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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Zeit waren sie dicke Freunde geworden.
    Die Muskeln unter der rosigen Haut an Bauch und Brust des kräftig gebauten Tieres schwollen wellenartig an. Es stand reglos da, angespannt, die Krallen an der Seite bereit, die haarigen Ohren aufgestellt und gerichtet auf Dinge, die man nicht sah. Selbst wenn er hungrig auf Beutefang ging, zeigte sich Gratch niemals so wild. Richard spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten.
    Gerne hätte er gewußt, wann oder wo er Gratch schon einmal so knurren gehört hatte. Schließlich schob er seine angenehmen Gedanken an Kahlan beiseite und konzentrierte sich, während seine Anspannung immer weiter stieg.
    Fräulein Sanderholt stand neben ihm und blickte nervös von Gratch zu der Stelle, auf die er starrte. Obwohl sie dürr war und zerbrechlich wirkte, war sie alles andere als eine ängstliche Frau. Dennoch – wären ihre Hände nicht bandagiert gewesen, sie hätte sie gerungen, dachte er. So sah sie jedenfalls aus.
    Richard kam sich plötzlich nackt vor auf der offenen, weit geschwungenen Treppe. Mit scharfen, grauen Augen beobachtete er die grauen Schatten und verborgenen Stellen zwischen den Säulen, den Mauern, den verschiedenen eleganten Belvederes, die verstreut im unteren Teil des Palastgeländes standen. Ein gelegentlicher Windhauch wirbelte glitzernden Schnee auf, doch sonst war alles still. Er schaute so konzentriert, daß seine Augen schmerzten, konnte aber nichts Lebendiges, keine Anzeichen für eine Bedrohung bemerken.
    Obwohl er nichts sah, spürte Richard ein wachsendes Gefühl der Gefahr – es war nicht einfach eine Reaktion auf Gratchs Aufgebrachtheit, sondern es entstammte seinem Innern, seinem Han, den Tiefen seiner Brust, strömte in die Fasern seiner Muskeln und versetzte sie in angespannte Bereitschaft. Die Magie in seinem Innern war zu einem zusätzlichen Sinn geworden, der ihn oft gerade dann warnte, wenn seine anderen Sinne versagten. Darum mußte es sich auch jetzt handeln.
    Tief in seiner Magengrube nagte das Bedürfnis fortzurennen, bevor es zu spät war. Er mußte zu Kahlan, er wollte nicht in irgendwelche Schwierigkeiten verwickelt werden. Er konnte sich ein Pferd suchen und einfach losreiten. Besser noch, er konnte jetzt sofort davonrennen und sich später ein Pferd besorgen.
    Gratch faltete die Flügel auseinander und nahm eine drohende, hockende Haltung ein, bereit, in die Luft zu schießen. Er zog die Lippen weiter zurück, Dampf entwich zischend zwischen seinen Reißzähnen, während sein Knurren tiefer wurde und die Luft zum Schwingen brachte.
    Richard bekam eine Gänsehaut auf den Armen. Sein Atem ging schneller, als das greifbare Gefühl der Gefahr sich zu einer konkreten Bedrohung zuspitzte.
    »Fräulein Sanderholt«, sagte er, während sein suchender Blick von einem langen Schatten zum nächsten sprang, »warum geht Ihr nicht hinein? Ich komme nach und unterhalte mich mit Euch, sobald ich –«
    Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, als er eine knappe Bewegung unten zwischen den weißen Säulen bemerkte – ein Flirren in der Luft, wie Hitzeschlieren über einem Feuer. Er starrte, versuchte zu entscheiden, ob er es tatsächlich gesehen oder sich nur eingebildet hatte. Hektisch versuchte er zu überlegen, was es sein könnte, wenn er denn überhaupt etwas gesehen hatte. Vielleicht war es ein wenig Schnee gewesen, von einem Windstoß hochgewirbelt. Er kniff konzentriert die Augen zusammen, konnte nichts erkennen. Wahrscheinlich war es nichts weiter als der Schnee im Wind, versuchte er sich zu beruhigen.
    Plötzlich stieg die unleugbare Erkenntnis in ihm hoch wie kaltes, schwarzes Wasser durch den Riß in der Eisschicht eines Flusses – Richard war eingefallen, wann er Gratch so hatte knurren hören. Die feinen Härchen in seinem Nacken standen ab wie Nadeln aus Eis auf seiner Haut. Seine Hand tastete nach dem Griff seines Schwertes.
    »Geht«, drängte er flüsternd Fräulein Sanderholt. »Sofort.«
    Ohne Zögern rannte sie die Stufen hoch und machte sich auf den Weg zum weit entfernten Kücheneingang hinter ihm, als das Sirren von Stahl in der frischen Morgenluft verkündete, daß das Schwert der Wahrheit gezogen worden war.
    Wie war es möglich, daß sie hier auftauchten? Es war nicht möglich, und doch war er sicher – er spürte sie.
    »Tanze mit mir, Tod, ich bin bereit«, raunte Richard, bereits im Trancezustand des Zornes der Magie, die aus dem Schwert der Wahrheit in ihn strömte. Die Worte waren nicht die seinen, sondern

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