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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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das Verlangte und beobachtete dann, wie er - noch immer vor sich hinsingend - die Haare und die Nägel sorgsam in das Feuer legte, das er zu Beginn jedes Arbeitstages anzündete. Er tat auch noch andere Dinge, Riten, die sie ihn noch nie zuvor hatte vollziehen sehen, und die Schmiede wurde Tag für Tag wieder zu einem Ort ganz neuer Entdeckungen.
     
    Anderswo in der Siedlung war Bán damit beschäftigt, seinen Jagdhundwelpen aufzuziehen. Das anfangs so kleine, schwächliche Tier war bald größer und kräftiger geworden und hatte gelernt, seine Beine zu gebrauchen. Seine Augen, die so hellblau wie der Himmel gewesen waren, als sie sich öffneten, hatten sich danach zuerst grau verfärbt, so wie die seines Vaters, und waren dann schließlich braun geworden, so wie Machas und Báns. Mit längeren Beinen und größerem Sehvermögen ausgerüstet, hatte er schnell die Lust daran verloren, Schnecken, Würmer und Käfer zu jagen, und war dazu übergegangen, die Hühner zu scheuchen und die Stuten zu ärgern. Noch ein bisschen größer geworden, begriff er, dass es sich lohnte, die Bratfeuer im Auge zu behalten, und Camma, Nemmas jüngere Schwester, die die Feuer beaufsichtigte, fand sich tagtäglich in einen Kampf verwickelt, bei dem der Sieger mindestens einen Teil von einer kompletten Mahlzeit errang und der Verlierer womöglich hungern musste. Sie gewann diesen Kampf nicht immer.
    Mit dem milden Frühlingswetter kamen auch die Händler wieder. Als Erster erschien Arosted, der zierliche, drahtige Salzhändler, der jedes Jahr die Pfade heraufkam, noch bevor der letzte Schnee geschmolzen war, und seine Kolonne von Packponys führte, begleitet von seinem Sohn und seiner Tochter und zwei seiner Halbcousins, die je nach Bedarf als Helfer, Träger oder Wächter fungierten. Er legte seine Salzbrocken, noch trocken und bröckelig von den Trockenöfen, in einer der Scheunen aus, und dann begann das Feilschen. In den vergangenen Jahren hatte er sein Salz immer gegen Waffen eingetauscht. Da aber das Volk der Dobunii, auf dessen Land sich die Salzquellen befanden, inzwischen mit seinen Nachbarn im Süden Frieden geschlossen hatte, nahm er in diesem Jahr statt der Waffen Broschen und Gürtelschnallen von Eburovic, außerdem zwei Jagdhundwelpen, die aus Machas Zucht stammten und Abkömmlinge einer viel versprechenden jungen Jagdhündin waren, und obendrein noch zwei Rehfelle, präpariert von Nemma, der die Rehgeiß in ihren Träumen erschien und die das Fell dieser Tiere weicher und schmiegsamer gerben konnte als jeder andere.
    Arosted war aber nicht nur Salzlieferant, sondern er brachte nach dem langen Winter auch die ersten Neuigkeiten aus der Außenwelt mit, für die er ebenfalls gut bezahlt wurde. Als sich der Trubel um das Feilschen und Tauschen wieder etwas gelegt hatte, nahm er Eburovic und Macha beiseite, um ihnen die Nachricht mitzuteilen, die die Stammesältesten der Coritani ihn zu übermitteln beauftragt hatten - nämlich, dass sie drei ihrer jüngeren Krieger zu Beginn des Winters aus dem Stamm ausgestoßen hatten, und zwar als Vergeltung für einen Überfall, der gegen die Gesetze der Götter und der Menschen ging. Die Stammesältesten legten größten Wert darauf, klar zu stellen, dass sie niemals und unter gar keinen Umständen ihre Einwilligung dazu gegeben hätten, einen Angriff auf eine hochschwangere Frau zu verüben, und ganz besonders nicht auf eine Frau, die so viel Achtung bei den Göttern genoss wie die verstorbene Anführerin der Eceni.
    Als Macha höflich andeutete, dass die Stammesältesten der Coritani nicht ganz unbekannt für ihre Neigung waren, Lügen zu verbreiten, zeigte Arosted ihnen den Armreif aus massivem Gold, den man ihm gegeben hatte, um sicherzustellen, dass die Nachricht schnell überbracht wurde und vor allem den Richtigen zu Ohren kam. Wenn die Coritani logen, dann ließen sie sich ihre Lüge zumindest einiges kosten. Eburovic gab ihm im Austausch für seine Dienste ein kastanienbraunes Pferd, das erst kürzlich zugeritten worden war, und einen Dolch aus Eisen, dessen Heft mit Kupferdraht umwickelt war. Es wurde als ein faires Tauschgeschäft erachtet.
    Der Salzhändler zog weiter, und mit dem Neumond kamen andere Händler, vor allem aber Gunovic, der Pferdezüchter, Krieger und reisender Schmied in einem war - und überdies der einzige Waffenschmied seit Menschengedenken, der es mit Eburovics Kunstfertigkeit aufnehmen konnte. Er kam von Süden her geritten und brachte Stangen aus Roheisen

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