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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Rots gegen den Himmel, der Himmel selbst mit seinem harten Blau, wie es die große Höhe mit sich brachte, und die unveränderlichen weißen Wattebälle der schnell dahinziehenden Wolken – mehr an Farbenpracht wurde Jefs Augen nicht geboten. Und doch hätte er auf alles, was er sah, nicht mit mehr Entzücken reagieren können, wenn er durch das Herz eines Regenbogens geschritten wäre.
    Jede Farbe, die er fand, sang für ihn. Jede offenbarte ihm ihre ureigene Schönheit. Und unglaublich lebendig waren diese Töne. Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte Jef, daß man keine Farbe als unveränderlich wahrnimmt. Jede einzelne Farbe wechselte ständig mit der winzigsten Änderung des Lichts, das auf sie fiel, jeder Wechsel fand in einem Sekundenbruchteil statt. Es sah so aus, als habe jede Farbe, auf die er blickte, ein eigenes atmendes Leben, währenddessen sie sich entwickelte – nicht nur in sich selbst, sondern in ihm, der sie von Sekunde zu Sekunde in neue Begriffe menschlichen Sehvermögens und menschlichen Gedächtnisses übertrug.
    Auf einer ähnlichen Ebene vermittelten ihm die unbedeckten Teile seiner Haut starke, lebendige, pulsierende Empfindungen, was Temperatur, Druck und Textur anging. Diese Wahrnehmungen zusammen mit denen, die Auge und Ohr empfingen, verschmolzen miteinander zu einer Symphonie physischer Erfahrungen. Sie hallten aneinander wider, so daß Jef, wenn er einen Baumstamm betrachtete, an dem er in zehn Metern Entfernung vorüberkam, die Beschaffenheit seiner Außenhaut, die wächserne Schärfe seiner koniferenähnlichen Nadeln buchstäblich fühlen konnte. Der Druck und die Kühle der Luft auf seinen Lippen riefen einen Geschmack hervor, der gleichzeitig physisch nicht existent und doch unglaublich wirklich war, wie die stumme, aber reale Melodie, die Violinsaiten in eine andere Dimension senden mögen, wenn sie in ekstatischer Erwartung den Augenblick ersehnen, wo sie von begnadeten Fingern gespielt werden. Sogar die Müdigkeit und das Unbehagen seines Körpers bekamen für Jef einen Gehalt, der über die normale Perzeption hinausging, so daß selbst sie mit einer Botschaft beladen schienen, die sich der gewöhnlichen Kommunikationsmethoden entzog.
    Und doch war er sich in diesen Augenblicken, als der ganze große Reichtum an bewußten Wahrnehmungen ihn überflutete, bewußt, daß er ein wenig abseits von sich selbst stand. Es war, ebenso wie der Überfluß an Sinneseindrücken, ein Gefühl, das ihm bisher ganz fremd gewesen war und das er am liebsten selbst jetzt noch als unmöglich bezeichnet hätte. Denn es war ein Widerspruch in sich selbst. Er genoß den Vorteil der Losgelöstheit, ohne losgelöst zu sein.
    Die Losgelöstheit war von der Art, daß sie ihm ein gewaltiges Anwachsen der inneren Vision eröffnete. Ihm schien, sein Geist habe nie zuvor in seinem Leben soviel an Fähigkeit, Raum und Freiheit gehabt, das richtig zu verarbeiten, was das Leben vom Augenblick seiner Geburt an in ihn eingespeist hatte. Jetzt lag Zeitlosigkeit um alle Dinge und die Freiheit, mit ihnen zu arbeiten. Er war dem engen Gefängnis entronnen, das die logische Front seines Verstandes war, wo die Gedanken wie durch eine schmale Pforte einer nach dem anderen passieren mußten.
    Jetzt sah er wie auf einer weiten Ebene alle Dinge, die er je gelernt oder erfahren hatte, sich aufeinander zubewegen, sich gegenseitig durchdringen. Er sah auf diese Ebene aus einiger Höhe hinunter, aber mit einer teleskopischen Sicht, die auch die kleinste Einzelheit deutlich zu erkennen vermochte. Alles, was er wußte, lag vor ihm ausgebreitet wie eine Horde durcheinanderlaufender Einzelwesen, und langsam, während er hinabsah, begann er zu trennen, zu kombinieren, und er schuf aus der formlosen Mannigfaltigkeit eine Ansammlung zusammenhängender Bedeutung. Allmählich gewann die Information Gestalt, wuchs zu einem Wissen, dessen Existenz er nie für möglich gehalten hatte, und versprach ihm Antworten, die über die gegenwärtige Konzeption hinausgingen. Es war eine Hoffnung, die ein infinitesimal kleines Universum zu etwas Grenzenlosem, Unendlichen und Ewigen in der Möglichkeit wie in der Dimension öffnete.
    Sein Leben lag vor ihm ausgebreitet. Everon lag vor ihm ausgebreitet. In seiner Vorstellung konnte er mühelos den Hagelschauer sehen, den er von der Veranda des Konnetabels aus beobachtet hatte. Er sah die Wolkenbrüche, deren Wasserfluten, wie er gehört hatte, die von den Menschen auf Everon gebauten Dämme und

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