Die Herrin der Kelten
Invasion als persönliche Beleidigung aufgefasst.«
»Er ist sich darüber im Klaren, was sie tun werden, wenn sie hier erst mal festen Fuß fassen. Und er wird nicht der Einzige sein, der so empfindet.«
»Nein. Aber das ist der Grund, weshalb wir es uns nicht leisten können, ihn zu verlieren.«
Sie blickten am Bach entlang. Ardacos verband den letzten Verwundeten und erhob sich dann geschmeidig. Die letzten paar Tage hatten noch mehr als je zuvor deutlich gemacht, wie stark das Blut der Ahnen in ihm floss; es zeigte sich in seinen Bewegungen und in dem heftigen, unnachgiebigen Zorn, mit dem er kämpfte. Als Breaca ihn jetzt beobachtete, fühlte sie, wie ihr warm ums Herz wurde. Nach dem Sieg über Berikos waren sie fast ein ganzes Jahr lang ein Liebespaar gewesen, und es war auch heute noch so, dass sie die Welt in seiner Gegenwart als heller und freundlicher empfand.
Jetzt fing er ihren Blick auf, und sie hob lächelnd eine Hand, um ihn zu sich zu winken. Dann hielt sie abrupt inne, weil sein Blick an ihr vorbeigeschweift war und sein Gesicht plötzlich wie erstarrt wirkte. Breaca drehte sich um. Braint kam auf sie zugerannt, ohne jede Vorsicht oder Lautlosigkeit, und fuchtelte heftig mit den Armen, um zu zeigen, dass Gefahr drohte. Als sie nahe genug herangekommen war, dass sie sie über das Rauschen des Bachs hinweg hören konnten, blieb sie keuchend stehen und sagte: »Sie kommen! Ich habe ihre Standarten von der Kuppe der Anhöhe aus gesehen.«
»Wer kommt?«
»Die Legionen, die Kavallerie, die Gallier, die Germanen … die gesamte riesige Armee. Sie sind Tausende. Zehntausende. Die Kolonne reicht den ganzen weiten Weg bis zur See zurück. Gegen eine solch riesige Anzahl können wir uns nicht behaupten.«
Ein Schatten senkte sich auf die Gruppe herab. Dubornos machte das Unheil abwehrende Zeichen. Das Mädchen erbleichte und schlug sich die Hand vor den Mund. »Ich meinte, wir, die hier sind, können uns nicht...«
Breaca legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm. »Ich weiß, was du gemeint hast. Wir können uns nur dann gegen sie behaupten, wenn wir uns mit unseren Verbündeten zusammenschließen. Das haben wir ja schon immer gewusst. Ruf die anderen und sag ihnen, dass sie aufsitzen sollen. Wir werden zurückreiten und zu Caradoc und seinen Kriegern am Aalfluss stoßen.«
Der Aalfluss war der größte Fluss, den die Römer überqueren mussten, als sie von ihrem Anlegeplatz an der fernen Ostküste ins Landesinnere vorrückten. Die Gezeitenströme an der Mündung machten das Gelände zu beiden Seiten tückisch, aber der Fluss verengte sich ziemlich schnell, so dass es schon einen halben Tagesritt weiter landeinwärts eine Stelle gab, wo ein Pferd mühelos hindurchwaten konnte und ein Krieger einen Speer von einem zum anderen Ufer hinüberschleudern und erwarten konnte, dass er sein Ziel treffen würde. Es lag auf der Hand, dass dies genau die Stelle war, an der die Römer den Fluss überqueren würden, und Caradoc und seine gemischte Truppe aus Catuvellaunern und Ordovizern hatten dort umfangreiche Vorbereitungen getroffen, seit die Nachricht von der Ankunft der ersten römischen Kriegsschiffe eingetroffen war. Er hatte sie allerdings nicht alle mitgebracht. Wenn man die Krieger beider Stämme zusammenzählte, belief sich ihre Anzahl auf mehr als fünftausend; er hatte allerdings weniger als tausend Krieger mitgebracht - genug, um die Übergangsstelle über den Fluss zu sichern, aber nicht so viele, dass - falls sie von den Römern überwältigt wurden - die Hauptstreitmacht durch den Verlust empfindlich geschwächt würde. Diese Truppe wurde durch die meisten Krieger von Mona verstärkt, die auf Caradocs Instruktionen handelten; sie würden nicht von ihrer Anführerin getrennt werden, außer für kleinere Gefechte.
Alles in allem waren die Verteidiger fast dreitausend Mann, und sie hatten drei Tage lang ohne Unterbrechung gearbeitet. Das Ergebnis war so gut, wie es überhaupt nur sein konnte, sogar noch besser, als Breaca erwartet hatte. Als sie von den Hügeln herabritt und auf den Fluss zuhielt, konnte sie die Reihen von im Feuer gehärteten Pfählen erkennen, die aus dem Wasser herausragten, um auf den Feind zu zeigen. Felsblöcke von der Größe eines ausgewachsenen Schweins lagen dicht an dicht auf beiden Ufern verstreut und verwandelten das Gelände in den Albtraum eines jeden Kavalleristen, so dass sich kein Reiter ungehindert der Furt nähern konnte, um einen Speer über das
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