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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Naturgewalten. Aber irgendwann im Verlauf des Sturms oder während der Tage und Nächte des Deliriums, die folgten, müssen meine Begleiter über Bord gegangen sein …
    An so vieles erinnerte ich mich, doch kam mir alles irgendwie unwirklich und fern und nebelhaft verschwommen vor. Es schien zudem eine ganz andere Person zu betreffen und nicht diejenige, die auf den Wassern einer nunmehr stillen Lagune uferwärts trieb. Ich fühlte mich völlig entrückt und selbst mein Durst peinigte mich jetzt nicht mehr halb so schlimm, wie er dies beim Erwachen getan hatte.
    Das Boot lief an einem Ufer aus feinem, perlenartigem Sand auf, und ich fragte mich, wo ich gestrandet war. Angesichts des Küstenstreifens, der vor mir lag, verfiel ich in wilde Spekulationen. Mir war bewusst, dass wir in jener Nacht des Brandes Hunderte von Meilen südwestlich der Osterinsel gewesen waren, in einem Teil des Pazifiks, wo es kein anderes Land mehr gab. Gewiss konnte das hier nicht die Osterinsel sein. Doch – was sonst?
    Mit einer Art Schock ging mir auf, dass ich ein Eiland entdeckt haben musste, das nicht auf einem bekannten Kurs oder einer geologischen Karte verzeichnet war. Natürlich handelte es sich um irgendeine Insel, doch weder vermochte ich mir eine Vorstellung von ihrer möglichen Ausdehnung zu machen, noch erhielt ich vorerst Gelegenheit festzustellen, ob sie bewohnt oder menschenleer war. Bis auf die üppige Vegetation und einige seltsam aussehende Vögel und Schmetterlinge sowie ein paar ebenso seltsam aussehende Fische in den Wassern der Lagune gab es nirgendwo sichtbares Leben.
    Im heißen, weißen Sonnenlicht, das sich gleich einem unaufhörlichen, allgegenwärtigen Wasserfall vom Himmel herab auf alles ergoss, kletterte ich aus dem Boot. Ich fühlte mich dabei sehr schwach und elend und mein erster Gedanke war, nach Süßwasser zu suchen – so lief ich orientierungslos zwischen den mächtigen Farnbäumen hindurch, teilte ihre riesigen Blätter nur mit äußerster Mühe und musste mich gelegentlich an ihre Stämme stützen, um nicht zu fallen. Zwanzig oder dreißig Schritte jedoch – und schon gelangte ich an ein winziges Rinnsal, das wie ein zersplitterter Kristall aus einem niedrig gelegenen Vorsprung plätscherte, um sich in einem ruhigen Teich anzusammeln. Darin spiegelten sich sehr hohe Moospflanzen und breite, anemonenähnliche Blüten. Das Wasser war kühl und süß. Ich trank es gierig und ausgiebig und spürte, wie der Segen seiner Frische meinen gesamten ausgetrockneten Körper durchdrang.
    Jetzt begann ich, mich nach irgendeinem essbaren Obst umzusehen. Nahe beim Bach fand ich einen Strauch, der seine Last von lachsgelbem Kernobst auf die riesigen Moose herabhängen ließ. Die Früchte waren mir unbekannt, doch sie sahen köstlich aus, und so beschloss ich, das Risiko einzugehen. Die Schale umschloss pralles, zuckersüßes Fruchtfleisch. Noch während ich davon kostete, kehrte neue Kraft zurück in meine Muskeln.
    Meine Gedanken klärten sich und ich gewann alle jene Fähigkeiten wieder, die mir zeitweise abhandengekommen waren. Sodann kehrte ich zum Boot zurück und schöpfte das ganze Salzwasser aus dem Rumpf. Anschließend versuchte ich, das Gefährt für den Fall, dass ich es noch einmal brauchte, so weit wie möglich auf den Strand hinaufzuzerren. Meine Kraft war dieser Aufgabe kaum gewachsen, aber ich schaffte es. Und da ich noch immer fürchtete, die Flut könnte das Boot davontragen, kappte ich einige der hohen Gräser mit meinem Taschenmesser und flocht sie zu einem langen Strick, mit dem ich das Boot an der nächsten Palme sicher vertäute.
    Jetzt überblickte ich meine Situation zum ersten Mal mit klarem Verstand. Daher wurde mir vieles klar, was ich bislang nicht beachtet oder gar nicht bemerkt hatte. Ein Gemisch eigenartiger Eindrücke drängte sich mir auf, von denen einige nicht über die bekannten Sinne zu mir gelangt sein konnten. Zunächst einmal nahm ich die ungewöhnliche Fremdartigkeit der Pflanzenarten um mich her jetzt weitaus deutlicher wahr: Das waren keine Palmfarne, Gräser und Sträucher, wie sie auf den Südseeinseln heimisch sind – ihre Blätter, ihre Stämme und ihre Wedel zeigten hauptsächlich wunderliche archaische Auswüchse, wie sie in früheren Äonen an den im Meer versunkenen Küsten vor Mu existiert haben mochten. Sie wichen von allem ab, was ich jemals in Australien oder Neuguinea gesehen hatte, diesen Heimstätten urzeitlicher Pflanzenwelt. Und während ich die Flora

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