Die Herren von Everon
zur Wisentweide gemacht worden.
„Ich nehme an, daß Sie über Nacht bleiben wollen.“ Doty schritt vom Ende der Bar zu einer Tür in der anstoßenden Wand. Direkt davor saß einer der Männer mit den Tonkrügen. „Bitte, kommen Sie hier entlang, Herr Robini. Ihren Maolot sperren wir in einen meiner Lagerräume, und dann werden Sie und ich …“
Jef blieb stehen. „Einen Augenblick! Mikey bleibt bei mit, wohin ich auch gehe. Wir werden ihn nicht in einen Lagerraum sperren, wenn ich mich an irgendeinen anderen Ort begeben soll.“
Doty streifte die anderen Männer mit einem Blick, und Jef selbst drehte sich um und sah sie sich genau an. Aber ihre Gesichterwaren ausdruckslos, und als er die Augen wieder auf den Verwalterrichtete, war auch aus Dotys Miene nichts abzulesen. Die Männer schwiegen und beobachteten Jef. Die Atmosphäre im Raum lastete schwer. Mikey drückte sich gegen Jefs Bein.
„Tut mir leid“, sagte Jef nach einer Pause, in der keiner der anderen zum Sprechen ansetzte. „So ist es nun einmal. Mikey bleibt bei mir. Wenn es nicht anders geht, werden wir beide in einem Lagerraum warten.“
„Nun, nun Herr Robini …“ begann Doty langsam. Dann überlegte er es sich anders. „Ich glaube schon, daß das in Ordnung geht. Der Maolot kann bei Ihnen bleiben. Wir sind nur nicht daran gewöhnt, einen Maolot als Schoßtier zu sehen.“
„Er ist kein Schoßtier“, widersprach Jef. „Er ist ein Forschungsobjekt.“
Aber auch darauf gab keiner der Männer eine Antwort. Doty drehte sich um und öffnete die Tür, auf die er zugegangen war. Jef folgte ihm in einen engen Korridor, der mit elektrischen Glühbirnen erleuchtet war. Mikey hielt sich dicht neben ihm. Hier war der Gestank nach Schmieröl und nassem Pelz wenn möglich noch dicker als draußen. Doty ging an mehreren Brettertüren in den Korridorwänden vorbei, bis er an eine auf der rechten Seite kam, die verschlossen zu sein schien. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche, drehte ihn im Schloß und öffnete die Tür.
Mit übertriebener Höflichkeit trat er zur Seite. „Hier, Herr Robini. Sie finden ein bequemes Bett vor, falls Sie sich auszuruhen wünschen, und einen Waschständer, falls Sie sich säubern möchten. Sie werden nicht lange zu warten brauchen.“
Jef ging an ihm vorbei ins Zimmer. Mikey folgte ihm auf den Fersen. Der Raum war dunkel bis auf ein Fenster in der entgegengesetzten Wand, und Jef mußte selbst nach dem ziemlich trüben Licht im Korridor einen Augenblick stehenbleiben, bis sich seine Augen angepaßt hatten und er die Umgebung erkennen konnte.
Während er dastand und sich zu orientieren versuchte, wurde die Tür hinter ihm zugemacht und das bißchen zusätzliche Licht, das vom Korridor hereinfiel, ausgeschlossen. Jef drehte sich um und wollte die Tür wieder öffnen, aber der weiße Plastikknauf drehte sich nicht.
„Warten Sie!“ rief er durch die Brettertür Doty zu. „Die Tür klemmt!“
Vom Korridor drang ein leises Lachen, beinahe ein Gurgeln, herein. Dann herrschte Stille.
Jef wandte sich wieder dem Inneren des Zimmers zu, und seine Augen, die sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnten, erkannten nichts als eine leere Kammer. Da war kein Bett und kein Waschständer – es waren überhaupt keine Möbel da, ausgenommen der Haufen in einer Ecke, der aus Lumpen und alten Kleidern zu bestehen schien. Jef wirbelte herum und hämmerte mit den Fäusten an die Tür.
„Was hat das zu bedeuten?“ brüllte er. „Was denken Sie sich dabei, mich hier einzusperren?“
Wieder vernahm er das gurgelnde Lachen und danach das Trampeln von Stiefeln, die sich auf dem Bretterboden des Korridors draußen von seiner Tür entfernten. Danach war überhaupt kein Laut mehr zu hören.
Mikey drückte sich dicht an ihn und knurrte leise.
„Schon gut, Mikey“, murmelte Jef geistesabwesend und streichelte den Maolot tröstend. „Es ist alles in Ordnung.“
Aber das war es nicht. Jef trat an das einzige Fenster des Zimmers. Das Fenster selbst war groß genug, daß er und sogar Mikey hätten hindurchklettern können, und es lag nicht höher als ein und einen halben Meter über der Erde. Aber draußen vor der Fensterscheibe war ein schweres Drahtnetz daran befestigt. Mit einiger Mühe gelang es Jef schließlich, das Fenster an der Klinke zu öffnen, die sich rechts am Rahmen befand, und es an den Angeln auf der linken Seite nach innen zu schwingen. Aber als er in das Drahtnetz griff und daran schüttelte, verletzte er sich nur
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