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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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jemand auf sie zukam. Noch war der Fremde mehrere Hundert Schritte entfernt, und Fanouns Augen waren nicht mehr die besten, aber sie konnte immerhin erkennen, dass er ein Wägelchen hinter sich herzog. Also musste es Theodril sein, ein alter Mann aus dem Dorf, der regelmäßig zum Strand kam, um Treibholz zu sammeln. Fanoun fand den Greis nicht sonderlich sympathisch, wollte aber auch nicht kehrtmachen und ihren Spaziergang vorzeitig beenden, nur um ihm aus dem Weg zu gehen. Also fand sie sich mit dem Gedanken ab, bei ihrer Begegnung ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
    Während die beiden Alten einander mit der gebotenen Höflichkeit begrüßten, kläffte Gari den Treibholzsammler in einem fort an. Fanoun hätte dem Hund am liebsten als Vorwand benutzt, um rasch weiterzugehen, aber der Inhalt des Wägelchens weckte ihre Neugier. Anders als sonst transportierte Theodril nicht nur ein paar ausgebleichte, glatt geschliffene Äste, die die Flut zurückgelassen hatte. Heute hatte er einen ganzen Haufen Planken und zersplitterte Rundhölzer gesammelt, die das Wägelchen fast unter sich begruben. So hatte der Alte dann auch seine liebe Not, den Wagen im Sand überhaupt von der Stelle zu bekommen. Als Fanoun den Blick über den Strand schweifen ließ, entdeckte sie im Saum der zurückweichenden Flut ähnliche Trümmer, die ihr bisher nicht aufgefallen waren. Der Anblick weckte traurige Erinnerungen, die ihr die Kehle zuschnürten.
    » Gab es einen Schiffbruch? « , fragte sie. » Wer ist nicht zurückgekehrt? Aus welchem Dorf sind die Männer? «
    Theodril baute sich zwischen ihr und dem Wägelchen auf, als fürchte er, Fanoun würde ihm seine Beute streitig machen. Das Bild, wie der Alte vor zwölf Jahren die Überreste des Schiffs eingesammelt hatte, mit dem ihr Mann gesunken war, blitzte vor ihrem Auge auf. Fanoun bemühte sich, ihren Abscheu zu verbergen.
    » Ich glaub, bei uns wird niemand vermisst « , nuschelte der Alte. » Außerdem muss man sich die Bretter nur mal ansehen. Das Boot is nich von hier. «
    Fanoun besah sich die Wrackteile genauer. Tatsächlich sahen sie vollkommen anders aus als die schweren Planken der Fischerboote, die in der Umgebung von Berce hergestellt wurden. Sie erstarrte, als ihr auffiel, dass ein Großteil der Bretter vom Feuer geschwärzt war. Ein Brand auf hoher See! Das Schlimmste, was der Besatzung eines Schiffs passieren kann … Ein solches Unglück überlebte niemand. Mit einem knappen Nicken verabschiedete sie sich von Theodril, rief ihren Hund und entfernte sich mit schweren Schritten.
    Gleich darauf blieb Fanoun abermals stehen. Sie konnte sich nicht erklären, warum ihr das Schicksal der unbekannten Opfer so sehr zu schaffen machte. Vermutlich, weil es seit dem Tod ihres Mannes der erste Schiffbruch war, dessen Spuren sie mit eigenen Augen sah. Traurig glitt ihr Blick über die angespülten Planken und wanderte dann weiter hinaus auf das offene Meer, hin zu dem einzigen Flecken Land, der das endlose Blau durchbrach. Die Insel Ji.
    Vielleicht war das brennende Boot ja an ihren Klippen zerschellt. Es wäre nicht das erste Mal …
    Abermals erschauderte die Witwe. Die kleine Insel hatte gewiss schon vielen Menschen das Leben gekostet.
    Dieser Gedanke war sehr viel gruseliger als die Geschichten von einem Scheren-Ungeheuer, das auf dem Meeresgrund hauste.
    Als ich Zuïas Palast zum ersten Mal sah, war ich zutiefst beeindruckt. Wer hätte gedacht, dass sich inmitten der tödlichen Sümpfe des Lus’an eine Festung aus Marmor, Gold und Seide befand? Obwohl ich noch ein Kind war, ahnte ich, dass eine solche Zurschaustellung von Luxus ungewöhnlich war. Außerdem wurde mir gleich klar, dass die Bewohner dieses Orts alles taten, um sein Geheimnis zu wahren, und in diesem Moment begriff ich, dass die Judikatoren nicht vorhatten, auch nur eines von uns einundzwanzig Mädchen jemals wieder nach Hause zu lassen. Wir standen vor unserem Gefängnis. Einem Gefängnis, das einer Schlangengrube ähnelte.
    Man gönnte uns ein paar Dekanten Ruhe auf schimmeligen, flohverseuchten Strohsäcken. Obwohl der Hunger fast unerträglich war, sank ich erleichtert in einen tiefen Schlaf.
    Andere Mädchen waren zu verstört von dem Unglück, das über sie hereingebrochen war, um schlafen zu können, und weinten die ganze Nacht. Das stellte sich als folgenschwerer Fehler heraus. Im Morgengrauen warf uns der Kerkermeister ein paar Brotlaibe in die Zelle. Sie reichten längst nicht für alle Mädchen, es sei

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