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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Hellseherin fort. „Nicht nur die Schreckensteiner, die tatsächlich nicht lügen, obwohl das immer wieder angezweifelt wird.“
    Von vielen Mädchen kamen freudige Schwingungen. Beatrix gab Stephan einen Rippenstoß, „Das ging gegen die Horn!“
    In den grünen Augen blitzte es schalkhaft. „Eure Ritterregeln, die ihr euch selber ausgedacht habt und beherzigt, sind in Ordnung. jede Gemeinschaft braucht ihre Spielregeln. Laßt euch da nicht irremachen!“ Sie hob den Kopf zur Seite, als lausche sie einer Einflüsterung und gab sofort Antwort. „Bei Rosenfels ist das etwas anders. Das Mädcheninternat ist den Neustädter Schulen ähnlicher. Trotzdem sehe ich Schreckenstein und Rosenfels als Einheit. Ihr gehört zusammen, weil ihr euch gegenseitig in Frage stellt. Deswegen ergänzt ihr euch so gut. Besonders nachts.“
    Eine Woge der Heiterkeit brandete um das kleine Podest. Der Rex rieb sich vergnügt die Hände, Mauersäge nickte vor sich hin, und die Leiterin hatte dieser Ansicht nur ein Lächeln entgegenzusetzen, zu eindeutig lag die Gemeinsamkeit in der Luft.
    „Styropor!“ jubelten Stephan und Beatrix gleichzeitig.
    Dampfwalze raunzte und bewegte sich hin und her, wie ein unschlüssiges Walroß.
    Wieder drehte die Vortragende den Kopf gleichsam lauschend zur Seite und sagte. „Ich empfange da eine Schwingung. Von einem bärenstarken Ritter in der dritten Reihe. Er hat eine Frage, weiß aber nicht, ob er sie schon stellen soll...“
    Ritter und Mädchen, Lehrerinnen, Lehrer und Mauersäge lachten schallend.
    „Die Frage lautet“, sprach sie weiter, „Wie wird man Hellseher? Und die Antwort lautet: Sehr einfach. Indem man die Zeit aufhebt. Dann sind Vergangenheit und Zukunft wie Gegenwart. Man erlebt alle drei gleichzeitig. Auch die nächste Frage dieses Ritters, wie man die Zeit aufhebt, ist einfach zu beantworten: Man zieht sich in den Geist zurück. Denn nur der Körper ist an Zeit gebunden. Er wird älter. Geist ist zeitlos.“
    Jetzt platzte die aufgestaute Spannung wie ein Luftballon. Bei Schreckensteinern und Rosenfelserinnen überstürzten sich die Fragen. Durcheinander und gleichzeitig. Vergangenheit wie Zukunft betreffend. Keiner verstand mehr ein Wort. Viele fragten drei-, viermal hintereinander, um doch noch gehört zu werden.
    Belustigt schauten die grünen Augen in die Runde, bis alle eingesehen hatten, daß es so nicht ging. Erst als wieder völlige Stille herrschte, sprach sie weiter. Man müsse unterscheiden zwischen lebenswichtigen Fragen und schierer Neugier. Beides sei hier vertreten. Um jedoch alle zu beantworten, würde sie Tage brauchen. Hellsehen sei anstrengender als Brezeln zu backen, obendrein zeitraubender. Das Aufheben der Zeit koste Zeit. Die erforderliche Konzentration auf Person und Lebensumstände des Fragenden sei kräfteraubend, insbesondere der Wechsel von einem Fragesteller zum nächsten. In der Regel gebe sie nur medizinische Ratschläge; man dürfe mit der Gabe des Hellsehens nicht leichtfertig umgehen. Eine Frage habe sie aus dem Durcheinander jedoch mehrfach herausgefühlt und die wolle sie beantworten, weil sie alle betreffe. Es handle sich um die Frage, ob es Geister gebe. Vor allem in alten Gemäuern.
    Niemand im Saal atmete mehr. Die Spannung stand wie Aspik in der Luft.
    „Selbstverständlich“, kam die Antwort. Es handle sich dabei um die Seelen Verstorbener, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht von der Welt der Menschen trennen können. Zwar seien sie nicht in der Lage, Lebende zu berühren, so daß diese es merken, noch ihnen etwas zuzuflüstern, als Schwingung aber könnten sie sich fühlbar machen und im wörtlichen Sinn manches bewegen, also spuken. Auf Schreckenstein, fuhr sie fort, habe es bis vor ungefähr hundert Jahren einen Geist gegeben, Theobald mit Namen.
    „Mein Ur... ks... Ur-Urgroßvater!“ rief Mauersäge erstaunt. „In der Familie... ks... heißt es, daß er nochweiter... ks... spukt
    „An hartnäckigen Gerüchten ist meist etwas dran“, bestätigte die Hellseherin. „Zumal wenn sie geglaubt werden. Bei einem labilen Geist genügt es, sich vor ihm zu fürchten, um ihn herbeizurufen. Mit Theobald war es damals anders. Er fand keine Ruhe, weil seine Frau ihn verwünscht und damit nicht losgelassen hat. Erst ein späterer Graf Schreckenstein hat Theobald erlöst, indem er mit ihm sprach. Nachts, allein, im dunklen Burgfried wohlbemerkt. Dazu gehört eine gute Portion Mut.“
    Nach Schreckenstein gab sie über die Lage auf

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