Die Herren von Everon
ein ziemlich großer Raum frei gelassen, in dem mehrere einfache Stühle und entlang der Rückwand eine Bar oder Theke standen. An dem Jef näher gelegenen Ende der Theke war ein Schild aufgestellt, auf dem Apotheke zu lesen war, und die Wand dahinter war zu einem Schrank ausgebaut worden, der verschiedene Fächer aus weißem Plastik enthielt. Sie sahen aus, als seien es Tiefkühl- oder Vakuumbehälter, deren Inhalt geschützt werden sollte. Am anderen Ende der Theke stand ein großer weißer Behälter mit einem Hahn, und die Bretter dahinter waren mit Reihen weißer Plastikflaschen gefüllt. Jef war zu weit entfernt, als daß er die Etiketten darauf hätte lesen können.
In diesem freien Raum saßen vier Männer mit grauen Tonkrügen in der Hand, und ein weiterer Mann saß auf einem hohen Schemel hinter der Bar, als habe er hier mehr zu sagen als die anderen. Jef ging mit Mikey an seiner Seite auf diesen fünften Mann zu. Es herrschte tödliches Schweigen. Nach der Bemerkung „Das ist er“ hatte keiner mehr ein Wort gesprochen.
„Ich bin Jefrey Aram Robini“, sagte Jef, als er die Theke erreicht hatte. „Und ich habe für diesen Maolot eine Sondererlaubnis des Ökokorps. Das hier ist Posten Fünfzig, nicht wahr? Sind Sie hier der Verwalter?“
Der Mann hinter der Bar lächelte, blieb aber wie angewurzelt auf seinem Schemel hocken. Im Gegensatz zu den anderen herumsitzenden Männern sah er beinahe blaß aus. Er war ein Mann in den Fünfzigern mit langem Kinn und langen Händen, der gewaltig Fett angesetzt hatte. So war aus dem scharfen Winkel, den sein Unterkiefer einmal gebildet hatte, eine kleine Einbuchtung in der dicken Wamme geworden, die ihm über den Kragen hing.
„Richtig, Herr Robini“, antwortete er. „Herbert Doty, Verwalter auf Posten Fünfzig. Wir haben gerade einen Anruf bekommen, Sie und Ihr Maolot seien nach hier unterwegs.“
„Einen Anruf?“ wiederholte Jef. „Ach so, von Jarji.“
„Jarji? Jarji Jo Hillegas?“ Herbert Dotys Lächeln verlor an Breite. „Nein, Herr. Von dem Konnetabel unten in der Stadt natürlich. Wo haben Sie das Hillegas-Mädchen getroffen?“
„Ich war dabei, das Gebiet ihrer Wildranch zu durchqueren“, berichtete Jef. „Sie sagte, ich hätte vorher über Funk Bescheid geben müssen, daß ich komme, und sie versprach mir, die Leute weiter oben zu benachrichtigen.“
„Ah“, machte Doty. Er gewann sein Lächeln zurück. „Nun, sie hat uns nicht benachrichtigt. Sie werden hier im Oberland eine Menge Typen wie Jarji finden. Gute Menschen, aber man weiß bei ihnen nie, wann sie ausführen, was sie sich vorgenommen haben. Die einzigen Personen, auf die Sie sich verlassen können …“ – sein Blick ging an Jef vorbei zu den anderen Männern – „ … sind Posten-Rancher. Verantwortungsbewußte Menschen wie diese Männer.“
Jef wandte den Kopf, um sich die verantwortungsbewußten Männer anzusehen, und stellte fest, daß sie nicht nur ihn, sondern auch Mikey genau beobachteten.
„Keine Sorge“, sagte Jef zu ihnen. „Mikey tut nur, was ich ihm sage.“
„Ja“, fiel Doty ein und hustete. Es war ein dicker, kehliger Laut. „So hieß es in der Nachricht über Sie. Andernfalls wäre es uns nicht recht, wenn ein Maolot ins Haus gebracht würde. Wir erschießen sie auf der Stelle, müssen Sie wissen.“
Jef erwiderte seinen herausfordernden Blick.
„Tatsächlich? Jarji sagte …“
„Oh, Jarji!“ Doty winkte mit einer Hand ab, die lange, schlanke Finger und ein dickes Gelenk hatte. „Sie werden doch dem keine Aufmerksamkeit zollen, was Leute wie Jarji Jo sagen. Sie erzählt alle möglichen wilden Geschichten.“
Er rutschte von seinem Schemel herab. Solange er gesessen hatte, war es ihm gelungen, den Eindruck eines großen Mannes zu erwecken. Jetzt stellte sich heraus, daß er einen halben Kopf kleiner war als Jef. Sein fetter Körper wölbte sich über dünnen Beinen.
„Sie sind ins Oberland gekommen, um Beau leCourboisier zu finden“, fuhr er fort. „Beau wird in ganz kurzer Zeit hier sein. In ein oder zwei Stunden. Er wollte bei Ihrer Ankunft anwesend sein, aber er hatte noch einiges auf seiner Ranch zu erledigen.“
„Auf seiner Ranch?“ echote Jef.
„Ja, auf seiner Ranch …“ Doty hielt inne und sah Jef über die Fettrollen unter seinen Augen scharf an. „Sie wollten gerade etwas sagen?“
„Nein“, erwiderte Jef. Tatsächlich hatte er gerade Jarjis Behauptung erwähnen wollen, Beaus Ranch sei vor vier Jahren gerodet und
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