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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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jenseitige Flussufer gut zu erkennen und machte einen einladenden Eindruck, der Boden war sandig und frei von fauligen, abgestorbenen Blättern, und das Wintergras wogte in einer leichten Brise. Während sie die Szenerie betrachtete, schlängelte sich eine Wasserratte durch das Schilfrohr und hielt kurz inne, um Breaca mit glänzenden Augen anzustarren. Sie war das erste Lebewesen, das Breaca erblickte, seit sie die Siedlung verlassen hatte, und für einen kurzen, entsetzlichen Augenblick schien es so, als ob das alles gewesen sein sollte, als ob die Sache hiermit besiegelt wäre und Breaca nicht nur eingehüllt in den Gestank des ranzigen Bärenfetts zurückkehren sollte, sondern auch noch mit einer Wasserratte als Vision. Ihre Gedanken überschlugen sich und stießen dabei plötzlich mit den Geschichten der Großmutter zusammen, Geschichten von denjenigen, die aufgrund ihrer Arroganz Visionen geschickt bekommen hatten, die sie gar nicht sehen wollten. Doch selbst der Hochmütigste unter ihnen hatte nicht von einer Ratte geträumt. Breaca taumelte auf ihrem Stein, schwindelig vor Furcht und Schreck und auf eine Art und Weise gelähmt, wie es noch nicht einmal der Speerkämpfer der Coritani oder Amminios mit seinem Schwert vermocht hatten.
    Aus dem Wald ertönte plötzlich der Schrei einer Eule, ein Fuchs bellte und eine Füchsin antwortete, und irgendwo in der Ferne röhrte ein Hirschbulle, und mit einem Mal war der Bann gebrochen und die Nacht wieder von all den Dingen erfüllt, die zuvor gefehlt hatten. Die Ratte verharrte noch einen kurzen Moment und verschwand dann. Sie hatte keine Botschaft übermittelt und war folglich weder ein Traum noch eine Vision gewesen. Die Erleichterung war so überwältigend, dass Breaca regelrecht schwindelig wurde. In einem Ausbruch ungebändigter Energie rannte Breaca die letzten Schritte bis zur anderen Seite des Flusses, schlitterte über die Trittsteine und warf sich schließlich mit ausgestreckten Armen auf den knirschenden Sand der Uferböschung. Auf dem Gras brach sie zusammen, während ihr Atem in kurzen, keuchenden Stößen ging, und sie lachte und weinte zugleich und dankte dabei den Göttern und der Ratte und dem Fluss. Erst später, als sie sich wieder beruhigte, erinnerte Breaca sich an etwas, das Airmid ihr einmal in einem längst vergangenen Sommer gesagt hatte. Hüte dich vor dem Fluss. Es ist nicht ohne Grund, dass die Männer behaupten, er hätte die Macht, die Frauen in den Wahnsinn zu treiben. Besonders wenn der Mond auf das Wasser scheint, darfst du den Fluss höchstens im äußersten Notfall überqueren.
    Breaca wischte sich das Gesicht ab, setzte sich auf und betrachtete das Wasser. Unschuldig kringelte sich weißer Schaum um die Ränder der Steine. Die verschwommene Scheibe des Mondes leckte über jenen Trittstein, auf dem Breaca gestanden hatte. Sie wusste jetzt, dass sie wieder zurückkehren konnte. Wenn es sein musste, würde sie es wagen. Dennoch wollte sie versuchen, den Fluss das nächste Mal nach Möglichkeit erst wieder bei Tageslicht zu überqueren oder wenigstens zu einem späteren Zeitpunkt in der Nacht, wenn der Mond etwas weiter gewandert wäre. In der Zwischenzeit aber stand es ihr frei, dem Ruf des Schützen zu folgen. Sie erhob sich, wandte dem Fluss den Rücken zu und machte sich auf den Weg nach Osten in Richtung Sonnenaufgang.
    Ohne den Regen war die Nacht erstaunlich warm. Sie wanderte durch Buschland, zu mager bewachsen für Pferde, aber mit Anzeichen dafür, dass hier kürzlich Rotwild gegrast haben musste. Verkümmerter Weißdorn und Ebereschen, die einzeln oder in kleinen Gruppen standen, ließen, als Breaca vorbeischritt, in einer Brise ihre Blätter fallen. Etwas kräftiger wuchsen kleine Inseln von Stechginster, und ihre letzten Blüten schimmerten blassgelb im Licht der Sterne. Wohin sie auch blickte, überall war das Land vollkommen flach, sogar das sanfte Auf und Ab der Koppeln hinter dem Rundhaus fehlte hier. Die einzige Besonderheit dieser Landschaft war der Grabhügel, ein hoch aufragendes, dunkles Gebilde, das immer lauernder und massiger erschien, je näher Breaca ihm kam. Sie ging nicht in einer direkten Linie auf ihn zu, doch er lag auf dem von ihr eingeschlagenen Weg, und sie unternahm auch keinen Versuch, ihm auszuweichen. Dennoch wäre sie vielleicht an ihm vorbeigegangen, ohne ihn eines zweiten Blickes zu würdigen, wenn nicht plötzlich die Wolkendecke aufgerissen und der strahlend helle Vollmond zum Vorschein

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