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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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zu einem flüchtigen Lächeln. »Lady Rani, Ihr beehrt uns mit Eurer Anwesenheit.« Der Priester wandte sich seinem Vorgesetzten zu und erhob die Stimme. »Vater, erinnert Ihr Euch an Lady Rani?«
    Der Heilige Vater beugte sich vor, wobei sein einem Totenschädel ähnlicher Kopf auf seinem Hals zitterte, der zu dünn schien, ihn zu tragen. Rani hielt den Atem an. Sie erinnerte sich, mit aller Ehrfurcht eines Kindes zum Heiligen Vater aufgeblickt zu haben, mit der Sicherheit, dass er allein zwischen ihr und der mutwilligen Macht all der Tausend Götter stand.
    Der Heilige Vater war während König Halaravillis Regentschaft nicht freundlich behandelt worden. Der alte Mann war gebeugt, sein Rückgrat war in sich zusammengesunken, und seine Hände zitterten durch eine Schüttellähmung unkontrolliert, während er sich schwer auf einen eichenen Stock stützte. Sein Blick war umwölkt und seine Augen wässerig, als hätte Staub oder frisch gemähtes Heu sie gereizt. Seine Stimme zitterte ebenfalls, als er eine Hand zum Segen hob. »Lady Rani. Erste Pilgerin. Aber das war damals nicht Euer Name, nicht wahr?«
    Rani errötete angesichts der Ausflucht, die sie vor so langer Zeit benutzt hatte. »Nein, Heiliger Vater. Ihr kanntet mich als Marita.«
    »Gesegnet sei Jair«, intonierte der Heilige Vater, und Rani war sich nicht sicher, dass er sie gehört oder ihre Worte verstanden hatte.
    Auf jeden Fall ahmte Dartulamino das Zeichen des Heiligen Vaters über seiner Brust nach, und dann wandte sich der junge Mann wieder an den König. »Ja, gesegnet sei Jair, der über ganz Morenia wacht«, sagte der Priester. Rani glaubte eine Warnung hinter jenen Worten zu hören, eine Botschaft der Gefolgschaft. Aber bevor sie sicher sein konnte, bat Hal seine Gäste zum Intarsientisch hinüber, der in der Mitte des Raumes stand.
    Normalerweise bewunderte Rani die Holzeinlegearbeit, ließ die Finger über die unglaublich glatte Oberfläche gleiten. Heute Abend empfand sie die wunderschöne Arbeit jedoch als beunruhigend, genauso wie sie merkte, dass sie sich nicht auf den edlen Goldpokal oder die geschnitzte Elfenbeingabel neben ihrem Schneidebrett konzentrieren konnte. Sie war als Vermittlerin hier, als Händlerin. Sie hätte später Zeit, bei all der Pracht zu verweilen. Im Moment musste sie ihre Aufmerksamkeit der vorliegenden Angelegenheit widmen.
    Diese Angelegenheit sollte alsbald beginnen. Als die Diener dampfende Tabletts mit frisch gebratenen Fleischsorten hereinbrachten, nickte Dartulamino heftig. Ein Lakai tat ihm eine Portion des mit frischen Kräutern zubereiteten Fasans auf, und der Priester bemerkte: »Es überrascht mich, die Küche des Verteidigers von der kürzlichen Tragödie auf Morens Straßen unbeeinträchtigt zu sehen.«
    Verteidiger. Der Titel war vollkommen angemessen, unterstrich aber Hals Ergebenheit, bezeichnete den König als einen Diener der Kirche. Kein guter Stand für beginnende Verhandlungen.
    »Unbeeinträchtigt?« Hal lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, damit der Lakai auch ihm das Essen auftragen konnte. »Wohl kaum, Mylord. Meine Küchen, mein Palast, ganz Moren leiden unter dem Feuer. Ich hoffte nur, Euch und den Heiligen Vater zu ehren und Euch ein Zeichen unserer Freude darüber vermitteln zu können, dass Ihr Euch uns heute Abend anschließen konntet.«
    »Eines Menschen Zeichen…«, begann Dartulamino, aber er wurde dadurch unterbrochen, dass sich der Heilige Vater unsicher erhob. »Vater?«, fragte der Priester besorgt und schob eine stützende Hand unter den Arm des ältlichen Prälaten.
    »Im Namen Jairs, lasst uns beten.«
    Rani beugte gehorsam den Kopf und beobachtete, wie Hal und Dartulamino ihr folgten. Der überraschte Lakai, der einen Teller mit frisch ausgegrabenen Möhren in der Hand hielt, zog die Ellenbogen näher an den Körper und beugte ebenfalls den Kopf. »Im Namen all der Tausend Götter, sprechen wir unseren Dank für die uns heute Abend dargebotene Nahrung aus.« Das Zittern in der Stimme des Heiligen Vaters ließ nach, während er fortfuhr. »Im Namen Tils, des Gottes der Goldschmiede, sprechen wir unseren Dank aus, denn Til hat uns bei der Erschaffung der Dinge von Schönheit und der Dinge von Wert angeleitet und dafür gesorgt, dass die Truhen der Kirche niemals leer sind.«
    Rani intonierte: »Im Namen Tils« und dachte, dass es ein gutes Zeichen sei, dass der Heilige Vater den Kirchenschatz von sich aus erwähnte. Sie schluckte schwer und hob den Kopf, bereit, sich um die

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