Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
binnen einer Minute den Tod herbeiführten.
Am nächsten Tage gelangte man zur Einmündung des Ucayale, eines der stärksten Wasserläufe, die der Marañon aufnimmt und der vielleicht als seine eigentliche Quelle anzusehen ist. Von der Vereinigung mit diesem an nimmt die Breite des Stromes sehr beträchtlich zu.
Am 27. wurde bei der Mission der Omaguas, eines in früheren Zeiten sehr mächtigen Stammes, gelandet, der die Ufer des Amazonenstromes auf einer Strecke von zweihundert Meilen unterhalb des Napo bevölkerte. Fremd im Lande, nimmt man an, daß diese längs eines Flusses hierhergekommen seien, der wahrscheinlich dem Königreiche Grenada entspringt, und daß sie ausgewandert wären, um dem Joche der Spanier zu entgehen. Der Name »Omagua« bedeutet in peruanischer Sprache so viel wie »Flachkopf«, und dieses Volk hat in der That die eigenthümliche Gewohnheit, die Stirn der Neugebornen zwischen zwei Bretter zu pressen, um diese dem Vollmond ähnlich zu machen. Sie benützen auch zwei bestimmte Pflanzen, den »Floripondio« und den »Curupa«, deren Genuß sie vierundzwanzig Stunden lang halb trunken macht und phantastische Träume hervorruft. Opium und Hatchich haben also noch einen Nebenbuhler in Peru!
Die Chinarinde, Ipecacuanha, Simaruba, Sarsaparille, der Guajac und Cacao, sowie die Vanille finden sich fast überall am Ufer des Marañon. Ebenso der Kautschuk, aus dem die Indianer Flaschen, Stiefel und Klystirspritzen herstellen, »welche keinen Stempel brauchen, sagt La Condamine. Diese haben die Gestalt hohler Birnen mit einer kleinen Oeffnung am Ende, in welches eine Kanüle eingesetzt wird. Dieses Geräth ist bei den Omaguas viel im Gebrauche. Wenn sie sich zu einer Festlichkeit versammeln, wird der Hausherr nicht verfehlen, jedem seiner Gäste aus Höflichkeit ein Exemplar desselben anzubieten, das Jeder benützt, bevor er an der Mahlzeit theilnimmt.«
In San-Joaquin seine Begleitung wechselnd, kam La Condamine an der Mündung des Napo rechtzeitig an, um in der Nacht vom 31. Juli zum 1. August den Austritt des ersten Jupitermondes aus dem Schatten des Planeten zu beobachten, was ihm ermöglichte, die Länge und Breite des Ortes zu bestimmen; auf dieser wichtigen Beobachtung beruhen auch alle weiteren Aufnahmen im Verlaufe der Fahrt.
Pevas, das am folgenden Tage erreicht wurde, ist die letzte der spanischen Missionen an den Ufern des Marañon. Die hier vereinigten Indianer gehören verschiedenen Stämmen, aber nicht alle der christlichen Religion an. Sie trugen noch Knochen von Säugethieren und Fischen in der Nasenscheidewand und durch die Lippen, und ihre mit Löchern, übersäeten Wangen dienten als Behälter für Vogelfedern jeder Farbe.
Saint Paul ist die erste Mission der Portugiesen. Hier ist der Fluß wenigstens neunhundert Toisen breit und nicht selten von heftigen Stürmen bewegt. Der Reisende wurde angenehm überrascht, zu sehen, daß die Indianerweiber Leinenhemden trugen und verschließbare Kasten, eiserne Schlüssel, Nadeln, Spiegel, Scheeren und andere europäische Geräthe besaßen, die sich die Wilden in Para einkaufen, wenn sie ihre Cacao-Ernten dahin bringen. Ihre Canots sind weit bequemer eingerichtet als die der Indianer von den portugiesischen Besitzungen. Sie stellen wirklich kleine Brigantinen von sechzig Fuß Länge und sieben Fuß Breite vor, welche von vierzig Rudern fortbewegt werden.
Von Saint-Paul bis Coari fallen mehrere große und schöne Nebenströme in den Amazonenstrom, darunter der Yutay, Yuruca, Tefe und Caori auf der Südseite, der Putumayo und Yupura auf der Nordseite. Längs der letztgenannten Flüsse wohnte noch ein Stamm von Menschenfressern. Hier hatte Terjeira am 26. August 1639 einen Pfahl aufgestellt, der die Grenze bezeichnen sollte. Bis zu dieser Stelle hatte man sich im Gespräche mit Indianern der peruanischen Mundart bedient; weiterhin mußte man die brasilianische anwenden, welche in allen portugiesischen Missionen üblich ist. In der nächsten Zeit wurden der Purusstrom und der Rio Negro, letzterer von portugiesischen Missionen unter Leitung der Geistlichen vom Mont Carmel besetzt und das Verbindungsglied zwischen dem Orinoco und Amazonenstrom bildend, besichtigt. Die erste wirkliche Aufklärung dieser wichtigen geographischen Frage verdankt man den Arbeiten La Condamine’s und seiner scharfsinnigen Kritik der Reisen der Missionäre vor ihm. In diese Gegenden verlegte man übrigens allgemein den Goldenen See von Parime und die nur in der
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