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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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die ihm nicht gut tun. Daher sind wir verantwortlich, gute Bilder in uns einzubilden. Sie bringen uns in Berührung mit dem einmaligen Bild Gottes von uns. Aber dieses Bild Gottes von uns können wir letztlich nicht mehr beschreiben. Es ist jenseits aller anschaubarenBilder. Und doch ist es unser Wesen, dass wir ein Bild Gottes sind. Aber sowohl Gott wie auch unser wahres Selbst sind jenseits aller Bilder.

Liebe befreit vom Bild
     
     
    Die Bildlosigkeit gilt auch für die Beziehung. Auch vom Partner brauchen wir auf der einen Seite gute Bilder. Die guten Bilder sind wie Brillen, durch die wir die guten Seiten des Partners entdecken. Oft genug stecken wir die Partnerin in die Schublade unserer vorgefertigten Bilder. Da ist es schon ein Fortschritt, diese entwertenden und oft genug verletzenden Bilder loszulassen und gute Bilder vom anderen zu suchen. Aber auch diese Bilder sollen wir übersteigen. Der Partner ist jenseits der Bilder. Natürlich haben wir ein Bild vom andern in uns. Und wir malen uns täglich neue Bilder von ihm. Spiritualität meint jedoch, dass wir den andern nie auf ein Bild festlegen, dass wir immer darum wissen, dass der andere mehr ist als die Bilder, die wir von ihm in uns tragen. Auch im andern ist etwas, was unserem Zugriff entzogen ist. Die Beziehung zum Partner oder zur Partnerin bleibt nur lebendig, wenn wir unsere eigenen Bilder überspringen und offen sind für das bildlose Geheimnis des andern. Wenn ich den andern auf ein Bild festlege, wird es bald langweilig mit ihm. Ich kenne alle seine Verhaltensweisen, habe für jedes Wort und jedes Verhalten des anderen eine Erklärung. Die Bildlosigkeitin der Beziehung ist die Voraussetzung, dass ich neugierig bleibe für das Geheimnis des andern. Das hat der Schweizer Dichter Max Frisch als das Geheimnis wahrer Liebe entdeckt. In seinem Tagebuch schreibt er: »Die Liebe befreit aus jeglichem Bildnis.« Das Johannesevangelium drückt diesen Aspekt der Liebe in der Auferstehungsgeschichte aus. Als Maria von Magdala den Auferstandenen erkennt und ihn umarmt, sagt Jesus zu ihr: »Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.« (Joh 20,17) Im Bild halten wir den andern fest. Aber in jedem ist etwas, das unserem Zugriff entzogen ist. Es ist das, was zum Vater aufsteigt, das, was den andern für Gott hin öffnet. Es ist die spirituelle Dimension in jedem von uns. Etwas gibt es in uns, das der andere nicht festhalten kann. Es entzieht sich jedem Zugriff. Es ist etwas Göttliches, das zu Gott aufsteigt und bei Gott daheim ist. Nur wenn wir um diese Dimension wissen, bleibt die Beziehung auf Dauer lebendig.

Keine Projektionen auf andere
     
     
    Die Bildlosigkeit gilt nicht nur in der persönlichen Beziehung, sondern auch in den gesellschaftlichen Beziehungen. Wir sind immer in Gefahr, uns von anderen Gruppierungen, von konkurrierenden Parteien, von bestimmten Firmen irgendwelche Bilder zu machen, die auch wertende Vorstellungen sind. Oder wir machen uns bestimmte Vorstellungenvon Menschengruppen: von Bankern, von Managern, von Politikern. All diese Bilder, die mit Urteilen und Wertungen verbunden sind, sind oft Ausdruck unserer eigenen Schattenseiten, die wir auf sie projizieren. Genauso wenig hilfreich sind Bilder der Verklärung, wenn wir bestimmte Sportler, Schauspieler, Sänger, spirituelle Gurus mit Bildern des Unantastbaren, des Heiligen, des Genialen belegen. Solche Bilder sind ebenfalls nur Projektionen, in denen wir unsere ungelebten Anteile auf andere projizieren. Auch unserer Gesellschaft, die uns die Menschen ständig in Bildern vor Augen führen, sei es im Fernsehen, sei es im Internet, sei es in den Zeitungen, täte der Verzicht auf Bilder manchmal gut. Denn gerade manche Photographen legen die Menschen auf ein bestimmtes Bild fest. Sie zeigen sie oft in Situationen, die mehr der Vorstellung und dem Vorurteil der Zuschauenden als der Realität entsprechen. Man kann Menschen in einem ungünstigen oder aber in einem verklärenden Licht zeigen. Die vielen Bilder, die uns von Politikern, Schauspielern, Managern, Sportlern gezeigt werden, haben nicht selten eine ganz bestimmte Tendenz in sich, entweder eine verherrlichende oder eine verunglimpfende Absicht. Ein Verzicht auf Bilder täte uns auf diesem Hintergrund also gut. Und wir, die wir diese Bilder anschauen, sollten uns immer bewusst werden, dass wir uns kein Bild von diesen Menschen machen sollen. Wenn wieder einmal ein Manager oder ein Banker oder ein

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