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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Freunde haben die Sache ausgeheckt. Die Dummköpfe haben eine Strecke am Flusspfad entlang festgelegt - erst ein Stück an der einen Uferseite entlang, dann bei dem Eichenstamm über den Fluss hinüber, dann auf der anderen Seite wieder in die Gegenrichtung und dann auf den eingefetteten Balken am unteren Ende wieder zurück über den Fluss.«
    »Aber es ist doch schon fast dunkel«, sagte Efnís. »Sie können doch jetzt kein Wettrennen mehr machen.«
    Bán zuckte die Achseln. Es war Irrsinn; die mit Talg eingefetteten Balken waren ein Albtraum. Keiner, der auch nur halbwegs bei Verstand war, würde auf die Idee kommen, bei hellem Tageslicht über die Balken zu gehen, geschweige denn bei Dunkelheit auf ihnen entlangzurennen. Der Fluss, der unter ihnen hindurchfloss, war zwar wieder zwischen seine Ufer zurückgekehrt, aber seine Wassermassen strömten noch immer weiß schäumend, reißend und drohend dahin; jeder, der hineinstürzte, würde von Glück reden können, wenn er lebendig wieder herauskam. »Dann lass sie doch ihr blödes Wettrennen machen. Wenn sie ertrinken, können wir ja Airmid bitten, ihre Heilgesänge anzustimmen, um das Wasser aus ihnen herauszuholen. Falls sie es nicht schafft, wird es auch kein großer Verlust sein.«
    »Nein, du verstehst ja nicht!« Er hatte Breaca selten so aufgeregt und verstört erlebt. Ihre Finger waren weiß an der Stelle, wo sie den Türpfosten umklammert hielt. »Sie wollen den Fluss bei dem Eichenbalken oberhalb des heiligen Teichs überqueren. Wenn einer von ihnen ins Wasser fällt und den Fluss zu durchschwimmen versucht, wird er von der Strömung erfasst und zum Teich der Götter mitgerissen werden. Airmid hat es geträumt. Das darf einfach nicht passieren!«
    »Was?!«
    Aus Báns Gesicht wich alle Farbe, und ihm wurde plötzlich ganz schwindelig vor Schreck. Was Breaca sagte, war unvorstellbar; jeder wusste doch, dass der Teich Nemain gehörte, dass es strengstens verboten war, in das Reich der Göttin einzudringen, dass jeder, der dieses Tabu brach, mit seinem Leben dafür bezahlte und eines schrecklichen Todes sterben musste. Noch schlimmer als das war die Verwüstung, mit der die Götter die Menschen heimsuchen würden. Das letzte Mal, als ein Mann in den Teich gefallen war, war zur Zeit der Großmutter gewesen, und kurz danach war der Krieg mit den Coritani ausgebrochen. Selbst die Gallier aus dem fernen Süden, die den Sinn und Zweck des Misthaufens nicht verstanden und Haufen von menschlichem Kot und den Gestank von Männerurin rund um das Rundhaus hinterlassen hatten, würden sich hüten, auch nur einen Fuß in den Teich zu setzen. »Aber, Breaca, sie werden nicht in den Fluss gehen, das würden sie nicht wagen...«
    »Der Römer schon. Sie zwingen ihn dazu, bei dem Wettrennen mitzumachen. Dubornos hat ihm ein Messer an die Kehle gehalten und ihm befohlen, sich ordentlich ins Zeug zu legen, sonst würde er ihn kurzerhand ins Jenseits befördern, bevor der Rat Gelegenheit hätte, darüber abzustimmen.«
    »Aber irgendjemand wird ihn doch sicher vor dem Teich gewarnt haben.«
    »Hast du es ihm gesagt?«, wollte Breaca wissen. »Du hast dich doch öfter mit ihm unterhalten als jeder andere.«
    Bán hatte dem Römer nichts dergleichen gesagt. Die heiligen Teiche waren ein Teil seines Lebens, und er war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass irgendjemand nicht über sie Bescheid wissen könnte. Und selbst wenn er daran gedacht hätte, so hätte das auch nicht viel genützt, denn sein kümmerlicher gallischer Wortschatz reichte vielleicht für eine Unterhaltung über Pferde aus, aber nicht, um das komplizierte Gleichgewicht zwischen Ehre und Pflicht zu erklären, das die Beziehung zwischen den Göttern und den Menschen aufrecht erhielt. Entsetzt erwiderte er: »Dubornos ist wahnsinnig. Er tut das nur, um den Römer zu töten, und weil er hofft, dass es zu einem Krieg führt, damit er sich als Krieger in der Schlacht beweisen kann. Wir müssen sie unbedingt daran hindern. Wo sind die Pferde?«
    »Die Graue steht draußen.« Er hatte die Stute vorhin ankommen gehört, hatte es an dem hämmernden Hufschlag und dem ruckartigen Halt erkannt, hatte sich aber nicht weiter darum gekümmert. »Dein Pferd ist irgendwo auf der Koppel. Es ist zu weit, um hinunterzulaufen und es zu holen. Du kannst hinter mir aufsitzen.«
    Sie rannten bereits zur Tür. Hail sprang in großen Sätzen vor ihnen her. Bán rief Efnís über seine Schulter zu: »Geh und finde Macha oder Airmid.

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