Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
über den ganzen Unterleib bis zum After hinzieht und zwischen den Beinen der Vögel eine Art Kissen bildet. Zur Zeit der in Caripe so genannten Oelernte erbauen die Indianer am Eingange und selbst unter dem Gewölbe der Höhle Hütten aus Palmenzweigen; dann entzünden sie Feuer mit getrockneten Blättern und schmelzen in thönernen Gefäßen das Fett der eben erlegten jungen Vögel aus. Dieses unter dem Namen von Butter oder Oel von Guacharo benannte Fett ist halbflüssig, durchscheinend, geruchlos und so rein, daß man es ein Jahr über, ohne ranzig zu werden, aufbewahren kann.«
Dann fährt Humboldt fort: »Wir haben etwa vierzehn Tage in dem Thale von Caripe zugebracht, das in einer Höhe von neunhundertzweiundfünfzig ›Vares‹ (kastilianische Ellen, gleich drei Fuß) über dem Meere liegt und von ganz nackt gehenden Indianern bewohnt wird. Daselbst sahen wir schwarze Affen mit rothen Bärten; wir hatten die Genugthuung, von den Kapuzinern des Convents und allen mit den einigermaßen civilisirten Indianern vereint lebenden Missionären mit größtem Wohlwollen empfangen zu werden.«
Vom Thal von Caripe aus begaben sich die beiden Reisenden über die Berge von Santa Maria und die Mission von Catuaro nach Cumana zurück und langten am 21. November zu Caracas, in einem an Cacao, Baumwolle und Kaffee fruchtbaren Thale mit dem gemäßigten Klima Europas an.
Humboldt benützte seinen Aufenthalt in Caracas, um das Licht der südlichen Sterne zu beobachten, denn er glaubte wahrgenommen zu haben, daß einige derselben, vorzüglich in dem Sternbild des Kranichs, des Adlers, der amerikanischen Gans und in dem Fuße des Centauren dasselbe seit La Caille verändert hätten. Gleichzeitig brachte er seine Sammlungen in Ordnung, sandte einen Theil davon nach Europa und widmete sich einer eingehenden Besichtigung der Felsen, um den Bau der Erdkugel in diesen Gegenden kennen zu lernen.
Nachdem sie die Umgebungen von Caracas in Augenschein genommen und die »Silla« oder Silla bestiegen hatten, bis zu deren Gipfel, trotz ihrer großen Nähe an der Stadt, noch kein Einwohner vorgedrungen war, wendeten sich Humboldt und Bonpland nach Valencia, längst den Ufern des Sees, den die Indianer Tacarigua nannten und der den Neufchateler See in der Breite übertrifft. Nichts vermag eine Vorstellung von dem Reichthum und der Mannigfaltigkeit der Vegetation hier zu geben. Und doch sind es nicht allein diese pittoresken und romantischen Reize, welche jenem See ein erhöhtes Interesse verleihen. Die gradweise Abnahme seines Wassers erregte nämlich die Aufmerksamkeit Humboldt’s, der dieselbe einer unvernünftigen Ausbeutung der Wälder und folglich der Erschöpfung seiner Zuflüsse zuschreibt.
Hier konnte Humboldt sich auch von der Richtigkeit der ihm über einen eigenthümlichen Baum zu Ohren gekommenen Erzählung überzeugen; es war das der »el Palo de la vaca« oder Kuhbaum, welcher aus Einschnitten in seinen Stamm eine nahrhafte, balsamische Milch liefert.
Der schwierigere Theil der Reise begann bei Porto Cabello, am Anfange der »Ilanos«, das sind jene unübersehbaren Ebenen, die sich zwischen den Hügeln der Küste und dem Thale des Orinoco hinziehen.
»Ich weiß nicht, sagt Humboldt, ob der erste Anblick der ›Ilanos‹ weniger Erstaunen hervorruft als der der Anden.«
In der That giebt es kaum etwas Frappanteres als dieses Meer von Gräsern, über dem, ohne daß man den leisesten Wind spürt, immer seine Staubwirbel schweben. In der Mitte dieser ungeheuren Ebene, in Calabozo, prüfte Humboldt zum ersten Male die Kraft der Gymnoten oder elektrischen Aale, die man auf jedem Schritt in allen Nebenflüssen des Orinoco antrifft. Die Indianer, welche sich vor deren elektrischen Schlägen fürchten, machten den Vorschlag, einige Pferde in einen Sumpf zu treiben, in dem sich Gymnoten aufhielten.
»Das ungewohnte Geräusch der Pferdefüße, sagt Humboldt, lockt die Gymnoten aus dem Schlamme herauf und reizt sie zum Kampfe. Die blaß gelblichen Aale gleichen etwa Schlangen, schwimmen an der Oberfläche des Wassers und schlüpfen unter den Bauch des Thieres, das ihre Ruhe stört. Der zwischen Thieren von so verschiedener Organisation entstehende Kampf bietet einen überraschenden Anblick. Die mit Wurfspießen und langen Stöcken bewaffneten Indianer umringen den Teich von allen Seiten und klettern selbst auf überhängende Bäume, während sie mit wildem Geschrei und ihren langen Stöcken die Pferde verhindern, zu entfliehen und
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