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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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Lungenkrankheit begonnen hatte, seinen Vater ans Bett zu fesseln, war Clarson ins Geschäft zurückgekehrt, um sicherzustellen, dass das Vermächtnis der Mutter nicht vor die Hunde ging. Doch mit dem begierigen Stiefbruder an der Seite hatte sich seine Anwesenheit im Betrieb bald als überflüssig erwiesen und er war darüber nicht unglücklich gewesen. Vor Jahren, vor dem Bruch mit dem Vater, hatte Clarson das Geschäft über den Atlantik getragen und dem Unternehmen Zugang zu den weit geöffneten Geldbörsen der Millionäre von Boston und New York verschafft. Dies erachtete er als hinreichenden Beitrag zum Familienimperium für eine Generation. Überhaupt hatte er es stets abgelehnt, die Tätigkeit im Geschäft zum alleinigen Zentrum seiner Existenz zu machen. Solcherlei beschränkte Lebensanschauungen waren für ihn ein Ausdruck innerer Verarmung und letztlich bloß ein Symptom des fortschreitenden Kulturverfalls.
    Er schaute sich suchend um. Niemand schien sie zu erwarten. Er hatte geglaubt, auf ein Begrüßungskomitee bestehend aus Magda und ihren der Größe nach aufgereihten Kindern zu treffen, umringt von einer Entourage aus Leibwächtern und Bediensteten. Nichts dergleichen war zu erkennen. Mit dem Flieger aus London ging der Dienstbetrieb des Flughafens für diesen Tag seinem Ende entgegen und abgesehen von einigen dem Ausgang zustrebenden Passagieren war der Ort nahezu menschenverlassen.
    Der Verkäufer eines kleinen Kiosks in der Mitte der Halle schaltete die kleine Lampe über dem Ladentisch aus und schickte sich an, die Auslagen von den Journalen und Tageszeitungen zu räumen. Der Völkische Beobachter , das offizielle Organ der NSDAP, der Angriff , Goebbels’ Hetzpostille aus der sogenannten Kampfzeit vor der Machtergreifung, und die gleichgeschalteten übrigen Blätter, alle bejubelten sie die Meldung des Tages.
    Spanischer Bürgerkrieg vor seinem Ende , titelte die Berliner Morgenpost . Clarson trat heran, um den dazugehörigen Artikel zu studieren. Frankreich und Großbritannien haben am heutigen 27. Februar 1939 die nationale Regierung des General Franco als legitime Vertretung Spaniens anerkannt. Ein weiterer Baustein in des Führers Werk der Neuordnung Europas steht damit vor seiner Vollendung. Die schweren Kämpfe um die Hauptstadt Madrid halten unterdessen weiter an.
    In den Augenwinkeln erkannte er einen Mann in schwarzer Uniform mit roter Hakenkreuzbinde, der mit langen, entschlossenen Schritten auf sie zukam. Er war ausgesprochen groß, ein Stück größer noch als Clarson, dabei so schmal, dass die Offiziersmütze mit Totenkopfemblem nur schief auf seinem Kopf Halt zu finden schien. Mit eindrucksvoller Akkuratesse in der Bewegung überspielte er seine natürliche Schlaksigkeit.
    »Herr und Frau Clarson? Gestatten, SS-Oberscharführer Kraneck vom Begleitkommando Reichsminister Goebbels.« Er schüttelte Ariane und Clarson die Hand und erhob sie, kurz Haltung annehmend, zum Hitlergruß.
    »Die gnädige Frau ist leider verhindert, erwartet sie jedoch in ihrem Haus auf Schwanenwerder. Ich habe die Ehre, Sie dorthin zu geleiten. Wenn Sie mir folgen möchten?«
    »Wir warten noch darauf, dass der Zoll unser Gepäck freigibt«, warf Ariane ein.
    »Natürlich«, sagte Kraneck mit einem freundlichen Zug um den Mund. Er hatte eines jener Gesichter, die gleich auf den ersten Blick leutselig und ehrlich wirkten. »Geben Sie mir den Gepäckschein. Ich veranlasse alles Notwendige. Sie brauchen sich um nichts zu kümmern, gnädige Frau!«
    »Gut, wenn das so ist«, antwortete Ariane, reichte ihm die Kofferquittung und schritt hinter dem resolut losmarschierenden Kraneck her. Clarson stieß sich von seinem Gehstock ab und folgte ihnen. Er mochte gerade mal vierunddreißig Jahre alt sein, doch sobald er sich fortbewegen musste, machte sein versteiftes Kniegelenk ihn zu einem alten Mann.
    Kraneck führte sie zu einer schwarzen Mercedes-Limousine, die unmittelbar am Ausgang des Gebäudes parkte. Dort angekommen, schlug er dezent die Hacken zusammen, entschuldigte sich kurz und ging zu einem der Taxifahrer, die auf dem Parkplatz unter einer Laterne herumstanden und rauchten. Er gab ihm den Gepäckschein und sprach, einen Daumen in das Koppel gehakt, im Befehlston auf den eilfertig nickenden Mann ein, der daraufhin seine Zigarette austrat und im Flughafengebäude verschwand.
    »Das geht in Ordnung«, sagte Kraneck, als er Arianes besorgte Miene sah, »bei uns ist noch kein Stück Gepäck verloren

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