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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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von Trittsicherheit und Schnelligkeit aufzugeben. Breaca gab ein Zeichen, und fünf Mitglieder der Truppe hängten sich ihre Speere auf den Rücken, holten ihre Steinschleudern hervor und öffneten die Beutel mit Flusssteinen, die an ihren Gürteln hingen. Die Steinschleuderschützen waren Breacas Geheimwaffe: ausgebildet und angeführt von Cumal von den Silurern, der meisterhaft mit der Schleuder umzugehen verstand. An einem guten Tag konnten sie innerhalb von zwei Herzschlägen einen Mann mitsamt seinem Pferd zu Fall bringen. Breaca beugte sich hinunter, legte ihre Hand auf den Schlangenspeer, der mit roter Farbe auf die Schulter der grauen Stute aufgemalt war, und betete zu der älteren Großmutter um einen erfolgreichen Tag.
     
    Die Reiter waren Gallier; so viel zumindest konnte man an ihrer Statur und an dem fahlblonden Haar erkennen, das in langen Zöpfen unter ihren Helmen hervorhing. In jeder anderen Hinsicht glichen sie römischen Kavalleristen, bewehrt mit eisernen Rüstungen und bewaffnet mit Speeren und Langschwertern und ovalen, schwarz bemalten Schilden, auf denen goldene Blitze und das Zeichen des Adlers prangten. Sie entdeckten Braint, die gerade auf freiem Gelände Feuerholz sammelte, und fühlten sich wie von den Göttern gesegnet. Sie hatte sich den tarnenden Schlamm vom Gesicht gewischt und ihr Haar hochgebunden, und ihre Tunika flatterte oberhalb ihres Gürtels im Wind, so dass eine von einer braunen Knospe gekrönte Brust zu sehen war, als sie sich bückte, um einen weiteren Zweig aufzuheben. Die Gallier brüllten aus einiger Entfernung und nahmen die Verfolgung auf. Braint schrie gellend auf, ließ ihr Holz fallen und rannte auf den Buchenwald zu, während sie im Laufen ihr Haar im Nacken zusammenfasste. Sie war die beste Läuferin ihrer Altersgruppe auf Mona, aber die Gallier waren beritten und sie nicht. Breaca, die das Geschehen von ihrem Aussichtspunkt hoch oben im Wald aus beobachtete, ballte ihre rechte Hand zur Faust und versprach jedem von ihnen, der es wagte, Braint anzufassen, einen langsamen Tod.
    Das Mädchen hastete zwischen den Bäumen hindurch, und als die Gallier sie das nächste Mal sahen, war sie in Begleitung eines Mannes, vielleicht ihr Vater oder auch ihr Bruder; auf jeden Fall war der Mann weder groß und kräftig, noch war er augenfällig bewaffnet. Das Mädchen und ihr Begleiter waren zu Pferd und flohen ein sauber gerodetes Tal hinauf, auf beiden Seiten von Wäldern umschlossen und mit einer steilen Anhöhe am anderen Ende, von der aus es kein Entrinnen mehr gab. Die Gallier sagten ihren Göttern laut jubelnd Dank. In den Wäldern oberhalb des Tals schnaubte eine graue Stute und wurde hastig zum Schweigen gebracht. Ein weiß gescheckter Jagdhund knurrte drohend, jedoch zu leise, als dass sie ihn hätten hören können, und das Fell in seinem Nacken richtete sich auf wie eine Bürste.
    Das Mädchen und ihr Vater erreichten das Ende des Tals und drehten sich um, von ihren Verfolgern in die Enge getrieben. Erst jetzt war zu erkennen, dass sie tatsächlich beide bewaffnet waren, aber das machte den Spaß nur umso größer. Die Gallier verlangsamten ihr Tempo und riefen nach ihren Kameraden, den Jägern, pfiffen sie von der frischen Fährte eines Rehs zurück. Die Jäger waren kleiner und dunkelhäutiger als ihre gallischen Gefährten, und sie fluchten lästerlich auf Lateinisch, bis sie das Mädchen erblickten. Da machte einer von ihnen eine scherzhafte Bemerkung auf Gallisch über ein Festmahl aus Menschenfleisch. Auf dem Abhang oberhalb des Tals fletschte ein weizenblonder Junge von den Coritani grimmig die Zähne und sagte: »Der da gehört mir!«
    Der erste der Gallier war nur noch eine knappe Speerwurflänge von Ardacos entfernt, als plötzlich ein Schleuderstein von dem bewaldeten Abhang herabsauste und ihm den Schädel zerschmetterte. Sein Gefährte riss für einen flüchtigen Moment seinen Blick von Braints Schwertarm los und starb röchelnd und mit aufgeschlitzter Kehle. Der Möchtegern-Kannibale erstickte wenige Augenblicke später an der scharf geschliffenen Spitze eines geschleuderten Speeres, dessen Schaft mit den Federn eines roten Habichts geschmückt war.
    Der Gallier, der die Truppe anführte, war kein dummer Mann; seine Patrouille war nicht die Erste, die von den feindlichen Barbaren angegriffen wurde, und er hatte die Berichte von denjenigen seiner Vorgänger gelesen, die mit dem Leben davongekommen waren. Befehle rufend, riss er sein Pferd herum, um

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