Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
VORWORT
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
natürlich geht es uns gut – objektiv betrachtet. Wir leben in einem Land mit sehr guter medizinischer Versorgung. Wir, die beiden Autoren, sind noch weit entfernt vom Rentenalter. Trotzdem leiden wir manchmal, ob unter Schnupfen, Schlafstörungen oder Gelenkknacken.
In diesem Buch wollen wir Sie mitnehmen in die Welt der irren Krankheitsängste und der Harakiri-Aktionen im Ärztehaus. Wir erzählen das Leben aus der Sicht von Nutella-Süchtigen, Koffein-Junkies und Internet-gebildeten Patienten. Und wir berichten von unseren zahlreichen Erlebnissen mit den Vertretern unseres Gesundheitssystems. Oft lustig, manchmal skurril, zuweilen aber auch schockierend: Wie reagiert man, wenn einen die Augenärztin durch eine Brille anschaut, in der ein Glas fehlt, oder der Androloge nicht aufhört, nach Potenzproblemen zu fragen? Da hilft nur Humor.
Wie ist es bei Ihnen? Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker? Unsere Antwort lautet: manchmal.
Denn Patienten werden zu unnötigen Behandlungen überredet, weil diese lukrativ für den Arzt sind. Manchmal verbringt man Stunden im Warte- und Sekunden im Sprechzimmer – um dann mit unverständlichen Diagnosen und ohne, dass die wichtigsten Fragen geklärt wären, nach Hause geschickt zu werden. Das muss besser werden, finden wir. Ja, natürlich schätzen und ehren wir euch, liebe Ärzte – aber nur, wenn ihr euch gut um uns kümmert!
Auch der Pharmaindustrie sind wir durchaus dankbar für die eine oder andere Rezeptur. Allerdings, was sie uns da manchmal so unterjubelt, ist schon bedenklich – und oft noch nicht einmal wirksam. Wir wollen aber nichts einnehmen, dessen Wirksamkeit nicht durch wissenschaftliche Studien belegt ist. Wir glauben an die Wissenschaft und die evidenzbasierte Medizin, für die nur das als hilfreich gilt, was sich in wissenschaftlichen Studien als wirksam erwiesen hat – ohne sie würden wir alle mehr Schmerzen erleiden und früher sterben. Bei Scharlatanen, ihren pseudowissenschaftlichen Erklärungen und Diagnosen aber sehen wir rot, also versuchen wir, sie mit vernünftigen Argumenten zu entkräften. Vielleicht können wir so verhindern, dass der eine oder andere ihnen auf den Leim geht.
Keine Sorge: Wir lassen Sie natürlich nicht alleine mit unseren Ängsten und Wehwehchen. Wir wollen gesund sein, deshalb haben wir uns bei Ärzten und Professoren, jeweils Koryphäen ihres Fachs, kundig gemacht, ob unsere Sorgen berechtigt sind. Lassen Sie sich also mit uns beruhigen oder auf Alarmierendes hinweisen. Und wenn Sie solche Sorgen nicht kennen, lachen Sie einfach über uns und unsere Gebrechen, das ist uns am liebsten – und sogar gesund.
Frederik Jötten & Jens Lubbadeh, September 2013
ECHT KRANK?
Der schmale Grat zwischen Wehwehchen und Krankheiten
In Sekunden setzt sich das Bild zusammen: Hier ein Symptom, da das Wissen um eine Krankheit – und schon ist die Angst da. Könnte das, was ich da spüre, ein Hinweis auf etwas Schlimmes, vielleicht sogar Tödliches, sein? Jetzt muss schnell Hilfe her – und wenn es Sonntag ist, dann eben rasch in die Notaufnahme. Filmemacher Woody Allen, einer der bekanntesten Leidensgenossen, hat einmal beschrieben, wie er nachts mit seiner Frau ins Krankenhaus fuhr. Er hatte am Hals einen Fleck entdeckt, der ihm verdächtig nach einem Melanom, dem bösartigen schwarzen Hautkrebs, ausgesehen hatte. Nur, um in der Notaufnahme von einem sichtlich entnervten Arzt zu hören: «Ihr Knutschfleck ist gutartig.»
Nein, so schlimm sind wir nicht,
wir
haben wirklich was! Zugegeben, manchmal vielleicht auch nur etwas zu viel Phantasie. Dennoch sind Menschen wie wir, die sich vor Krankheiten fürchten, keine Simulanten. Dieses Missverständnis kam wohl mit Molière in die Welt. Argan, die Hauptperson seines Theaterstücks «Der eingebildete Kranke», hat Angst vor allen möglichen Krankheiten. Der Titel suggeriert aber schon, dass Argan sich die Krankheit nur einbildet. Das Meisterwerk von 1673 ist wohl die Geburtsstunde der Hypochonder-Komödie. Man kann eben gut lachen über Menschen, die mehr Angst vor Krankheiten haben, als notwendig erscheint, ob im 17 . Jahrhundert oder heute, wo Harald Schmidt und Woody Allen mit ihren Krankheitssorgen die Zuschauer erheitern.
Natürlich sind die beiden genauso wenig Hypochonder wie wir, denn Hypochondrie ist, im Gegensatz zum umgangssprachlichen Gebrauch des Begriffs, eine ernsthafte psychische Störung, die ein normales Leben unmöglich
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