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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Moment an erkannt haben musste oder es vielleicht schon immer gewusst hatte. Er fühlte ihren Blick auf sich und schenkte ihr sein kurzes, herzliches Lächeln. Es wärmte sie innerlich, so wie immer.
    Sie lächelte ihren Vater dankbar an, und als sie aufblickte, ertappte sie Caradoc dabei, wie auch er sie beobachtete. Sein Zorn war inzwischen verraucht und hatte Nachdenklichkeit Platz gemacht. Er hielt ihren Blick fest, seine Augen von einem Ausdruck wacher Intelligenz erfüllt, während er die Tatsache dessen, was er da vor sich sah, gegen die Geschichten abwägte, die er über die Kinder-Kriegerin der Eceni gehört haben musste. Ausgerechnet er sollte eigentlich den Unterschied zwischen der Wahrheit und den Mythen kennen, die sich bereits um eine einzige Tat rankten. Sie hielt ihr Schwert noch immer flach auf den Händen, Angebot eines Treueversprechens, das bisher noch nicht angenommen worden war. Die Gesetze des Kriegereides waren klar umrissen; wenn Caradoc ihn akzeptierte, würde er Breaca und sich selbst damit zu gegenseitigem Schutz verpflichten, und zwar sowohl auf dem Schlachtfeld als auch außerhalb davon. Es war ein Eid, der nur im Falle des Todes, der Entehrung oder der Blutschuld gebrochen werden durfte und der weder leichtfertig angeboten, noch leichtfertig akzeptiert wurde. Caradoc von den Drei Stämmen trat einen Schritt vor, legte seine rechte Hand auf das Schwertheft und sagte: »Breaca, Kriegerin der Eceni, ich nehme deinen Eid und deine Einladung an.« Sie tauschten ein heimliches Lächeln, unbemerkt von den anderen.
     
    Die Nacht näherte sich ihrem Ende. Am fernen Horizont glitt die Morgendämmerung wie ein versilbertes Messer zwischen das Unwetter und die See, und die Beschaffenheit des Lichts begann sich zu verändern. Dinge, die die nächtliche Dunkelheit bislang verborgen hatte, wurden jetzt allmählich sichtbar: die bei dem Schiffbruch erlittenen Schürfwunden und Blutergüsse und die weiße Narbe einer alten Brandwunde auf Luain mac Calmas Unterarm. Das Feuer weiter hinten auf der Landspitze war in der Zwischenzeit noch höher geworden, und das Knacken brennenden Treibholzes hallte von dort herüber, begleitet von fliegenden Funken und dichten Rauchschwaden. Die Männer der Greylag hatten schließlich aufgehört, die Flammen zu schüren, und saßen jetzt im Kreis um das Feuer herum, um ihre Kleider und ihr Haar zu trocknen und um deutlich zu machen, dass sie kein Interesse an der kleinen Gruppe hatten, die in Strandnähe versammelt war.
    Eburovic sagte: »Wir sollten uns zu euren Schiffskameraden am Feuer gesellen, bevor die Idioten es schaffen, die Flammen mit viel zu nassem Treibholz wieder zu ersticken, und wir gezwungen sind, den Rest der Nacht zitternd und frierend neben einem Haufen kalter...«
    »Nein. Warte.« Breaca stand ganz still da und hielt ihren Blick fest auf den Horizont geheftet, um nicht das schattenhafte Gebilde aus den Augen zu verlieren, das sie gerade eben entdeckt hatte. »Da draußen ist noch ein anderes Schiff, ein größeres.« Das Licht veränderte sich und machte die verschwommene Silhouette in der Ferne etwas deutlicher erkennbar. Breaca riss überrascht die Augen auf. Sie zeigte aufs Meer hinaus. »Ein sehr viel größeres. Da!«
    Die anderen drängten sich um sie herum und folgten der Richtung ihres Blicks zu jener Stelle weit draußen am Horizont, wo ein gespenstisch anmutendes Schiff - groß genug, um zehn Pferdeherden aufzunehmen - tief in den Wellen lag.
    Luain mac Calma sah es als Erster von den Übrigen. »Es sieht ganz danach aus, als sollten wir mit weiterer Gesellschaft beehrt werden.« In seiner Stimme schwang jetzt ein grimmiger Unterton mit. Er wandte sich zu Eburovic um. »Kann ich davon ausgehen, dass ihr nicht direkt mit Rom Handel treibt?«
    Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen. Eburovic wandte nicht eine Sekunde den Blick von dem Schiff am Horizont ab. »Wir sind die Eceni«, erwiderte er kurz angebunden. »Wir machen keine Geschäfte mit Rom.«
    »Natürlich nicht. Ich entschuldige mich. Und außerdem ist das da kein Handelsschiff. Es ist ein Transportschiff für Legionärstruppen, und das letzte Mal, als einer von diesen Transportern in unsere Küstengewässer kam, da war es ein Unfall; eines von Germanicus’ Schiffen wurde vom Kurs abgetrieben und sank. Caradocs Vater rettete die Überlebenden und schickte sie umgehend in die Arme ihres dankbaren Kaisers zurück.«
    »Und das Mal davor?«, fragte Caradoc leise. Er musste

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