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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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gar nicht wahrzunehmen, er ist immer noch erschöpft, immer noch müde und leidet immer noch an der Roten Pest. Aber er lebt, und jeden Tag nimmt er ein bisschen mehr von Pas Medizin.
    Die Versuchsmedizin, bei deren Herstellung Polly und ich Pa im Labor geholfen haben. Eine Medizin, die – wie er nicht müde wird, uns zu erinnern – vielleicht noch nicht hundertprozentig wirkt. Die Medizin, die wir Laura II genannt haben. Aber bei den meisten Tieren ist das Fieber gesunken und ihre Augen sind nur noch hellrot. Polly und ich helfen Pa dabei, genaue Aufzeichnungen über die Dosis und deren Wirkung zu führen. Zum Beispiel wirkt die Medizin bei den Ottern, die im Augenblick wieder einmal die Wiese in ein Schlammbad verwandeln, besser als bei den Mardern.
    Doch alle werden mit jedem Tag, mit jeder Stunde kräftiger.
    Aber niemand von uns wird diejenigen vergessen, die auf unserer Straße ihr Leben gelassen haben. Wir haben sie im Garten begraben, im Schatten einer hohen Backsteinmauer, weil Polly der Meinung war, das gehöre sich so. Ich hoffe, dass wir damit ein klein wenig wettmachen konnten, was ihr bei Sidney nicht vergönnt war.
    »Komm schon, Kidnapper«, sagt jemand hinter mir. »Worauf wartest du?«
    Polly. Ich drehe mich um. Sie hat saubere Kleider an und steht in der Tür des Labors. Neben ihr hockt Kleiner Wolf, der immer noch einen dicken Verband um den Bauch trägt. Er hinkt ein bisschen, aber seine grünen Augen haben schon wieder etwas von ihrem alten Glanz. Er scheint auch größer geworden zu sein. Er ist jetzt kein kleiner Wolf mehr – wenn auch nicht in jeder Hinsicht.
    * Bin ich Weltmeister darin, mich von einer Feuerstock-Verletzung zu erholen? *, fragt er.
    Ich will loslachen, aber Pollys ernste Miene hält mich davon ab.
    Ich nehme eine Schale von der Arbeitsfläche, dann gehen sie mit mir zusammen die Treppe hinunter in den Garten, wo die Tauben vom Baum herabflattern und sich auf ein Mäuerchen setzen, um uns zu begrüßen.
    Nacheinander blicke ich sie alle an – die Grauen und die Weiße –, denn womöglich sehe ich sie zum letzten Mal. Ich stelle die Schale vorsichtig auf den Boden, knie mich daneben, und dann packen Polly und ich den Inhalt aus. Es sind kleine Säckchen mit Gelkapseln, jede gefüllt mit etwas Laura II.
    Wir nehmen eins nach dem anderen und binden es mit einem Bändchen um den Hals einer Taube. Ich erkläre ihnen genau, wie sie an dem Band ziehen müssen, damit die Säckchen aufgehen und die Kapseln herausfallen. Die Kapseln kann man kauen, auflutschen oder auch einfach herunterschlucken – sie wirken so oder so. Sie alle nicken außer der Weißen Taube, die nachdenklich sagt: * Hefte dir das Säckchen an und lutsch das Band .*
    Mit dieser Fracht beladen verabschieden sich die Vögel. Zuerst vom General, der von irgendwoher aufgetaucht ist und diesmal auf Pollys Schulter sitzt. Ihr scheint es nichts auszumachen.
    * Falls wir uns eines Tages wiedersehen sollten, tapfere Kameraden *, sagt er und betastet ihre scharfen Schnäbel aufgeregt mit seinen Fühlern, * dann seid so gut und erinnert euch daran, dass wir einst gemeinsam auf derselben Seite gekämpft haben .*
    * Wir werden es versuchen *, antworten die Grauen Tauben.
    * Eines Tages werden wir gemeinsam auf derselben Seite kämpfen *, fügt Weiße Taube klug hinzu, ehe sie sich den anderen Tauben anschließt, die bereits über den Rasen trippeln und sich um den Hirsch scharen.
    * Auf Wiedersehen, Großer Hirsch *, gurren die Tauben. Ehe sie fortgehen, drehen sie sich noch einmal um und fragen verlegen: * Werden wir dich jemals wieder im Ring des Waldes sehen? *
    Er nickt ihnen mit halb geschlossenen Augen schläfrig zu.
    * Ihr werdet mich wiedersehen, da bin ich sicher .*
    * Ja, wir werden uns ganz sicher nicht wiedersehen *, sagt Weiße Taube voller Freude, woraufhin die anderen sie fast zu Tode picken. Dann watscheln sie zur Maus, die einen traditionellen Abschiedstanz aufführt, bei dem sie anscheinend jeder Taube mit dem Schwanz auf den Kopf schlagen muss. Als sie fertig ist, erklärt sie plötzlich: * Ich mag Abschiede eigentlich gar nicht. Davon hatte ich schon mehr als genug *, und huscht unter ein Gebüsch. Die Vögel fliegen auf und setzen sich auf den Rücken des kleinen Wolfs, picken geschäftig in seinem Fell, bis er sie mit einem Knurren wieder abschüttelt.
    Und schließlich kommen die Tauben auch zu mir.
    Polly sieht dabei zu, wie ich Weiße Taube in die Hand nehme.
    * Tauben *, sage ich, * eine

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