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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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1. KAPITEL
    Hampstead Heath, England Mai 1812
    Es war eine fürchterliche Nacht zum Durchbrennen. Nach drei elenden Stunden hatte der Regen zwar endlich nachgelassen, aber nun kroch der Nebel über den schmalen Fahrweg, fahl beleuchtet vom spärlichen Mondschein.
    Alec MacLean, fünfter Viscount Hunterston, fuhr donnernd in den Hof des »Black Anvil Inn« ein, dass das Wasser in den schwarzen Pfützen aufspritzte.
    Johnston, der Reitknecht, trat unter dem tropfenden Dach des Gasthofs hervor. »Da sind Sie ja, Mylord. Spät dran, was?«
    »Meine Braut versteht sich anscheinend nicht auf die Uhrzeit«, erwiderte Alec achselzuckend.
    »Eine Frau, die einen vor dem Altar warten lässt, schreckt vor gar nix zurück«, prophezeite der alte Reitknecht verdrießlich.
    Alec ignorierte ihn jedoch und stieg vom Kutschbock. Johnston, ein mürrischer Waliser, war fast so etwas wie ein Familienerbstück. Normalerweise hätte Alec Einwände gegen eine derartige Schwarzseherei erhoben, aber diesmal fürchtete er, sein Reitknecht könnte Recht behalten.
    Der Wagenschlag knarrte, als die Insassin der Kutsche versuchte, die Tür aufzudrücken. Johnston knurrte: »Klemmt das Ding schon wieder?«
    »Leider. Aber wir haben ohnehin keine Zeit, uns hier aufzuhalten.« Alec sah auf die Uhr. Es war kurz vor zehn Uhr. Wenn man den erbärmlichen Zustand der Straßen in Betracht zog, hatte er die Strecke in bemerkenswert kurzer Zeit bewältigt.
    Die Geräusche aus der Kutsche steigerten sich zu einem lautstarken Klopfen, das gar nicht mehr aufhören wollte. Interessiert schaute Johnston auf die Kutsche. »Ihre Braut kommt mir ganz schön energisch vor. Ob sie es sich mit der Hochzeit anders überlegt hat?«
    »Bei der riesigen Erbschaft, die mir ins Haus steht? Höchst unwahrscheinlich.« Eitel und verwöhnt wie sie war, hatte Therese von Anfang an deutlich gezeigt, was sie wollte: Geld, Macht und einen hohen Rang.
    Die Kutsche geriet ins Schwanken, als die Insassin mit aller Wucht gegen die Tür zu donnern begann und ihrem Begehr mit gedämpften Rufen Nachdruck verlieh. Seufzend steckte Alec die Uhr wieder ein. »Zehn Minuten können wir wohl erübrigen, aber mehr nicht. Lassen Sie die Pferde wechseln, Johnston. Die Tiere haben sich den ganzen Weg durch diesen verfluchten Schlamm kämpfen müssen.«
    Der alte Reitknecht schüttelte den Kopf. »Sie hätten nicht so lang warten dürfen mit Ihrer Hochzeit. Wenn Sie mich fragen, haben Sie damit das Schicksal herausgefordert.«
    »Mein Großvater wollte diese Hochzeit, nicht ich«, erwiderte Alec schroff.
    »Sie sind genauso widerborstig wie der alte Herr, was? Wenn der sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, war nichts mehr mit ihm anzufangen.« Mit einem Blick auf die wild schwankende Kutsche fügte der Reitknecht hinzu: »Aber vielleicht haben Sie hier Ihre Meisterin gefunden.«
    »Mit Therese Frant komme ich schon zurecht«, entgegnete Alec kurz angebunden.
    Johnston schnaubte ungläubig. »Ich besorg Ihnen einen schönen starken Drink, während die Pferde gewechselt werden. Das ist jetzt genau das Richtige für Sie.«
    Alec nickte, und der Alte schlurfte ins Gasthaus. Sich innerlich wappnend, wandte Alec sich dann der Kutsche zu. Besser, er brachte es rasch hinter sich. Zum Glück wusste er ganz genau, wie er mit seiner Braut umzugehen hatte.
    Therese Frant war beileibe nicht die spröde Unschuld, die sie zu sein vorgab. Dazu hatte sie - seit sie das Ausmaß seiner Erbschaft in Erfahrung gebracht hatte - viel zu oft versucht, ihn in irgendeine verborgene Nische zu ziehen und sich wie eine Klette an ihn zu hängen.
    Ihre Mutter, eine notorisch nachlässige Anstandsdame, unternahm kaum Anstrengungen, ihre Tochter zu zügeln. Die Aufgabe, die sinnliche Therese im Auge zu behalten, hatte statt ihrer irgendeine Cousine übernommen, eine unscheinbare junge Dame, die ihre Pflichten so ernst nahm, dass man sie nur den »Drachen« nannte. Kurzsichtig durch dicke Brillengläser linsend, bemühte sie sich nach Kräften, Thereses fatalem Hang zum Untergang entgegenzuwirken.
    Schade, dachte Alec erschöpft. Wenn Therese in einen Skandal verwickelt gewesen wäre, hätte er die verknöcherten Testamentsvollstrecker dazu bringen können, die Bedingungen zu ändern. Aber jetzt war es zu spät. Er würde das nervenaufreibende Mädchen heiraten müssen.
    Er riss den Wagenschlag auf, packte Therese am Handgelenk und zerrte sie heraus. Sie fiel direkt in seine Arme, wobei ihr der Hut ins Gesicht rutschte. Es wäre

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