Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Arm.
Der jüngere Priester schaute über die Schulter, als sie die Schwelle erreichten. »Wir werden diese Erörterung fortsetzen, wenn ich zurückkomme. Wenn Ihr den Bedingungen der Kirche nicht zustimmen könnt, Verteidiger, dann vertraue ich darauf, dass Jair für Euch sorgen wird.«
Rani hörte die verborgene Botschaft der Gefolgschaft und hielt den Atem an, bevor sie fragen konnte, ob Dartulaminos Worte ein Versprechen oder eine Drohung wären. Sogar Hal wurde die Notwendigkeit erspart, höfliche Worte zu finden, als der Heilige Vater den Arm seines Beraters fester ergriff. Dartulamino beugte sich vor, um dem ältlichen Prälaten durch den Eingang zu helfen. Rani war sich vage der Tatsache bewusst, dass Farsobalinti im äußeren Raum hochschreckte, und sie sah ein dunkles Flattern, das gewiss Mair war, die sich in eine schattige Ecke des Vorraums duckte. Bevor sich Rani jedoch sicher sein konnte, schlug Hal die Tür zu.
»Was, im Namen all der Tausend Götter, glaubst du, was du tust?«
»Was glaubtet Ihr zu gewinnen, indem Ihr diesen armen, alten Mann den ganzen Weg den Gang entlanggehen lasst? Ihr hättet den Heiligen Vater den Waschraum in den Innenräumen benutzen lassen können.« Rani deutete auf die Tür, die zu Hals Privaträumen führte.
»Ich wollte, dass sie den Gang entlanggehen, damit sie nicht hören, wie ich dich in deinen Raum zurückschicke. Du benimmst dich heute Abend wie ein berechnendes Kind.«
»Ihr schickt mich nirgendwohin! Ihr wisst nicht, was Ihr hier tut. Ihr braucht mich.«
»Wofür? Um zu übertreiben und zu lügen? Um sie zu dem Schluss zu führen, dass ich ihre Hilfe gar nicht brauche? Um sie entscheiden zu lassen, dass ganz Moren an der Feuerlunge sterben kann?«
»Mylord, sie erkennen, dass Ihr verzweifelt seid. Jedermann, der durch die Stadt gegangen ist, weiß, dass Ihr mehr als die Hälfte Morens verloren habt. Eure Leute sterben. Sie verhungern, und sie sind krank. Eure Grenzregionen wappnen sich gegen einen Angriff. Ihr braucht die Hilfe der Kirche.«
»Und du denkst, ich bekomme sie, indem ich mich meines vermeintlichen Reichtums rühme?«
»Wir müssen uns wegen irgendetwas rühmen!« Ranis Stimme brach, während sie das letzte Wort herausschrie, und sie zwang sich, ihre Stimme zu senken. »Wir müssen aus einer starken Position heraus an sie herantreten. Ihr wisst das. Ihr habt nur Angst wegen des Feuers, wegen allem, was wir verloren haben. Mylord, das Feuer war kein über Euch verhängtes Urteil. Es war keine Rache der Götter. Es war ein Unfall, und nun müssen wir richtig handeln.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich glaube, dass es tatsächlich ein Unfall war. Ich habe heute ein neues Gerücht gehört, Ranita Glasmalerin, eines, das ich nicht mit unseren religiösen Führern teilen möchte.«
Ihr Blut gefror, als er ihren Gildenamen benutzte. Er nannte sie nie so. »Und was war das?«
»Ich hörte, dass das Feuer auf dem Gelände der alten Glasmalergilde begonnen hätte. Ich hörte, dass es gelegt worden sei, um allen zukünftigen Glasmalern eine Lektion zu erteilen. Um der Krone eine Lektion zu erteilen, weil sie sich mit der Gilde zusammengetan hat, die Morenia seinen rechtmäßigen König kostete.«
Die Anschuldigung nahm Rani den Atem, und sie konnte Hal nur mehrere Herzschläge lang anstarren. Sie hatte diesen Kampf bestritten. Sie hatte teuer dafür bezahlt, ihren Namen reinzuwaschen, den Ruf ihrer Gilde zu retten, die wahren Mörder Prinz Tuvashanorans zu identifizieren. »Mylord, Ihr könnt nicht glauben .«
»Ich erzähle dir, was ich gehört habe, Rani. Und wenn ich es höre, kannst du sicher sein, dass die Kirche es auch hört. Denk nur, wie sie diese Geschichte benutzen könnten, wenn sie beschlössen, du hättest an meinem Hof zu viel Macht inne. Selbst du solltest genug von Staatskunst verstehen, um die Gefahr zu begreifen.«
»Selbst…«, wollte sie wiederholen, entsetzt über die Verachtung in Hals Stimme.
»Ich brauche dir wohl kaum zu erzählen, dass der Heilige Vater nicht mein Lehnsmann ist. Ich kann die Kirche nicht kontrollieren. Ich kann sie nicht im Zaum halten. Du hast Dartulamino gehört – er hat mich den ganzen Abend nicht mit meinem königlichen Titel angesprochen. Er hat mich als Verteidiger angesprochen, als Untergebenen der Kirche. Wenn die Priester über ganz Morenia gebieten wollen, werde ich keine andere Wahl haben, als es zuzulassen.«
Noch immer schwindelig von der zornigen Anklage hinter Hals Worten, ließ Rani
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