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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von A. v. Humboldt. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 495.)
     
    »Die meisten Naturforscher, sagt Humboldt in einem Briefe an La Metterie, welche (wie ich) nach Indien gingen, haben nur Muße gehabt, bis nach dem Fuße des vulkanischen Kolosses vorzudringen und die herrlichen Gärten des Hafens von Ortova zu bewundern. Mir wurde das Glück zutheil, daß unsere Fregatte, die ›Pizarro‹, hier sechs Tage lang verweilte. So bemühte ich mich, die Erdschichten, aus denen der Pic besteht, sorgfältig zu untersuchen… Wir schliefen bei vollem Mondschein in einer Höhe von tausendzweihundert Toisen. Nachts zwei Uhr begaben wir uns auf den Weg zum Gipfel, und trotz des heftigen Windes, des heißen Bodens, der unsere Schuhsohlen verbrannte, und trotz der dabei herrschenden Kälte der Luft, kamen wir daselbst gegen acht Uhr an. Ich wage keine Beschreibung der majestätischen Fernsicht, der vulkanischen Inseln Lancerote, Canarien und Gomera, die zu unseren Füßen lagen; der mit Bimssteinen und Lava bedeckten Wüste von zwanzig Quadratmeilen, ohne Insecten, ohne Vögel, jener Wüste, die uns von dichten Gebüschen von Lorbeerbäumen und Haidekraut trennt, wie von den Weinbergen mit ihren Palmen, Bananen, Drachenblut-Bäumen, deren Wurzeln sich in den Wellen baden… Wir drangen auch in den Krater selbst ein, der übrigens nur vierzig bis sechzig Fuß tief ist. Der Gipfel ragt 1904 Toisen über das Meer, oder genau so hoch empor, wie es Borda durch eine sehr sorgfältige geometrische Vermessung gefunden hat… Der Krater des Pics oder des eigentlichen Gipfels wirst schon seit Jahrhunderten keine Lava mehr aus (dieselbe entfließt nur den Seitenwänden), dagegen erzeugt der Krater eine ungeheuere Menge Schwefel und Schwefeleisen.«
     

    Indische Omaguas.
     
    Im Monat Juli kamen Humboldt und Bonpland in Cumana, d.h. in jenem Theile Südamerikas an, der als Terra firma bekannt ist. Sie verbrachten hier zunächst einige Wochen mit dem Studium der Verheerungen des großen Erdbebens von 1797. Dann bestimmten sie die Lage von Cumana, das auf allen Karten um einen halben Grad zu weit südlich angegeben ist, was jedenfalls den nördlichen, nach Trinidad zu gerichteten Strömungen, welche die Seefahrer täuschten, zuzuschreiben sein dürfte. Im December 1799 schrieb Humboldt von Caracas aus an den Astronomen Lalande:
    »Eben komme ich von einer höchst lehrreichen Reise in das Innere von Paria, nach der Cordillere von Cocolar, Tumeri und Guiri zurück. Ich bringe einige mit meinen Instrumenten, auch mit getrockneten Pflanzen beladene Maulesel heim. Wir gelangten bis zu den Missionen der Kapuziner, welche noch von keinem Naturforscher besucht wurden; wir entdeckten eine große Menge Pflanzen, vorzüglich neue Palmenarten, und stehen im Begriffe, nach dem Orinoco abzureisen, um vielleicht bis San-Carlos am Rio-Negro und jenseits des Aequators vorzudringen… Wir haben über tausendsechshundert Pflanzen getrocknet, mehr als fünfhundert Vögel beschrieben und Insecten und Muscheln gesammelt; daneben habe ich gegen fünfzig Zeichnungen vollendet. In Berücksichtigung der brennenden Hitze dieser Zone glaube ich, daß Sie uns die Anerkennung tüchtig gearbeitet zu haben kaum versagen werden.«
    Während dieses ersten Ausfluges hatte Humboldt die Missionen der Chaymas-und Guaraunos-Indianer besucht. Er erkletterte den Gipfel des Tumiriquiri und stieg in die Guacharo-Grotte hinab, eine ungeheure Höhle, die Wohnung Tausender von Nachtvögeln, aus deren Fett man das Oel von Guacharo gewinnt. Ihr von der üppigsten Vegetation geschmückter und bekrönter Eingang ist wahrhaft majestätisch. Aus demselben strömt ein beträchtlicher Fluß, und im Innern hallen dumpf die Stimmen der Vögel wieder. Sie stellt den Acheron der Chaymas-Indianer dar, denn die Seelen der Verstorbenen nehmen nach der Mythologie dieser Völker und der Indianer des Orinoco in dieser Höhle ihren Aufenthalt. In den Guacharo hinabsteigen, bedeutet in ihrer Sprache so viel wie sterben.
    »Die Indianer betreten einmal des Jahres die ›Cueva‹ des Guacharo gegen Mitte des Sommers, wo sie die meisten Nester der Vögel mit langen Stangen zerstören. Dabei kommen denn Tausende von Vögeln um, während die alten Guacharos-Bewohner, als wollten sie ihre Stammsitze vertheidigen, unter entsetzlichem Geschrei um die Köpfe der Indianer schwirren. Die kleinen, welche zur Erde fallen, werden auf der Stelle geöffnet. Ihr Bauchfell ist mit einer dicken Fettschicht bedeckt, die sich

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