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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Katalog der dort versammelten Dinge, den es je gegeben hatte. Und als Kim erkannte, dass er ihr nichts mehr beibringen konnte, schrieb er einen Brief an den Rektor der Universität.
    Die Antwort, die er erhielt, war in der geschraubten Sprache der Gelehrten abgefasst, aber im Wortlaut ebenso eindeutig wie negativ. Dennoch gab Kim nicht auf. Er schickte Briefe an viele Gelehrte, mit denen er seit Jahren korrespondierte, und schließlich sogar einen an den Kaiser selbst.
    So geschah es, dass der Hohe Magistrat von Allathurion seine Statuten änderte und zum ersten Mal seit Menschengedenken ein weibliches Wesen zum Studium an der Universität zuließ.
    Natürlich zerrissen sich einige missliebige Geister die Mäuler; niemals, so tönte Magister Quasinus, nunmehr emeritierter Vorsteher des Historischen Seminars, sei die intellektuelle Potenz einer Frau den Anforderungen der hehren Wissenschaft gewachsen. Doch Yadira überflügelte sie alle. Sie erwarb das Bakkalaureat nach bereits sechs Semestern, und nach zwei weiteren Jahren wurde sie zur Magistra promoviert.
    Und wieder einmal waren sieben Jahre verstrichen, und es nahte der schicksalhafte Tag einer neuen Begegnung der Ringträger – auch wenn nun außer Magister Kimberon keiner der Gefährten von einst mehr darunter war. Denn so wie Talmond von seinem Vater den Ring empfangen hatte, so hatte Burin den seinen im Geheimen Barin, seinem Sohn, überlassen, und auch Gilfalas hatte seinen Ring inzwischen weitergegeben, an Almiriël, die Tochter seiner Schwester und seine einzige Erbin.
    Ja, Kim stellte zu seiner eigenen Verwunderung fest, dass er nun genauso alt war wie seinerzeit Magister Adrion, sein Vorgänger, als dieser ihm das Amt überlassen hatte.
    »Es ist Zeit«, sagte er zu sich selbst, »ein Ende zu machen.«
    Der große Markt von Aldswick war bereits im Gange, als Magister Kimberon sich hinsetzte und in seiner immer noch gestochen scharfen Handschrift einen Brief verfasste, gerichtet an den Bürgermeister von Aldswick und an den Juncker von Gurick-auf-den-Höhen, an die Godin zu Winder und den Pater in Eldermünde. Er musste sich selbst dazu zwingen, die richtigen Namen einzusetzen; denn inzwischen hatten auch all diese Ämter ihre Besitzer gewechselt, und er selbst kam sich vor wie ein Museumsstück, da er nun sein Amt bereits … wie lange … innehielt? Fünfzig Jahre?
    Er runzelte die Stirn. Da war noch etwas. Etwas, das er noch zu tun hatte. Etwas, nach dem er sein Leben lang gesucht hatte, ohne es jemals zu finden.
    Aber er wusste nicht mehr, was es war. Er war alt geworden. Er sehnte sich nach Frieden.
    So ging er, wie es seine Gewohnheit war, hinaus zum Grab von Magister Adrion, das bei den anderen an der rückwärtigen Seite des Ffolksmuseums lag.
    Was danach geschah, ist nicht ganz klar. Seine Haushälterin, eine junge Ffolksfrau, die erst seit kurzem in seinen Diensten stand, berichtete, der Magister sei im letzten Abendlicht heimgekehrt, in aller Hast, und habe dabei etwas in den Händen gehalten, das er an seine Brust drückte. Sie habe ihn fragen wollen, was er denn da bei sich trage, auch ein wenig besorgt, da seine Gesundheit in letzter Zeit nicht die beste gewesen sei, aber er habe ihr nur gesagt, er habe jetzt keine Zeit, er müsse ein Buch lesen. Daraufhin habe sie ihn hinauf in sein Studierzimmer gehen sehen und sich nichts weiter dabei gedacht.
    Dort fand man am nächsten Tag den Magister. Er saß friedlich in seinem Lesestuhl, die Augen geschlossen, als schliefe er. Vor ihm auf dem Pult lagen zwei versiegelte Umschläge.
    Der eine, an den Rat von Elderland gerichtet, enthielt seine offizielle Abdankung.
    Wahrlich hätte Magister Kimberon sich keinen besseren Augenblick für seine Ankündigung aussuchen können als den letzten Tag des alljährlichen dreitägigen Hökerns und Feilschens auf dem Marktplatz von Aldswick und in den umliegenden Straßen und Gassen. War es schon Neuigkeit genug, dass der alte Magister friedlich im Schlaf verschieden war, so sorgte vor allem seine Entscheidung über die Wahl seines Nachfolgers für das meiste Gerede in der Stadt und wohl bald auch im ganzen Land.
    Doch nirgendwo in den Statuten des Rates von Elderland stand geschrieben, dass das Amt des Kustos von Elderland unbedingt von einem Mann ausgeübt werden musste.
    Und so übergab man, als sich die Ringträger am Abend des Marktes im Hause des Kustos trafen, der erwählten Nachfolgerin den zweiten Umschlag, den der alte Magister hinterlassen hatte. Er

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