Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
Schulen, immer diese Auflage, wieder und wieder gewinnen zu müssen. Wozu denn? Damit sie uns weiterhin beneiden, weiterhin unsere Gegner bleiben, die uns nicht verstehen und abfällig über uns reden? Ich fand das plötzlich so idiotisch, daß meine Beine zu laufen aufgehört haben. Ich hab’s gar nicht gleich gemerkt.“
    „Der Streß !“ brummte Klaus. Es klang entdeckerfreudig. An Schweigezeit war nach dieser Eröffnung nicht mehr zu denken.
    „Wenn du keinen Sinn im Wettkampf siehst, ist das deine Sache!“ rief Eugen, die Hand auf dem verknacksten Fußgelenk. „Aber nicht, wenn du andere mit reinziehst, die sich einsetzen bis zum Umfallen.“
    „Bravo!“ brüllte Dampfwalze. Einige klatschten.
    Jetzt haben wir zwei Lager!“ flüsterte Mücke. „Auch das noch!“
    Ottokar schluckte, vom Beifall sichtlich betroffen. „Ich sag ja, ich hab’s selber nicht gleich gemerkt, mir die Folgen nicht bewußtgemacht !“ fuhr er fort. Jetzt denke ich genau wie du. Aber passiert ist passiert. Und weil ich Schreckenstein um den Sieg gebracht habe, lege ich hiermit mein Amt als Schulkapitän nieder.“
    Nun schlugen die Wogen hoch. Diejenigen, die Ottokars Verhalten verurteilten, fanden, das sei noch das wenigste, was er tun könne, die andern, denen seine Überlegungen einleuchteten, ohne daß sie die Art und Weise seines Handelns guthießen, drängten, das Thema zu Ende zu diskutieren, und zwar hier, sofort, damit keine Kluft entstehe.
    »Ottokar hat den Sieg eigenmächtig verschenkt“, stellte sein Freund Stephan fest. „Aber das ist nicht allein seine Schuld. Es lag in der Luft. Wir haben dreimal hintereinander gewonnen, da ist die Zeit reif, den ganzen Siegesstreß mal neu zu überdenken. Immer gewinnen — da geb ich Ottokar recht — bringt außer dem Spaß nur üble Nachrede.“
    „Die Dummen schimpfen immer auf die Klügeren!“ tönte Dampfwalze.
    „Du mußt es ja wissen!“ schoß Mücke, gleichsam lässig aus der Hüfte und hatte viele Lacher auf seiner Seite.
    Obwohl mit dem Herzen im anderen Lager, setzte sich Rennradgefährte Andi für Dampfwalze ein, indem er das Thema abbog. „Es ist was dran: Wir haben uns selber verrückt gemacht vor lauter Training. Wir konnten ja schon gar nicht mehr lachen. Es hat auch nicht so geklappt wie sonst. Aber was jetzt? Sagen wir den nächsten Wettkampf ab, heißt’s , wir kneifen. Trainieren wir weniger und verlieren wieder, heißt’s : die sind auch nicht mehr, was sie mal waren!“
    „Ja und?“ warf Stephan ein. „Hauptsache, wir bleiben, wie wir sind.“
    Laute Stimmen machten deutlich, daß sich die Kluft vertiefte. Still und sehr nachdenklich saß der Rex auf seinem Platz am Mitteltisch. Auch die Lehrer am Lehrertisch verfolgten die Spaltung mit besorgten Mienen.
    „Moment!“ unterbrach Ottokar. „Stimmen wir ab. Wer soll neuer Schulkapitän werden?“
    Da kletterte Mücke auf seinen Stuhl. Nie immer in solchen Fällen gibt’s Pro und Contra. Das ist normal. Nur darf dadurch keine Kluft entstehen. Wir haben eine neue Situation. Daran ist nichts mehr zu ändern. Es lag in der Luft. Nicht immerzu Schreckenstein-Siege...“
    „Aber auch keine Niederlagen durch Eigentor!“ widersprach Eugen und erntete Beifall.
    Mücke blieb unbeeindruckt. „Anders hätte keiner gemerkt, worum es geht. Sport muß wieder Spiel werden und darf nicht in gesundheitsschädigenden Ehrgeiz ausarten. An diese manchen vielleicht* unbequeme Tatsache wurde Ottokar durch Herzstiche erinnert.“
    „Quatsch mit Soße!“ rief Dampfwalze dazwischen.
    Ottokar hat die oberste Ritterregel verletzt. Er hat sich, statt für die Gemeinschaft zu kämpfen, für persönliche Schlappheit entschieden und damit Schreckenstein verraten.“
    „Ich geh ja!“ rief der Beschuldigte in den Tumult, den diese Anschuldigung auslöste. „Ich will das Amt übergeben. Also einigt euch! Wer soll Schulkapitän werden?“
    „Dampfwalze!“ brüllte Eugen, wie aus der Pistole gefeuert.
    „Dampfwalze!“ brüllten Pummel und die vier Minis hinterher.
    Ihre schnelle Reaktion wirkte ansteckend. Bis die Gründlichen, die erst überlegen wollten, sich entscheiden konnten, waren sie überstimmt.
    „Ihr habt gewählt“, sagte Ottokar mit steinerner Miene. „Dampfwalze ist neuer Schulkapitän.“ Die Entscheidung wurde nach Ritterart durch Schweigen gewürdigt. Kein Murren oder Raunen der Überstimmten war zu hören. Erst als der alte Schulkapitän dem neuen die Hand reichte, kam Beifall auf.
    Während

Weitere Kostenlose Bücher