Die Gruseltour von Schreckenstein
und überzeugend. Ich würde dich mit Einsern bombardieren.“
Artikel und Streich bewirkten immerhin, daß niemand mehr auf die Idee kam, Nützliches oder Erprobtes plötzlich idiotisch zu finden. Die Kluft zwischen den zwei Lagern schien schmäler zu werden. Doch sie bestand noch. Es lag etwas in der Luft.
Während der Ritterrat tagte — Dampfwalze wollte Rosenfels auf den Kopf stellen, weil das Boot, mit dem die Minis hinübergerudert waren, noch immer drüben lag — , erhob sich Ottokar von der Streckbank und sagte: „Entschuldige. Mücke, Stephan und ich müssen jetzt zum Rex. Was Offizielles.“
Dampfwalze witterte eine Verschwörung gegen sich, was sein Karpfenblick verriet, antwortete aber nur: „Dann haut endlich ab!“ Die Ungewißheit, was sie beim Rex zu suchen hatten, verschaffte ihm wohl eine schlaflose Nacht, jedenfalls gähnte er am nächsten Tag im Unterricht wie ein satter Saurier.
Beim Mittagessen legte ihm Ottokar einen Zettel für die Ansage hin, den er als letzten verlas: „Morgen abend findet im Wohnzimmer ein Vortrag über Hellsehen statt. Es spricht die berühmte Hellseherin Madame Thekla.“
Ritterburg und Hellsehen — die Kombination versprach so viel Nervenkitzel, daß trotz Schweigezeit ein Summen freudigen Erwartens durch den Eßsaal waberte. Auch ohne Hellseher zu sein, stand für Ottokar nach Dampfwalzes Gesichtsausdruck beim Verlesen fest, was er dachte :. Die Tante frag ich, wer den Hühnern geholfen hat!
Am Abend vor der Fotodokumentation war Mücke aus der Redaktionssitzung zum Telefon gegangen und hatte Florian endlich erreicht. Die Tante sei einverstanden! erfuhr er. Der Rex möge sich mit ihr in Verbindung setzen. Gestern abend gab dieser den dreien grünes Licht. Und stellte eine unerwartete Frage: „Fräulein Doktor Horn hat mich angerufen, was denn mit dem Fotowettbewerb sei?“
„ Mannometer !“ fiel es Ottokar ein. „Den müssen wir noch nachziehen! Die Reportage war ja nur die Generalprobe!“
„Interessant. So ist das also.“ Der Rex schmunzelte. Ihn als Mitwisser zu haben, stellte kein Risiko dar. Und Mücke sowieso nicht.
Im Wohnzimmer waren die Stühle aufgereiht, Mauersäge war verständigt und wollte kommen, das Abendessen wurde um eine halbe Stunde vorverlegt. Zur gleichen Zeit wartete Emil, ersatzweise mit dreistöckigem Wurst-Käse-Brot als Empfangskomitee auf der Freitreppe. Die Idee stammte von Dampfwalze.
„Sie kommt bestimmt früher, weil sie als Hellseherin den Weg ja sofort findet“, hatte er kombiniert.
Tatsächlich. Die Ritterschaft löffelte gerade Tabletten in Schaumstoff, eine dicke Suppe mit Wursträdchen, da kam Emil in den Eßsaal gestürzt. „Seit wann ist denn die Horn Hellseherin?“ rief er. „Und ihren ganzen Hühnerhof hat sie mitgebracht, zwei Busse voll.“
Die Nachricht wurde unterschiedlich aufgenommen, zwischen Null-Begeisterung und Spitzen-Gleichgültigkeit. Nicht nur die Minis fragten sich: Woher wissen die das schon wieder? Dampfwalzes Nahrungsaufnahme war jedenfalls beendet. Er mußte umorganisieren. Lässig öffnete er mit seinem privaten Schlüssel die einzige Verbindungstür zwischen Schule und Mauersäges Wohnteil und ließ die Mädchen in den Rittersaal.
Hier war Platz für alle. Von da ging er weiter, die Erlaubnis einzuholen. Wie erwartet, zeigte sich der Burgherr sofort einverstanden.
Emil hatte Dampfwalzes Teller ausgelöffelt und war an seinen Komiteeplatz zurückgekehrt. Auch der Rex hatte den Eßsaal verlassen. Fräulein Doktor Horn erforderte immer eine Sonderbehandlung.
Im Rittersaal gab es die gewohnte spitzenreiche Begrüßung zwischen Schreckensteinern und Rosenfelserinnen . Diesmal unter Berücksichtigung der Hellseherei.
„Ihr wollt wohl wissen, ob ihr den nächsten Wettkampf gewinnt?“
„Und ihr, wann wir den nächsten Streich gegen euch machen!“
„Heut kommt alles auf den Tisch, was in der Luft liegt!“ witzelte Hans-Jürgen, während er sich einen Platz suchte.
Sonja Waldmann und Sophie nahmen Ottokar demonstrativ in ihre Mitte. Doktor Waldmann, Beatrix, Stephan, Ingrid, Klaus, Esther, Mücke, Bettina und Andi vervollständigten die Reihe. Wie sich herausstellte, wußten die Mädchen schon seit Tagen von dem Vortrag. Durch Jerry. Mit dem Motorrad hatte er sich bei Martina seine Kamera abgeholt.
Es gab großen Andrang um gute Plätze. Dampfwalze hatte Pummel gebeten, ihm den Stuhl hinter Ingrid freizuhalten, weil er als Schulkapitän an der Verbindungstür stand, um den
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