dass ich glaube, alle Hüttenleute seien egoistisch, nicht wahr? Ebenso wenig solltest du glauben, dass alle Magier nur an sich selbst denken. Zweifellos würdest du mir außerdem versichern, dass die Menschen, die du kennst, trotz ihrer Verstöße gegen das Gesetz oder ihrer rauen Art zum größten Teil anständige Leute sind. Dann ergibt es keinen Sinn, dass du alle Magier für die Fehler, die einige von ihnen machen, oder für ihre hohe Geburt verurteilst. Die meisten von uns, das kann ich dir versichern, bemühen sich darum, anständige Menschen zu sein.«
Stirnrunzelnd wandte Sonea den Blick ab. Was er sagte, klang vernünftig, aber es tröstete sie keineswegs. »Vielleicht«, erwiderte sie. »Trotzdem habe ich in den Hütten keinen einzigen Magier gesehen, der den Menschen dort hilft.«
Rothen nickte. »Weil wir wissen, dass die Hüttenleute unsere Hilfe ablehnen würden.«
Sonea zögerte. Er hatte natürlich Recht, aber wenn die Hüttenleute die Hilfe der Gilde ablehnten, dann nur deshalb, weil die Gilde ihnen allen Grund gegeben hatte, sie zu hassen.
»Geld würden sie nicht ablehnen«, bemerkte sie.
»Angenommen, du gehörst nicht zu den Menschen, die ihren Reichtum horten würden - was würdest du tun, wenn ich dir hundert Goldmünzen gäbe, die du nach eigenem Belieben verteilen könntest?«
»Ich würde den Menschen zu essen geben«, antwortete sie.
»Hundert Goldstücke würden ausreichen, um einige wenige Menschen für viele Wochen mit Nahrung zu versorgen, oder viele für nur einige wenige Tage. Danach wären diese Menschen wieder genauso arm wie zuvor. Du hättest kaum etwas ausgerichtet.«
Sonea öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder. Darauf wusste sie nichts zu sagen. Er hatte Recht und auch wieder nicht. Es konnte nicht richtig sein, wenn man nicht einmal versuchte zu helfen.
Seufzend blickte sie an sich hinunter und verzog das Gesicht angesichts der unförmigen Kleidungsstücke, die sie trug. Obwohl sie wusste, dass ein Themenwechsel bei ihm vielleicht den Eindruck erwecken würde, dass er die Auseinandersetzung gewonnen hatte, zupfte sie an dem Morgenmantel.
»Wo sind meine Kleider?«
»Weg. Ich werde dir neue geben.«
»Ich will meine eigenen Sachen«, protestierte sie.
»Ich habe sie verbrennen lassen.«
Ungläubig starrte sie ihn an. Ihr Mantel war zwar schmutzig und an manchen Stellen verkohlt, aber von guter Qualität gewesen - und Cery hatte ihn ihr geschenkt.
Es klopfte an der Tür. Rothen erhob sich.
»Ich muss jetzt gehen, Sonea«, sagte er. »In einer Stunde bin ich zurück.«
Er ging zur Tür hinüber, und dahinter konnte sie kurz einen weiteren luxuriösen Raum erkennen. Als er die Tür schloss, horchte sie auf das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde, und eine schwache Hoffnung flackerte in ihr auf, als das Geräusch ausblieb.
Stirnrunzelnd betrachtete sie die Tür. War sie durch Magie verschlossen worden? Sie trat einen Schritt näher, dann hörte sie auf der anderen Seite der Tür gedämpfte Stimmen.
Es hatte keinen Sinn, jetzt schon einen Fluchtversuch zu wagen, aber vielleicht später...
Schmerz umklammerte seinen Kopf wie eine eiserne Zange, aber er konnte etwas Kühles spüren, das ihm hinter den Ohren
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