Die goldene Göttin
aber die meisten schliefen weiter, ohne zu merken, daß sie hinausgetragen worden waren.
Garth Stoneman stand in der Mitte des Hofes und wich ihren Blicken aus. Unter seinen Gewändern trug er eine Laserpistole, deren Griff in seiner schweißfeuchten Rechten lag. Er wußte, daß eine langsame Schwenkung des tödlichen Strahls genügte, um die meisten von ihnen auf der Stelle zu töten, einschließlich der Schwestern.
In diesem Augenblick sprang ein kleines Mädchen aus der Reihe und lief mit ausgestreckten Armen auf ihn zu, um sich an ihn zu werfen. Doch als sie sein zerquältes Gesicht sah, blieb sie unsicher vor ihm stehen. Als intelligentes Kind sagte sie die Worte, die nach ihrer Erfahrung alles wiedergutmachen würden.
»Papa, ich hab dich lieb.«
Stoneman zog seine Hand leer unter dem Gewand heraus, strich der Kleinen über den Kopf. Dann wandte er sich abrupt um und ging blindlings zu seinem Transporter. Die Luke schloß sich hinter ihm, und die Maschine erhob sich rasch, um nach Westen davonzuschießen, dem Vulkan entgegen.
Noch zwei Minuten, sagte die Uhr. Hundertzwanzig Sekunden bis zur Wiedereintrittszeit. Bis dahin konnte Fortune nichts tun als beobachten. Er schob den unsichtbaren Transporter so nahe wie möglich an Stonemans Maschine heran, die auf dem Kraterrand gelandet war. Die Luke ging auf, und der Zeitübertreter kam heraus.
Hundert Sekunden.
Stoneman kletterte in die Maschine zurück.
Achtzig Sekunden. Sechzig. Vierzig.
Der Mann kam wieder zum Vorschein. Er schleppte einen großen eiförmigen Gegenstand, in dem Fortune sofort die tödlichste Bombe erkannte, die TERRA je entwickelt hatte. Er trug sie langsam und mit großer Vorsicht an den Kraterrand.
Dreißig Sekunden.
Angekommen, blieb er stehen und untersuchte die Einstellung des Zünders.
Zwanzig.
Sobald der Moment des Wiedereintritts gekommen wäre, würde er wenigstens fünf Sekunden benötigen, um die Luke zu öffnen und Stoneman zu erreichen, der eben die letzten Einstellungen vornahm.
Zehn Sekunden.
Fortune griff verzweifelt nach einer letzten Möglichkeit. Neun. Acht, Sieben. Sechs. Fünf. Da. Vielleicht war es umsonst, denn er wußte nicht, was er in der Zeit, die er zu stehlen im Begriff war, tatsächlich verändern konnte, aber wenigstens hätte er den Vorteil, die genaue Einstellung zu kennen, die Stoneman der Bombe gegeben hatte.
Als der Summerton die Wiedereintrittszeit verkündete, drückte Fortune einen Knopf. Draußen hörte jede Bewegung auf. S’ratrats Flammen schienen zu gefrieren. Fortune klappte seine Sauerstoffmaske vors Gesicht, steckte Schneidbrenner und Laser ein und kämpfte sich langsam durch die schwere, jeder Bewegung widerstehende Luft zu seinem statuengleichen Gegenspieler. Er preßte die Zähne zusammen, als er die Einstellung am Bombenzünder ablas. Wie zu befürchten, hatte der Irre den kürzestmöglichen Sicherheitsspielraum gewählt – gerade ausreichend, daß Stoneman in seinen Transporter springen und starten konnte. Stonemans Finger hingen erstarrt über dem Auslöserschalter, der den ganzen Ablauf in Gang setzen würde.
Fortune wußte, daß die Bombe nicht entschärft werden konnte. Auch eine Neueinstellung des Zünders war ausgeschlossen – die Natur der gefrorenen Zeit gab jeder Materie eine unüberwindbare Trägheit. Für Fortune war der Einstellring so unbeweglich, als wäre er festgeschweißt.
Ein Knebelschalter war alles, was übrig blieb.
Vorsichtig, so daß der Strahl weder die Bombenhülle noch Stonemans Finger berührte, schoß Fortune mit dem Laser durch den Schalter. Von der Trägheit festgehalten, blieb die abgetrennte obere Hälfte an Ort und Stelle, obwohl sie nicht länger mit der Schalterwelle verbunden war. Trotzdem konnten kräftige Finger immer noch die Vierkantwelle drehen.
Fortune steckte den Laser weg und erhitzte den hartnäckigen Schalter mit dem Schneidbrenner bis nahe an den Schmelzpunkt. Wenn Stoneman den Schalter berührte, würde er nicht nur auseinanderbrechen, sondern der Mann würde sich auch die Fingerspitzen verbrennen. Dei Schmerz und die ungewollte Reaktion mußten einige Sekunden dauern – lange genug, hoffte Fortune, daß er hinrennen und dem Verrückten die Bombe entreißen konnte.
Wenn es Stoneman jedoch gelang, den Schalter zu betätigen, brauchte Fortune einen sicheren Ort, an dem er die Bombe deponieren konnte. Stonemans Zeittransporter stand einladend offen. Fortune ging hinein und sah, was er bereits vermutet hatte: Alle Instrumente
Weitere Kostenlose Bücher