Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
er, und er konnte sich vor dem Fallen nur bewahren, indem er sich an Mikeys breiter Schulter festhielt. „Nein, nein, mir fehlt nichts“, versicherte er dem Maolot.
    Mikey setzte sich an die Spitze und hielt auf einen engen Spalt in den Felsen zu, die das hintere Ende der Senke abschlossen. Der Spalt führte zu einem schmalen Pfad oder Wechsel, auf dem sie nicht Seite an Seite gehen konnten. Der Weg, dem sie folgten, führte über steile Bergwände. Der Fels fiel auf der einen Seite scharf ab und erhob sich beinahe senkrecht auf der anderen. Die meiste Zeit kletterten sie mehr, als daß sie gingen. Abgesehen davon schritten sie oft über Kies oder kleine Steine, die wegrollten, wenn man den Fuß auf sie setzte. Ständig waren sie in Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren und einen Steilhang hinunterzufallen oder eine lange Schräge hinabzugleiten oder sich über eine Klippe zu Tode zu stürzen.
    Trotz der Schwäche, die eine Folge seiner Erschöpfung war, mußte Jef sich bei diesem gefährlichen Boden jeden einzelnen Schritt, den er machte, genau überlegen. Es war eine ungeheure Anstrengung. Jeden Augenblick glaubte er, mehr als ein Dutzend Schritte schaffte er nicht mehr. Und doch ging er weiter und weiter. Mikey lief nun voraus. Seine vier Beine verliehen ihm bei diesem heimtückischen Boden größere Sicherheit. Während ihrer Wanderung stieg die Sonne höher, aber viel wärmer wurde es mit Voranschreiten des Tages nicht. Die Luft war dünn. Obwohl überall der blaue Himmel zu sehen war, zogen doch so viele Wolken darüber hin, daß kurze Perioden der Wärme, wenn die Sonne schien, innerhalb von Minuten unterbrochen wurden, sobald eine neue Dampfmasse ihre Strahlen blockierte. Ein leichter, kühler Wind blies stetig aus Nordwest.
    Trotz allem vertrieben die körperliche Bewegung und die Augenblicke, in denen die Sonne sie wärmte, die Steifheit aus Jefs Muskeln. Der Schmerz, den ihm das Klettern bereitete, hörte auf, wichtig und ihm ständig bewußt zu sein. Er zog sich in die allgemeine Struktur der Dinge zurück. Jef nahm allmählich Notiz von dem Land, durch das sie reisten, und sah über den Fleck Boden hinaus, auf den er beim nächsten Schritt den Fuß setzen mußte.
    Jetzt erst wurde Jef klar, daß er anders war als früher. Dies Anderssein war widersprüchlich: In dem einen Augenblick empfand er intensiv das Gefühl, innerhalb seines Körpers zu stecken, und gleichzeitig befand sich ein Teil von ihm außerhalb desselben. Jetzt, wo der Schmerz und die Müdigkeit aufgehört hatten, wichtig zu sein – sie waren immer noch da, aber es war leicht, sie zu ignorieren –, war er sich in einem Ausmaß, wie es ihm in seinem ganzen Leben noch nie begegnet war, physisch des Ansturms auf seine Sinne bewußt.
    Das Sonnenlicht berührte ihn, sooft es auch unterbrochen wurde, durch die dünne Luft mit einer Wärme, die kostbar war wie geschlagenes Gold. Die kühle Brise war eindrucksvoll wie der Geschmack eines stark gerbsäurehaltigen, aber unvergeßlichen Weins. Das Tageslicht zeigte ihm überall eine Welt, die etwas wie eine zusätzliche Dimension besaß. Die festen Körper, auf die sein Blick fiel, schienen noch fester geworden zu sein, er nahm in Fels und Baum und Bergspitzen mehr wahr, als das Auge normalerweise entdecken konnte. Alle Gegenstände schienen sich in einem zusätzlichen rechten Winkel auszudehnen, was ihnen eine tesseraktähnliche Wirkung gab.
    Die Geräusche, so wenige es waren – das Kollern der Steinchen unter seinen Füßen, das dünne Singen des Windes, der aus weiter Ferne kommende Ruf der vogelähnlichen fliegenden Geschöpfe Everons, hin und wieder das Summen eines Insekts –, klangen nicht nur voller, als er sie je vernommen hatte, sondern waren auch mit einer neuen Bedeutung geladen. Die Bedeutung konnte Jef noch nicht herauslesen, aber es war soviel mehr, als er früher in diesen Lauten gehört hatte, daß die Informationen, die er erhielt, mit dem Inhalt eines dicken Buches zu vergleichen waren, von dem er früher nur die kurzen Angaben auf dem Rücken und Deckel gekannt hatte.
    Ebenso war es mit den Farben, die ihn umgaben. Ein flüchtiger Blick hätte nicht mehr erfaßt als eine eintönige Landschaft aus Felsen in dunklerem oder helleren Grau. Nur gelegentlich blitzte das Blau oder Silber einer Wasserfläche auf, das dunkle Grün der Hochlandvegetation oder das Graubraun der Baumstämme. Ein winziges Insekt mit grünen Schwingen, eine vogelähnliche Gestalt als ein Fleck dunklen

Weitere Kostenlose Bücher