Die Gruseltour von Schreckenstein
Ottokar an seinen Platz zurückkehrte, begab sich Dampfwalze mit gewichtigen Schritten zum Schwarzen Brett. Er läutete mit der Kuhglocke und verkündete in amtlicher Eigenschaft: „Die Diskussion ist beendet.“ Darauf begab er sich gewichtig zum Rex. Auch der drückte ihm die Hand. Vor allem die Minis klatschten Beifall, und in kleinen Gruppen, die neue Lage besprechend, verließen die Ritter den Eßsaal .
Ottokar blieb auf seinem Platz sitzen und wartete ab. Eine Hand legte sich ihm auf die Schulter. Stephan stand hinter ihm. „War richtig so“, sagte er. „Du hattest keine andere Wahl.“ Gefaßt sahen sie den Rittern und Lehrern nach. Der Rex nickte herüber, zustimmend und zuversichtlich, als wolle er sagen: Wird schon wieder werden!
Da slalomte Andi gegen den Strom von der Tür zurück. „Schönen Gruß von Dampfwalze. In einer Viertelstunde ist Ritterrat in der Folterkammer. Du sollst auch mitkommen, Ottokar.“ Der abgewählte Schulkapitän schüttelte den Kopf.
„Klar kommen wir“, antwortete Stephan für beide. In einem Punkt herrschte bei den Rittern Eintracht: die Diskussion im Eßsaal war spannender gewesen als der ganze Wettkampf. Ansonsten aber gingen die Ansichten um so weiter auseinander, je mehr die Sache beredet wurde, und sie wurde reichlich be-, ja zerredet an diesem Abend. Überall in den Zimmern, in Fensternischen der Korridore saßen und standen Ritter mit roten Ohren, in das offenbar unerschöpfliche Thema vertieft.
„jetzt möchte ich Maus sein!“ sagte Mücke auf dem Weg zur Folterkammer, „und einen Lauschangriff durch die Burg starten!“
„Mücke-Maus!“ alberte Klaus.
Das Maus-Dasein beziehungsweise -Dabeisein wäre für den Chefredakteur sehr aufschlußreich gewesen.
„Ottokar muß auch aus der Mannschaft raus!“ befand der kleine Eberhard im Zimmer der Minis im Westflügel. „Er ist jetzt ein Sicherheitsrisiko.“
„Wir sollten Ottokar in Ruhe lassen“, meinte Werner nebenan. Schließlich war er ehrlich. Nur mit Zeitzünder!“
„Es ist nicht mehr wie früher!“ klagte Seltenfröhlich Fritz, Ottokars Zimmerkamerad im Südflügel.
„Dampfwalze hat die Chance verdient. Seine Argumente waren gut“, meinte Strehlau im Nordflügel. „Aber ich glaube, er wird sich wundern.“
„Der Wechsel lag in der Luft!“ befand Armin zwei Türen weiter. „Obwohl, eigentlich haben beide recht.“
Für Oskar stand fest: „Ottokar muß Dampfwalze zu einem Boxkampf fordern — so wie der ihn beleidigt hat!“
Ralph sah das völlig anders. „Bei Ottokar liegt Übertreibung nach der einen Seite in der Luft, bei Dampfwalze nach der andern. Wir hätten Stephan wählen sollen. Oder Mücke...“
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Ritterrat bereits in der Folterkammer versammelt. Dampfwalze lag nicht, wie gewohnt, auf der Streckbank, sondern thronte auf dem kniehohen Sockel im mittleren der drei Richtersessel hinter dem steinernen Tisch. Neben ihm Klaus und Andi. Mücke und Hans-Jürgen saßen auf der Tischplatte, Dieter lehnte an der Eisernen Jungfrau, Stephan an dem Bock mit den Daumenschrauben. Auf der Streckbank lagerte Ottokar. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, den Blick auf den schwarzen Kasten an der Wand gerichtet, gab er sich wie einer, der nur zufällig im gleichen Raum anwesend ist, zu den andern aber nicht gehört. Nach der gnädigen Einladung ahnte er wohl, was Dampfwalze vorhatte.
Es lag in der Luft. Das spürten alle. Niemand sprach, niemand lachte. Der Muskelprotz räusperte sich, sog endlos Luft in seine riesigen Lungen, als wolle er tauchen und so bald nicht wieder an die Oberfläche kommen.
„Wir müssen etwas besprechen“, begann er schließlich. „Wie geht das jetzt im Ritterrat weiter, nachdem Ottokar als Schulkapitän zurückgetreten ist? Muß er auch hier seinen Rücktritt erklären, oder ist er automatisch draußen?“
„Weder — noch“, erklärte Hans-Jürgen prompt. Wie immer schrieb er das Sitzungsprotokoll. „Schulkapitän ist ein Amt in der Gemeinschaft, unser Ritterrat ein freiwilliger Zusammenschluß .“
„Mit ziemlich Einfluß !“ bekräftigte Andi.
„Genau!“ Dampfwalze sog wieder eine große Portion Sauerstoff aus dem Raum. „Damit wir uns einig sind — , das geht nicht gegen Ottokar. Ich finde nur, wenn er den einen Einfluß aufgibt, den andern aber behält, was sagt da die Ritterschaft?“
„Müssen wir die fragen?“ wunderte sich Klaus.
„Sollen sie abstimmen“, schlug der vorsichtige Dieter
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